WAH

Ist es möglich die Lektionen folgendermassen einzuteilen: 1 3 1 ?
Wieviele Lektionen davon müssen an der ganzen Klasse durchgeführt werden?
Ist das Ziel von WAH die Abschaffung des praktischen Arbeitens in einer Küche?

Guten Tag hopefully

Ihre Fragen beziehen sich auf das Fach WAH im Lehrplan 21.

Im 1. und 2. Zyklus des LP21 (KG-6. Klasse) werden Kompetenzen an Themen erarbeitet, die auch auf das Fach WAH im Zyklus 3 vorbereiten. Die zukünftigen Schülerinnen und Schüler werden sich zum Beispiel mit Arbeitswelt, Konsum, Produktion von Gütern, Geld etc. bereits beschäftigt haben.

Das Fach WAH unterscheidet sich deutlich vom heutigen Teilgebiet NMM-Hauswirtschaft, unter anderem durch zusätzliche Schwerpunkte des Kompetenzerwerbs („Märkte und Handel verstehen“, „verantwortungsvoll mit Geld umgehen“ etc.) .
Auch im bisherigen NMM-Lehrplan sind nicht alle Lektionen für die praktische Arbeit in der Küche vorgesehen. Der LP21 schafft hier mehr Klarheit.

Für Schülerinnen und Schüler sind neu 5 Lektionen vorgesehen. Die Lektionentafel verteilt die Lektionen wie folgt:
7. Schuljahr: 2 Lektionen mit der ganzen Klasse
8. Schuljahr: 2 Lektionen im abteilungsweisen Unterricht mit dem Schwerpunkt „praktische Arbeit in der Küche“ ( zum Beispiel organisatorisch und aus Schülersicht alle 14 Tage 4 Lektionen )
9. Schuljahr: 1 Lektion mit der ganzen Klasse

Welche Vorteile sähen Sie in der Verteilung 1-3-1, unter Berücksichtigung der Vorgaben bezüglich Halbklassen?

Die Schulleitungen werden in diesen Wochen die Planungen für die Einführung des LP21 beginnen.
Eine Arbeitsgruppe aus Fachpersonen erarbeitet zur Zeit an einer Umsetzungshilfe zu WAH.
Die PHBern schreibt diesen Herbst WAH-Weiterbildungen zum LP21 aus, die ab 2016 besucht werden können.

Persönlich bin ich überzeugt, dass der LP21 die heutige Lebenswelt deutlicher berücksichtigt und die Schülerinnen und Schüler, dank der Auseinandersetzung mit den neuen Schwerpunkten, für ihre Lebensgestaltung viel lernen können.

Freundliche Grüsse

Heco

Guten Tag
Vielen Dank für Ihre Antworten.

Ich bedaure zutiefst, dass das praktische Arbeiten in der Küche gekürzt werden soll.

Ich kann nicht verstehen, warum ausgerechnet der praktische Teil gekürzt wird, wenn genau „die Kompetenzen“ in der Praxis zum Tragen kommen.

Gerade für die Berufslehren ist der praktische Unterricht sehr wichtig.

Während dem praktischen Arbeiten in der Küche lernen die SchülerInnen sehr viele Kompetenzen, auch überfachliche Kompetenzen.
Sie können ihr Wissen mit Handeln verbinden.
Es erstaunt mich jedes Jahr aufs Neue, wie viele 8. KlässlerInnen endlich verstehen, wie viel 2 dl sind. In den einfachsten Rechnungen können sie sich üben, z.B. wenn sie Mengen umrechnen müssen.
Oder sie können dadurch, dass sie Rezepte umsetzen „Lesen, Verstehen und Anwenden“ üben.
Sie arbeiten in einer Gruppe, müssen sich absprechen und alle müssen mithelfen, sonst haben sie nichts zu essen.
Sie werden gefordert, in dem sie sich die Zeit selber einteilen müssen.
Sie arbeiten in einer Gruppe, aber auch alleine.
Und noch vieles mehr.

Mit 1 3 1 wäre praktisches Arbeiten jede Woche noch möglich.

Wenn ich die SchülerInnen von derselben Gruppe nur alle vierzehn Tage sehe, finde ich es schwierig, eine Beziehung aufbauen zu können. Falls dann der Unterricht auch noch ein Mal ausfällt, sähe ich sie dann sogar nur ein Mal im Monat.
Das wäre für mich keine Aufwertung, im Gegenteil, ich fühle mich in die Rolle einer Hobbyveransralterin gedrängt.

