Liebe Noni123
Danke für Ihre Anfrage und die bereits gemachten Präzisierungen. Ihre Anfrage tönt überhaupt nicht unprofessionell, ich höre immer wieder von ähnlichen Situationen.
Wie ist das Vorgehen an Ihrer Schule mit SuS, welche im Unterricht Schwierigkeiten haben und speziell bei Kindern, welche neu an der Schule sind und kein/kaum Deutsch können? Ich würde grundsätzlich gleich vorgehen, unabhängig von der Nationalität des Kindes.
Für Sie mit Ihrem Pensum von 3 Lektionen an der Klasse ist die Zusammenarbeit mit der Klassenlehrperson zentral. Zusammen mit ihr können Sie die weiteren Schritte besprechen. Sie schreiben, dass Sie neu an der Schule sind. Die Klassenlehrperson wird wissen, wann es gilt die Schulleitung und/oder die Schulsozialarbeit (falls vorhanden) miteinzubeziehen. Falls noch kein Kontakt mit den Eltern stattgefunden hat, kann es sinnvoll sein, diese zu informieren und mit ihnen mögliche Schritte zu besprechen. Ob Sie am Gespräch mit dabei wären oder «nur» die Klassenlehrperson, können sie gemeinsam klären.
Haben Sie beobachtet, dass es irgendetwas gibt, auf das der Schüler anspricht? Z.B., wenn er einzeln arbeiten kann oder wenn die Assistentin neben ihm sitzt und ihn unterstützt oder…? Verstärken Sie alles, was (ein bisschen) funktioniert. Damit meine ich auch, dass Sie versuchen können, den Fokus so stark wie möglich auf das Gelingende und auf die Stärken des Schülers zu richten.
Sie schreiben, dass der Schüler nicht viel versteht und er DaF hat. Meinen Sie damit den DaF online Unterricht mit einer ukrainischen Lehrperson?
Falls dem so ist, könnte allenfalls diese DaF-Lehrperson den Schüler am Ende einer Stunde, wenn sich die anderen bereits ausgeloggt haben, auf Ukrainisch fragen, wie es ihm geht und was er brauchen würde, damit er mehr mitmachen kann im Unterricht. Die DaF-LP müsste dafür aber angefragt werden und ist nicht verpflichtet, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Bei Anliegen zum DaF-Unterricht können Sie (oder die Klassenlehrperson) sich auch an die Projektleiterin Therese von Arb (therese.vonarb@phbern.ch) wenden.
Sollte der Schüler möglicherweise psychologische Probleme haben, allenfalls aufgrund von Kriegs- und Fluchterlebnissen, gibt es eine spezielle Anlaufstelle dafür. Es ist nicht Ihre Aufgabe dies zu diagnostizieren!
In einem Gespräch könnten die Eltern bei allfälligem Bedarf auf das Angebot aufmerksam gemacht werden. Die Eltern könnten dann, unabhängig von der Zusammenarbeit mit der Schule, das Angebot beanspruchen oder nicht.
Ich weiss nicht, wie lange der Schüler bereits an dieser Schule ist. Was ich wichtig finde: Geben Sie allen Zeit: dem Schüler, den Mitschüler*innen und SICH. Falls Sie tendenziell eher hohe Erwartungen an sich haben, dann erlauben Sie sich, diese zu senken. Versuchen Sie es auszuhalten, wenn der Schüler wenig spricht und nicht mitmacht, machen Sie Lernangebote und wenn er diese nicht annimmt, nehmen Sie es nicht persönlich. Freuen Sie sich an jedem kleinen positiven Ereignis.
Vernetzten Sie sich. Gerade nächsten Dienstag, 22.11.2022 findet ein online Fokustreffen Ukraine: Ukrainische Kinder neu bei mir in der Klasse statt. Dort können Sie Ihr Anliegen einbringen und mit anderen diskutieren.
Nun hoffe ich, dass ich Ihnen einige Anregungen geben konnte.
Freundliche Grüsse
Zebi03