Schülerin mit Adipositas

Guten Tag

Ich habe eine Schülerin aus Eritrea, welche leider Adipös ist. Die Eltern waren auch schon bei einer Ernährungsberaterin, was aber bis jetzt nicht half. Der Elternkontakt ist gut und transparent.

Nun machten wir einen Ausflug und diese Schülerin nahm eine XL Packung Chips aus dem Rucksack. Darf ich hier die Eltern darauf hinweisen, dass dies wirklich suboptimal ist für ihre Tochter? Ich investiere Energie, um sie zu integrieren und schaue aktiv, dass sie nicht gemobbt wird.

Auch ca. die Hälfte der anderen SuS nahmen Süssigkeiten und Chips hervor. Es frustrierte mich.
Da bereite ich Ausflüge vor, damit die Kids Bewegung und damit verbunden auch Gesundheit aufbauen - und dann wird dies einfach zur „Konsum-Party“ degradiert.

Darf ich allgemein bei einem Ausflug von den Eltern verlangen, dass die Kids gesunde Snacks mitnehmen?

Mit freundlichem Gruss und Dank
Rikki

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Guten Tag Rikki

Danke für Ihre Frage.
Sie ist nicht so einfach zu beantworten, da sie verschiedene Ebenen tangiert.
Da wäre der Auftrag im Lehrplan, als Lehrperson Gesunderhaltung im Unterricht zu thematisieren.
Auf dieser Grundlage kann es Sinn machen, an einem Elternabend die Frage der Ernährung, bzw des Znünis grundsätzlich zu thematisieren. Was trägt zu einer guten Ernährung bei? Wie hat mein Kind genug Energie und «brainfood» für einen ganzen Vormittag in der Schule?
Dies Frage kann allenfalls auch als ganze Schule angegangen werden, mit einer geeigneten Referentin kann so ein wichtiges Thema breit abgestützt werden. Das kann sie als Klassenlehrperson entlasten, es kann sicht- und spürbar werden, dass es ALLE braucht, damit Kinder gesund gross werden.
Wenn diese Ausgangslage bekannt ist, können Sie bei Ausflügen daran erinnern und hinweisen, dass die SuS eine «gute» Verpflegung dabeihaben.

Ich denke hier jedoch auch an den Aspekt der Vorfreude und der Aufregung, welche für SuS zu einem Ausflug gehören. Ein Ausflug ist etwas Besonderes: Die Eltern freuen sich mit, wollen es gut machen, fragen ihre Kinder vielleicht, was sie mitnehmen wollen und gehen sogar zusammen einkaufen. Oder sie wollen zum besonderen Schultag beitragen und geben etwas in den Rucksack, dass die Kinder sehr gerne mögen und sonst nicht als Znüni mitnehmen dürfen.
Gut die Hälfte der Kinder hatte entsprechende Znünis dabei…

Ich kann verstehen, dass Sie frustriert sind.
Vielleicht hilft es, zu erkennen, dass die Bedürfnisse in dieser Situation ganz unterschiedlich sind: Sie als LP organisieren Ausflüge mit dem Anliegen, die Kinder in Bewegung zu bringen und Gesundheit aufzubauen – und die Kinder freuen sich auf einen Tag ausserhalb des Zimmers, wollen Spass haben zusammen und geniessen. Dazu gehört auch das Essen.
Es ist wie an ein Fest eingeladen zu sein und dann gibt es ausschliesslich Wasser und Rüeblistängeli;-)
Kurz gesagt: Ich schlage vor zu trennen zwischen dem alltäglichen Znüni und dem Ausflug. Dort würde ich das Znüni den Eltern überlassen.

Zurück zu Ihrem ersten Anliegen, der Schülerin, welche an Adipositas erkrankt ist.
Sie engagieren sich für diese Schülerin. Sie schützen sie davor, dass sie in der Klasse nicht gemobbt wird, Sie sind in gutem Kontakt mit den Eltern, die Eltern haben sich auch Hilfe geholt. Dieses Engagement ist bedeutungsvoll und ich freue mich für dieses Mädchen und die Eltern, dass sie eine so engagierte Lehrperson haben.

Hier erlaube ich mir, Sie, neben dem Engagement für den Beruf und die anvertrauten Kinder, noch auf die zweite wichtige Haltung/ Kompetenz im Lehrberuf hinzuweisen:
Die Fähigkeit sich zu distanzieren.
Es ist wichtig, in einem guten Gleichgewicht zu sein: Wo setze ich mich in meiner Rolle als Lehrperson ein, in welchen Themen engagiere ich mich und kämpfe – und wo lasse ich etwas stehen, versuche nicht zu urteilen und gebe es zurück in die Verantwortung der Eltern.
Das kann Sie vor Frustration schützen und trägt zu Ihrer eigenen Gesunderhaltung bei.

Freundliche Grüsse
Niesen

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Guten Tag Niesen

Danke vielmals für die differenzierte, umfassende Mitteilung.
Mir den genannten Argumenten weiss ich nun, wo die Möglichkeiten der Optimierung meinerseits liegen -
und wo ich „das Füfi grad sein lassen darf.“

Freundliche Grüsse
Rikki