Ich unterrichte an einer 8./9. Klasse. Ein Mädchen, ich nenne sie Martina, fällt schon seit Jahren auf. Sie ist sehr dünn, zieht sich zurück und fühlt sich ausgegrenzt. Ich selber habe einen guten Draht zu ihr.
Nun ist es in der Landschulwoche zum zweiten Mal zu einem Eklat gekommen. Einige Mädchen haben sie wegen ihrem Essverhalten ausgelacht – sie isst nur sehr wenig. Martina hat der Mutter angerufen, diese holte das Mädchen am Mittwoch ab, was sie vor zwei Jahren während einer Landschulwoche auch schon gemacht hat. Danach hat sie den Schulbesuch verweigert, im Moment kommt sie also nicht in die Schule.
Aus meiner Sicht ist das eine Überreaktion. Auch die Schülerinnen und Schüler sind sich einer Schuld nicht bewusst. Trotzdem spricht Martina ganz klar von einem Mobbing.
Ich weiss nun nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Wer hat Erfahrung mit Mobbing?
Besten Dank für Antworten.
Liebe Grüsse
Zu dieser Anfrage, möchte ich ein paar Gedankengänge beisteuern.
Martina fällt seit Jahren auf, ist sehr dünn und zieht sich zurück. Zum zweiten Mal wurde sie in der Landschulwoche von der Mutter nach Haue geholt. Sie kommt nicht mehr in die Schule. All dies weist darauf hin, dass bei Martina Einiges nicht im Lot ist. Sie sagen, Sie hätten einen guten Draht zu ihr. Finden Gespräche statt, in denen dieses spezielle Verhalten thematisiert werden darf?
Die andern Mädchen der Klasse scheinen genau zu beobachten, nehmen Aussergewöhnliches wahr, sagen etwas darüber. Martina fühlt sich dadurch ausgegrenzt. Möchte sie lieber, dass dieses Thema tabu bleibt? Handelt es sich hier wirklich um Mobbing oder geht es in Richtung Essstörung? Bei Mädchen in diesem Alter dreht sich viel ums Essen, Gewicht, den Körper überhaupt. Die gegenseitige Beobachtung unter den Peers läuft auf Hochtouren. Weisen diese Mädchen, wenn auch etwas ungeschickt, auf etwas hin, das angegangen und enttabuisiert werden müsste? Spielt eventuell auch eine Portion Neid oder sogar Angst mit, weil Martina so dünn ist?
Bei so vielen offenen Fragen drängen sich Klärung und Transparenz auf allen Ebenen auf. Es ist sicher lohnenswert das Gespräch mit Martina und ihrer Mutter, mit den betroffenen Mitschülerinnen zu suchen und zu schauen, worum es wirklich geht. Im Moment ist wohl die Rolle der/des Klärenden und später jene der/des Vermittelnden gefragt. Wichtig ist es, nicht wegzuschauen. Dies gilt sowohl für ein mögliches Mobbing als auch bei einer möglichen Essstörung.
Mit guten Wünschen für eine erfolgreiche Klärung und Vermittlung
Nicht nur Schüler werden im Internet gemobbt, auch Lehrer sind Opfer des Cyber-Mobbings. Eine Studie der britischen Universität Plymouth belegt, dass Eltern das Internet offenbar gern zur direkten Beschwerde, bis hin zum Mobbing nutzen.
Artikel dazu im aktuellen Schulspiegel: Cyber-Mobbing-Studie: Die Eltern pöbeln mit - DER SPIEGEL
Zum Thema Mobbing hier ein Link mit einem lesenswerten Text aus dem Magazin „Der Spiegel“
Hier ein Hinweis auf eine aktuelle Studie zu Cyber-Mobbing:
Herabsetzende Kommentare auf Facebook, entwürdigende Videos auf YouTube, nächtlicher Terror übers Handy – Jugendliche wissen, dass Aggression im Medienzeitalter anders aussieht als noch vor wenigen Jahren. Ist jedes Schweigen auch eine Zustimmung?
Gelungenes, in der Schule einsetzbares Dossier zum Thema aus „Dein Spiegel“ (pdf, 7.5 MB)
Ich schaue das ganze vielleicht aus einer etwas anderen Perspektive an:
Mobbing ist immer subjektiv aus der Opferrolle zu sehen. Deshalb ist es müssig darüber zu diskutieren ist das jetzt Mobbing oder eher nicht.
Mobbing-Dynamik
- Phase: Schlechte Konfliktbewältigung
- Phase: Feindseligkeiten
- Phase: Rechts- und Machtübergriffe
- Phase: Ärztliche und psychologische Fehldiagnosen
- Phase: Ausschluss
Wichtig scheint mir frühzeitig zu intervenieren und dafür zu sorgen, dass Konflickte ausgetragen werden können. Unbedingt andere Werte und Meinungen zulassen.
