Die Integration der Psychomotoriktherapie in den regulären Unterricht gestaltet sich nicht einfach; wer hat hier gute Erfahrungen mit entsprechenden Projekten oder Prozessen gemacht?
Guten Tag
Die Frage nach der integrativen Psychomotorik ist in meinen Augen sehr wichtig und muss in den nächsten Jahren unbedingt weiterverfolgt werden.
Ich arbeite seit zwanzig Jahren als Psychomotoriktherapeutin und bin Dozentin für Psychomotorik / Grafomotorik am Institut für Heilpädagogik der PHBern.
Grundsätzlich gilt es in der Psychomotorik zu unterscheiden zwischen therapeutischen Settings, welche mehrheitlich in den Psychomotorikräumen stattfinden und Settings zur Förderung und/ oder Prävention, welche im Rahmen des Schulalltags mit grösseren Gruppen oder ganzen Klassen durchgeführt werden können. Ich selbst bin überzeugt, dass Psychomotorik im Schulalltag Kindern mit psychomotorischen Schwierigkeiten den Alltag enorm erleichtern, im besten Fall sogar bei einigen Kindern eine Psychomotoriktherapie überflüssig machen oder verkürzen kann. Dies gilt insbesondere auch für den grafomotorischen Bereich, welcher - mangels Verankerung im aktuellen Lehrplan (im Lehrplan 21 wird die Grafomotorik wieder ins Fach Deutsch integriert) - oftmals schlichteg vergessen wird. Eine schlechte Schreibdidaktik wiederum führt zu einem enormen Anstieg an Kindern mit grafomotorischen Schwierigkeiten.
In den letzten Jahren sind in vielen Gemeinden integrative Projekte im Bereich Psychomotorik angelaufen - mehrheitlich mit sehr gutem Erfolg. Diese betreffen aber vorwiegend die fördernde und präventive Arbeit der Psychomotorik. Das effektive Therapien integriert stattfinden ist momentan die Ausnahme, wäre aber in bestimmten Fällen gut denkbar. Es gilt dort aber sorgfältig vorzugehen und abzuwägen, bei welchen Kindern die integrierte Therapie förderlich ist und bei welchen Kindern hinderlich. Nicht jedes Problem kann vor der ganzen Klasse angegangen werden, da das Kind sein Gesicht vor der Peergruppe wahren muss.
Es wäre sicher sinnvoll, mit dieser Frage in direkten Kontakt mit der Psychomotorik-Stelle an ihrem Wohnort zu gelangen.
Ein hilfreiches Buch für eine allfällitge Zusammenarbeit im Schulalltag ist von Lienert et al. (2010): „bewegt und selbstsicher. Psychomotorik und Bewegungsförderung in der Eingangsstufe“, welches im schulverlag erschienen ist.
Habe ich ihre Frage einigermassen fassen können, auch wenn ich kein konkretes Beispiel beschriebe? Möglichkeiten und Grenzen sind bei den einzelnen Therapiestellen sehr unterschiedlich - oftmals sind leider keine Lektionen für diese Arbeit vorgesehen, welche eigentlich der Integrativen Förderung anzugliedern ist, sinnvollerweise aber von der Psychomotoriktherapeutin oder dem Psychomotoriktherapeuten durchgeführt wird.