Unterstützung durch DaZ Lehrkraft

Seit kurzer Zeit ist ein Kind, das gar keine Deutsch Kenntnisse hat, in meiner Klasse (Mischklasse Mittelstufe) Ich habe die DaZ Lehrperson als Fachperson für die Eingliederung des Kindes um Material gefragt, ebenfalls bat ich sie, dem Kind jeweils Aufträge mitzugeben. Ihre Antwort lautete, dass dies keinen Sinn mache, das Kind verstehe am Anfang nichts und käme dann mit der Zeit in die Sprache rein, Übungen würden nur abgearbeitet ohne dass sie verstanden würden. Ebenfalls schlug sie vor, ich solle ein anderes Kind zum „Bilderbuch erzählen abkommandieren“ so lerne das fremdsprachige Kind am schnellsten. Ich hätte gerne von einer Expertin eine Antwort darauf, wie ich am besten vorgehe. Eine Lektion DaZ kann das Kind pro Woche besuchen.

Liebe tallulah

Als Kollegin, die selber sehr lange als Lehrperson für zusätzliche Lektionen Deutsch als Zweitsprache (DaZ) erteilt hat, ist für mich nicht ganz klar, ob dieses Kind ganz neu in die Schweiz eingereist ist (z.B. als unbegleitete minderjährige Asylsuchende UMA) oder ob es bereits eine Schulklasse in Ihrer Schulgemeinde besucht hat und mit seiner Familie in der Schulgemeinde wohnt. Weiter wäre es wichtig zu wissen, ob diese Schülerin oder dieser Schüler mit nicht deutscher Erstsprache mittels Sprachstandserfassung erfasst wurde und ob er/sie auf das lateinischen Alphabet zurückgreifen kann. Auf welche Ressourcen kann zurückgegriffen werden (z.B. Kulturvermittelnde, Lehrpersonen in Heimatlicher Sprache und Kultur (HSK), Eltern und weitere Vertrauenspersonen)?

Es ist ja nicht so, dass ein Kind noch gar keine Kenntnisse in einer Sprache hat, sondern es befindet sich am Anfang eines langen, über Jahre dauernden Erwerbsprozesses. Tatsächlich stehen zu Beginn eines Spracherwerbsprozesses die rezeptiven Fähigkeiten wo ein Kind oder ein Jugendlicher die neue Sprache mit den vorhandenen Sprachkompetenzen vergleicht und z.B. Ähnlichkeiten in der grammatikalischen Struktur abgleicht oder untersucht, ob für die neue Sprache weitere Lautverbindungen erlernt werden müssen

Ein weiteres Feld eröffnet sich für die ganze Schule. Wie gut kennen die einzelnen Akteursgruppen (Gemeinde, Schulkommission, Schulleitung, Fachlehrpersonen, Klassenlehrpersonen, DaZ-Lehrperson) den DaZ-Leitfaden? In dieser Orientierungshilfe finden sich Hinweise zu Verantwortlichkeiten (S. 22-24); aber auch Angaben zur Lektionendotation (S. 12). Im Kanton Bern gibt es nebst Einzellektionen DaZ die Angebote des Intensiv- und Aufbaukurses für SuS mit noch geringen Kenntnissen der Unterrichtssprache.

Bei all diesen Hinweisen gilt weiter, dass jeder Unterricht auch Sprachunterricht ist, d.h. dass eine Zusammenarbeit aller Lehrpersonen sehr wichtig ist, dass untereinander abgesprochen wird, welche Hilfen und Unterstützungsmassnahmen für ein mehrsprachiges Kind wann und von wem bereit gestellt werden (z.B. Schlüsselwörter, Wortbausteine für eine erste Orientierung, Textentlastungen).

Können Sie aus diesen Hinweisen die nächsten Schritte ins Auge fassen?
Ich wünsche viele spannende Momente - auch beim Entdecken der bereits vorhandenen Ressourcen.

Ich war einmal in einer ähnlichen Situation: Das Kind war seit 3 Monaten in der Schweiz. Eigentlich sollte es morgens im Nachbarort 2 Stunden DaZ besuchen und nachmittags in seiner künftigen Stammklasse integriert werden. Ich sprach mich mit dem DaZ-Lehrer ab und das Kind konnte in die erste Schicht (7-9) und kam mit dem 9-Uhr-Postauto zu uns und war von kurz nach 9 bis nachmittags um 4 im Sprachbad in seiner Stammklasse (4. Primar - alle Fächer, es „verpasste“ ja nur etwas mehr als die erste Lektion). Was das Mädchen verstand und was es einfach kopierte (von der Tafel oder von den Kindern) erschloss sich mir anfangs nicht immer. Irgendwann zwischen Herbst- und Weihnachtsferien begann es in Gruppen oder der Halbklasse zu sprechen. Im folgenden Schuljahr konnte es dem normalen Unterricht folgen.

Ich denke, dass als erster Schritt vor allem das intensive Sprachbad dazu beigetragen hat (DaZ mit Hausaufgaben + Regelklassenunterricht mit anfänglich reduzierten Anforderungen).

Die Integration in die Klasse (Kolleginnen, abmachen, wirklich dazugehören, erfolgte erst gegen Ende des Schuljahres - an der Schulreise :wink: , war dann aber für die Konsolidierung in der 5. und 6. Klasse natürlich enorm wichtig.