Ich arbeite zurzeit als IF in drei verschiedenen Schulhäusern vom KG bis zur 9. Klasse. Die Ausbildung zur Heilpädagogin werde ich erst noch beginnen.
Ich arbeite eng mit den Klassenlehrpersonen zusammen. Unsere Lektionen sehen so aus, dass wir Sequenzen im Teamteaching arbeiten, ich teilweise mit einer Kleingruppe etwas erarbeite, ich eine Halbklasse betreue oder dass ich bei individuellen Problemen während kurzen Sequenzen etwas mit einem Kind einzeln erarbeite.
Nun habe ich das Problem, dass ich 2 Kinder habe, die auf keinen Fall in der Klasse auffallen wollen. Dies bedeutet natürlich auch, dass es für die Kinder „schlimm“ ist, wenn ich mich zu ihnen setze oder mit ihnen individuell ein Problem bearbeiten möchte. Zudem ist es für die Kinder kaum möglich individuelle Hilfestellungen wie Büchermarkierungen usw. anzunehmen.
Wie könnte ich die Kinder dazu bringen, die Hilfe anzunehmen und diese als Gewinn zu sehen?
Die Erfahrung, von der Du berichtest, machen viele IF-Lehrpersonen. Die Tatsache, dass die zwei erwähnten Kinder nicht durch die Unterstützung, die Du ihnen zugedacht hast, auffallen wollen, darfst du also schon einmal keinesfalls persönlich nehmen. Es gilt zunächst, ihre Entscheidung zu akzeptieren und nach anderen Herangehensweisen zu suchen.
Wenn sich die beiden Kinder gegen die Form der Hilfe wehren, dass Gefühl haben, sie würden besonders behandelt und in der Folge vielleicht durch die Mitschülerinnen und –schüler ausgegrenzt, dann ist das ja zunächst eine gut verständliche Angst. Für sie ist wichtig zu erleben, dass in der Klasse generell eine Kultur der Vielfalt gelebt wird. Nicht alle können alles gleich gut, auch andere bekommen Hilfe, es gibt generell auch für andere Lernende individualisierte, auf sie zugeschnittene Aufgaben. Es ist also normal, verschieden zu sein! Alle lernen an unterschiedlich schweren Inhalten mit unterschiedlichen Formen der Unterstützung.
Das Lernen zu lernen ist ja zudem eine der zentralsten Aufgaben in der Schule. So ist es eigentlich für alle Schülerinnen und Schüler interessant zu erfahren, was es für Möglichkeiten gibt, sich sozusagen selbst beim Lernen zu helfen. Können wirklich nur die zwei fokussierten Kinder von Markierungen im Buch profitieren, um dieses von dir erwähnten Beispiel stellvertretend für andere Lernhilfen aufzugreifen? Wäre es eine Option, mit allen Schülerinnen und Schülern Lernstrategien vorzustellen und immer wieder zu thematisieren?
Vielleicht kannst du beispielsweise Angebote zur Wiederholung bzw. Vertiefung von Schulstoff für alle anbieten. Die Kinder bzw. Jugendlichen dürfen freiwillig zu dir kommen. Vielfach ist es so, dass dann die Schülerinnen und Schüler mit ausgewiesenem bzw. erkanntem Unterstützungsbedarf zunächst interessiert beobachten, dass Mitlernende von diesem Angebot Gebrauch machen und dann von sich aus dazu stossen.
Regen dich diese Überlegungen zum Ausprobieren an? Ich bin gespannt.