Eine Ausgrenzung passiert recht schnell und soll unbedingt in der Klasse zum Thema werden. Mit dem vermeindlichen Opfer Ihre Beobachtungen feshalten und das weitere Vorgehen absprechen.
Ich empfehle solche Rollenspiele generell z.B. wöchentlich im Klassenverband durch zu gehen. Die Rollen werden dann jeweils zugelost und können bei Interesse auch in neuer Besetzung durchgespielt werden. Auch die Rolle der Lehrkraft soll von einem Kind übernommen werden. Jedes Kind schaut die Situation aus seiner Rolle an und erläutert was es fühlt, erlebt … Sie erkennen dann automatisch auch die Erwartungen an Sie als Lehrperson.
Je mehr solche Themen dann betroffen machen, umso eher wird es in der Klasse etwas bewirken.
So können dann auch echte Klassenfälle durchgespielt werden. Das vermeindliche Opfer darf wählen welche Rolle es dann „spielen“ will. Alle anderen Kinder sagen dann was sie beobachtet haben. Auch das vermeintliche Opfer darf dann aus seiner echten Rolle sprechen und Abweichungen festhalten.
Nützlich wäre hier dann einen Ablaufplan von der Klasse entwickelt, wie wir vorgehen wolle, wenn … bei Kinder eignet sich auch ein Schlüsselwort, welches dann bei allen z.B. ein Stopp auslösen soll.
Wichtig ist es, die jungen Menschen schon früh in solche Prozesse einzubinden, denn so lernen sie Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und andere Sichtweisen zu erkennen und möglichst auch zu akzeptieren.
Nachfolgend eine ausführliche Dokumentation zum Thema:
http://www.mobbing-info.ch/
Weitere interessante Links …
http://www.mobbing-beratungsstelle.ch/
Ein Entwicklungspsychologe an FU in Berlin hat ein interessantes Projekt zum Thema „Mobben im Netz“ entwickelt. Hier das Interview zum Projekt aus „Zeit Online“
Guten Tag,
Am Institut für Weiterbildung haben wir Angebote zu Cyber-Mobbing, ich poste hier den Verweis auf den Link.
Zudem: Lesenswerter Artikel zum Thema.
Besonders nützlich für Lehrpersonen scheint mir dieser Hinweis am Schluss des Artikels:
„Eine sehr interessante Quelle ist auch http://www.klicksafe.de – Lehrpersonen finden eine umfassende Materialsammlung zum Thema Cybermobbing, teilweise mit fertigen Materialien für den Unterricht.“
Guten Tag
unter dem Titel „Cybermobbing auf einen Blick“ ist eine praktische Zusammenfassung erschienen zu Formen, Tipps für Unterrichtsprojekte, Prävention und Intervention, Literaturliste, etc. Herausgeber ist das Medienkompetenz Netzwerk NRW.
Hallo
Hier ein Hinweis auf weiterere Tipps zum Thema:
Früh aktiv gegen Mobbing: 120 Übungen speziell für die Grundschule
http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/buchtipps/027127.php
Guten Tag
zum Thema Cybermobbing erschien in der Dezemberausgabe des Beobachters ein lesenswerter Artikel. Hier der Link dazu.
Lehrpersonen schützen online
Nicht nur Schülerinnen und Schüler sondern auch Lehrer müssen vor Mobbing im Internet geschützt werden. Dies fordern die drei Berufsverbände LCH, GÖD-APS, und VBE in der Schweiz, Österreich und Deutschland in ihrem letzte Woche publizierten, gemeinsamen Leitfaden „Social Media für Lehrpersonen und Schulleitungen“:
Wie sie schreiben, möchte der kostenlos zum Download bereitstehende Leitfaden „Social Media für Lehrpersonen und Schulleitungen“ verschiedene Verhaltensweisen im sozialen Netzwerk und hilfreiche Profileinstellungen aufzeigen, Handlungsempfehlungen in Krisenfällen wie „Cyber-Mobbing“ oder „Shitstorms“ geben und auch die Pflichten der Dienstherren und Dienstgeber bzw. Arbeitgeber benennen, um Licht in die juristische Grauzone zu bringen.
Zur gemeinsamen Website mit dem Leitfaden und weiteren Tipps: http://www.social-media-lehrperson.info/leitfaden/
Jugendbuch zum Thema Cybermobbing
Das Buch „Rache @“ behandelt das Thema Mobbing via E-Mail und Internet und richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren.
Unterrichtsmaterial zum Thema (Informationsmaterialien für Lehrkräfte und Eltern, didaktisch-methodische Hinweise sowie Arbeitsaufträge und Arbeitsblätter) gibt es bei Lehrer-Online.