Ich möchte zwei Gedanken in die Diskussion werfen:
Das kooperative und gewaltfreie Bearbeiten von gesellschaftlichen bzw. sozialen Fragen sollte unbedingt im Zentrum aller schulischen Aktivitäten liegen. Es darf aber nicht als finales, sondern muss m.E. als prozedurales Ziel betrachtet werden.
Das hiesse, dass Schule und Unterricht z.B. durchgängig auf Kooperation und Gewaltfreiheit aufbauten, beides pflegten und förderten. Wo soll denn Partizipation vor dem Stimmrechtsalter geübt und reflektiert werden, wenn nicht dort?
Meine eingeschränkte Perspektive auf die Praxis hinterlässt bei mir den Eindruck, dass direkt-demokratische Strukturen und gelebte Mitwirkung aller Beteiligten nur in Ausnahmefällen Realität sind. Stattdessen dominieren allerorten autoritäre Strukturen.
Schule als Spiegel der Gesellschaft? Die Schule bildet also ab, was die Gesellschaft zeigt? Das bedeutet konservieren des Bestehenden - und das halte ich in Anbetracht der heutigen Zukunft für kaum wünschenswert. Die Schule müsste doch vielmehr ein Fernrohr sein für die angestrebte Gesellschaft von morgen. Somit sollte das eigentliche Ziel sein, dass die Gesellschaft ein Spiegel der Schule wird. Die Frage darf m.E. nicht lauten, ob Schule eine Vorreiterrolle einnehmen kann, sondern wann sie damit endlich beginnt. Schule muss eine Vorreiterrolle übernehmen - um der Zukunft der ihr Anvertrauten willen.
Aus diesem Grund scheint mir eine konsequente Demokratisierung der Schule in allen Bereichen unumgänglich und zunehmend dringend.
Besten Dank für den interessanten Diskussionsbeitrag.
Wir haben diesen an die Organisatoren der Veranstaltungsreihe weitergeleitet und hoffen, er wird zum Anlass genommen für weitere Statements hier im Forum.
Warum muss die Schule zum sozialen Frieden beitragen?
Eine interessante Fragestellung, recht weit entfernt vom aktuellen Schulalltag, vom herrschenden Schulsystem.
Mich beschäftigt ein Artikel der Bundesverfassung: Kinder und Jugendliche haben Anspruch auf besonderen Schutz ihrer Unversehrtheit und auf Förderung und Entwicklung.
In den letzten 15 Jahren hatte ich Gelegenheit, mit Schülerinnen und Schülern eines 10. Schuljahres zu arbeiten. (Individuelle Lernförderung, im Rahmen von win3). Ein berechtigter Anspruch der Bundesverfassung, dem im bestehenden Schulsystem wesentlich mehr Beachtung geschenkt werden muss. Das ist möglich, wenn Lernende regelmässig befragt werden, wie sie Unterricht und die Beziehungen zu Mitschülern und Lehrpersonen erleben. Wie weit sie gefördert und in ihrer Entwicklung gestärkt werden. Ob sie geschützt werden vor verbalen Übergriffen und Gewalt. Antworten werden Hinweise geben auf entsprechenden Handlungsbedarf der Schule. Ein beachtlicher Teil der Lernenden verlässt die Schule nach 11 Jahren mit nachhaltigen Versehrungen, Verletzungen und angeschlagenem Selbstvertrauen. Beispiel: Illettrismus. www.boggsen.ch
HEUTE LIVE: Veranstaltungsreihe „Schule braucht Persönlichkeit“ Warum muss die Schule zum sozialen Frieden beitragen?
Die Schule ist Spiegel der Gesellschaft. Kann die Schule auch eine Vorreiterrolle einnehmen im Aufbau von Werten und Werthaltungen, die eine offene Gesellschaft, eine direkte Demokratie möglich machen? Wenn ja, wie sieht eine solche Schule aus?
Die Veranstaltung gibt Impulse und zeigt auf, welche Schule die Schweiz als Teil der Weltgemeinschaft braucht.
Urs Gfeller, Dozent und Berater der PHBern ist im Gespräch mit
Prof. Dr. Andrea Schweizer, Institutsleiterin/Vizerektorin PHBern
Pedro Lenz, Schriftsteller
Bruno Bieri, Künstler
Erwin Sommer, Leiter AKVB Bildungsdirektion
Regula Bircher, Geschäftsführerin Bildung Bern
Dr. Patrick Figlioli, Bereichsleiter IWM/PHBern
Die Veranstaltung richtet sich an alle Bildungsinteressierten und kann heute live online verfolgt werden.
„Die Schule ist Spiegel der Gesellschaft. Kann die Schule auch eine Vorreiterrolle einnehmen im Aufbau von Werten und Werthaltungen, die eine offene Gesellschaft, eine direkte Demokratie möglich machen? Wenn ja, wie sieht eine solche Schule aus?“
Ich gehe davon aus, dass die direkte Demokratie bereits besteht. Mit einem klaren Rahmenvertrag: der Schweizerischen Bundesverfassung. Das Problem besteht darin, dass das aktuelle Schulsystem Anteile enthält, die der Bundesverfassung widersprechen. Beispiel: Diskriminierungsverbot. Die Schule braucht keine Vorreiterrolle einzunehmen. Es genügt, wenn sie sie sich an die Vorgaben der Bundesverfassung hält und diese umsetzt.