Individuelle Kompetenzen abbilden

Grundsätzlich scheint mir der neue Lehrplan 21 eine gute und differenzierte Grundlage für meine Unterrichtsplanung zu sein. Mir ist jedoch nicht klar, wie ich die individuellen Kompetenzen meiner SuS jeweils auf den Kompetenzstufenmodellen der betreffenden Fächer abbilden kann. Das scheint mir eine unlösbare Aufgabe zu sein.

Liebe Kollegin, lieber Kollege

Besten Dank für deine Frage.

Du hast natürlich Recht. Du müsstest nichts anderes mehr tun im Unterricht als beobachten und einschätzen um jeden Schüler, jede Schülerin für alle Aspekte auf der «richtigen» Kompetenzstufe einordnen zu können.
Das Kompetenzstufenmodell des Lehrplans ist eine (künstliche) Auslegeordnung, die aufzeigt, wie Kompetenzen systematisch aufgebaut und weiterentwickelt werden können. Beurteilen können Lehrpersonen nur das, was sie sehen und beobachten können. Dies ist in der Regel etwas Komplexes.
Und für die Aufgabenstellungen, welche Aktivitäten auslösen, sind wir selbst verantwortlich. Beurteilung beginnt bei der Planung von Lernsituationen. Dort legen wir fest, was und wie gelernt werden soll und mit welchen Formen wir beurteilen, also Rückmeldungen geben, Leistungen «messen» etc.
Eine professionelle Beurteilung heisst also das beurteilen, was die Schülerinnen und Schüler im Unterricht lernen konnten.

Liebe Kollegin, lieber Kollege,
Spontane, entsprechend oberflächliche und kurze Antwort: Die Schule hat den Auftrag, SuS optimal individuell zu fördern. Das ist möglich, wenn für alle die Lernziele transparent sind, gleichzeitig die Fähigkeiten, eigenes Denken und Handeln realistisch einzuschätzen, geschult werden. Das ist möglich, wenn SuS lernen, schriftlich ihr Arbeitsverhalten fest zu halten, die Berichte mit der LP besprechen.
Wenn SuS bemerken, dass es um ihr individuelles Lernen geht, und nicht um die Frage, wer die besten Leistungen in einer Klasse erbringt, können enorme Energien frei gelegt werden. Diese Förderorientierung stellt eine anspruchsvolle Haltungsänderung für Lehrpersonen dar. Die umso wirksamer ist, je mehr Lehrpersonen in einem Kollegium diese Haltung teilen.