Wieviele Fächer sind normal

Ich bin frisch von der PH Bern und habe diesen Sommer neu mit Unterrichten begonnen. Dabei habe ich 10 Fächer, die ich alle einzeln präpen muss (Informatik, NMM - selbständige Arbeit, Naturkunde, Biologie an der Oberstufe, Biologie an der Mittelstufe, Geogpraphie, Sport, Deutsch 8. Klasse, Deutsch 9. Klasse, MSV Deutsch). Von den Fächer habe ich Deutsch und Sport studiert, habe also viele Fächer, in die ich mich zuerst vertiefen und einlesen muss. Zudem habe ich alters- und niveaugemischte Klassen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich irgendwie „dumm und dämlich präpe“, bin dann mit den Lektionen teilweise aber doch nicht zufrieden.

Ist es als Lehrperson normal, soviele Fächer zu haben oder was ist ist so die normale Anzahl der Fächer? Was kann ich tun, um mich irgendwie ein wenig zu entlasten?

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!
Grüsse

Guten Tag

Zehn Fächer zu unterrichten, von denen man zwei studiert hat – dies verbunden mit der Situation des Berufseinstiegs ist wirklich eine grosse Aufgabe und ich verstehe sehr gut, dass sie nach Entlastung suchen.

Was „normal“ ist kann nicht klar gesagt werden, das wird sehr individuell wahrgenommen und kann von vielen Faktoren abhängen, wie Persönlichkeit, fachliches und didaktisches Wissen und Können, Klassenklima, Kollegium, Schulleitung, Eltern, Unterstützungsangebote der Schule etc.

Sie müssen m.E. für sich entscheiden, was für Sie noch tragbar, was „normal“ ist und was nicht. Wenn die Herausforderung zur Überforderung wird, sollten Sie handeln und ihre Schulleitung informieren und/oder sich im IWB eine Beratungsperson organisieren. Reagieren Sie vor allem rasch, wenn Sie sich einsam bzw. alleingelassen fühlen.

Hier stichwortartig ein paar Gedanken, die helfen können, Ihre Situation zu entschärfen:

  • Unterscheidung: dringend, wichtig, nicht dringend, unwichtig
  • Pareto-Prinzip anwenden: gut ist gut genug
  • Arbeitszeiten festlegen und sich daran halten
  • Arbeitszeiterfassung machen (eine Vorlage finden Sie auf http://www.lebe.ch/lebe/de/weiterbildung-beratung/arbeitszeit.html)
  • nicht jede Stunde kann/muss ein Feuerwerk sein
  • aus möglichst wenig viel machen – die Zitrone auspressen - in die Tiefe arbeiten - Mut zur Lücke
  • die Schülerinnen und Schüler im Sinne von Forschern an der Planung, Durchführung und Auswertung des Unterrichts teilhaben lassen, Verantwortung übergeben
  • Schülerinnen und Schüler Übungsmaterial herstellen lassen – austauschen und üben lassen
  • im ersten Jahr nicht alles von Grund auf selber machen wollen, bestehende Pläne und Materialien einsetzen, auch wenn sie als nicht ganz optimal angesehen werden, Optimierung für die nächsten Jahre vorsehen (Unterlagen dazu finden sich auf www.faechernet.ch)
  • vorhandene Lehrmittel verwenden, nicht noch Zusatzmaterial suchen
  • Lehrerkommentare lesen, Planungshilfen verwenden, da stehen viele Tipps und Tricks drin
  • einen Mentor, eine Mentorin bei der SL beantragen
  • Stufen- und Fachkollegen um ihre Materialien und Unterstützung bitten
  • Austausch in der Praxisbegleitgruppe des IWB pflegen und/oder Kontakte zu Studienkolleginnen und Kollegen suchen
  • Besuch eines geeigneten Weiterbildungsangebots (Weiterbildungsbroschüre inForm und Webseiten des IWB konsultieren)
  • Beratung des Fachbereichs Berufseinstieg des IWB nutzen

Wenn Ihnen der eine oder andere dieser Gedanken Entlastung bringt, können Sie sich freuen, dass Sie im zweiten Berufsjahr eine weitere deutliche Verbesserung verzeichnen werden, weil Sie Vieles schon routinierter handhaben können und der Zusatzaufwand vom „ersten Mal“ wegfällt. Zudem werden Sie an der nächsten Pensenplanungssitzung des Kollegiums selber dabei sein und in der Diskussion dafür schauen können, dass ein für Sie „normales“ Pensum für sie realisiert werden kann.
Vielleicht haben Sie dann sogar Lust und Raum um ein weiteres Fachdiplom zu erwerben.

Wenn Sie aber merken, dass es Ihnen zuviel wird, rate ich Ihnen möglichst rasch zu einem Gespräch mit der Schulleitung, in dem Sie ihre Situation schildern und gemeinsam mit der Leitung nach hilfreichen Entlastungen suchen können. Wenn Sie dieses Gespräch mit einer externe Fachperson vorbereiten wollen oder wenn Sie zu einzelnen Punkten weitere Ausführungen möchten, melden Sie sich beim Fachbereichsverantwortlichen für den Berufseinstieg: 079 511 94 96.
Ich wünsche Ihnen gute Erholung während den Herbstferien, einen guten Wiedereinstieg und hoffe, dass Sie die erhoffte Entlastung realisieren können.

Mit freundlichen Grüssen
mars

Frage an Sommer:
Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Wo bekamen Sie Unterstützung? Wie geht es mit den verschiedenen Klassen?
Alle Achtung, dass Sie sich auf diese Herausforderung eingelassen haben.

Guten Abend Mars

Sehr guter Beitrag, sehr gute Tipps und Ideen! Auch ich kann mit 10-jähriger Berufserfahrung von diesem Beitrag profitieren. Ich werde mir erlauben, Ihren Beitrag auszudrucken und eingerahmt in meinem Büro aufzuhängen… ((-;

Mit liebem Gruss

Calimero

Liebe Calimero

Danke für die Blumen. Es freut mich natürlich sehr, wenn meine Hinweise als hilfreich und unterstützend wahrgenommen werden.
Toll wäre nun auch, wenn Sommer auf die Fragen von Jomali antworten würde, dann hätten wir auch Gewissheit, was für Ihn/Sie hilfreich war und ist und wie sich die Situation verändert hat.
Bis dann freue ich mich weiter an Ihrer Reaktion und gehe davon aus, dass keine News gute News sind.

Liebe Grüsse
mars