Zu Beginn des Schuljahres braucht es die 4 Lektionen, bis die SchülerInnen genug vorbereitet sind, um in der Küche praktisch arbeiten zu können.
Nach 5 Mal Hw-Unterricht kann man noch andere Themen hinzunehmen.
Wenn nach einem halben Jahr die Gruppen gewechselt würden (ich glaube, dies wäre möglich), bedeutet dies schon wieder den (für mich) sehr anstrengenden Teil der Kücheneinführung durchzuführen.
Dann werde ich mich ernsthaft damit auseinandersetzen müssen, ob für mich der „Auwand und Ertrag“ noch stimmt, oder ob ich aus diesem Fach ausssteigen „muss“.

Am LEBE-Tag hat Herr Pulver erzählt, dass LehrerInnen Ihre Freiräume nutzen sollen /dürfen.
Daher noch ein Mal meine Frage:
Dürfen wir an unserer Schule das Modell 1 3 1 wählen?

Die SchülerInnen haben mehr Lektionen, jedoch auch einiges mehr an Inhalten.
Für die LehrerInnen gibt es eine Lektion weniger, da es in der 7. und 9. Klasse keine Halbklassen mehr sind.

Können Sie mir sagen, wer das neue Modell erarbeitet hat?
Waren daran Lehrkräfte, die Hauswirtschaft unterrichten beteiligt?
Falls ja, wie viel Prozent?

Ich hoffe auf konkrete Antworten und bedanke mich im Voraus.
Mit freundlichen Grüssen
Hopefully

Guten Tag Hopefully

Der LP21 ist ein Gemeinschaftswerk der beteiligten Kantone. Mehr als 20 Jahre Veränderungen in Alltag und Lebenswelt der Jugendlichen und neue Forderungen an Schule und Unterricht bilden sich im LP21 ab.
In allen Fächern waren an der Ausarbeitung sowohl Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker als auch Lehrpersonen der jeweiligen Fächer beteiligt.
Eine Änderung des LP21 ist nicht mehr möglich. Der Kanton Bern übernimmt mehrheitlich die Empfehlungen bezüglich Stundendotation.
Der Lehrplan muss erfüllt werden. Eine Planungshilfe wird erarbeitet, Weiterbildung angeboten und die Schulleitungen können rechtzeitig die Umsetzung an Ihren Schulen angehen.
Die von Ihnen betonte Handlungsorientierung wird in allen Stufen und in allen Fächern gestärkt.
Ihre weiteren Fragen können wir zur Zeit noch nicht beantworten. Ich empfehle Ihnen die Planungshilfen abzuwarten.
Für Ihre Anliegen vor Ort sind Ihre Schulleitung oder ihr Schulinspektorat Ansprechpartner.

Freundliche Grüsse
Heco

Aus der Praxis hat uns folgende Frage erreicht:

„Wenn ich den Lehrplan 21 studiere, dann sehe ich, dass in Zukunft beim Hauswirtschaftsunterricht der praktische Teil (bspw. Kochen) wegfällt…
Ich meine, im praktischen Kochunterricht könnte wirklich viel für die Umwelt getan werden, weil man kann den jungen Menschen beibringen Lebensmittel einzukochen, haltbar zu machen, essbare Pflanzen zu erkennen und sie zubereiten zu können…“

Der praktische Teil beim Hauswirtschaftsunterricht fällt nicht weg mit dem neuen Lehrplan 21, sondern wird anders gewichtet und mehr projektartig umgesetzt.

Das heisst konkret:

• Nebst den didaktischen Hinweisen findet sich im Abschnitt Wirtschaft, Arbeit, Haushalt auch der Teil "Praktisches Lernen bei der Nahrungszubereitung“, welcher festhält: „….Die Schülerinnen und Schüler üben sich im Umgang mit Nahrungsmitteln, Rezepten und in der Zubereitung von Gerichten und lernen, selbstständig zu planen. Sie nutzen unterschiedliche Varianten der Zusammenarbeit, reflektieren und evaluieren ihren Arbeitsprozess sowie das dabei entstandene Gericht. Forschende Vorgehensweisen ermöglichen den Lernenden zudem, Eigenschaften von unterschiedlichen Nahrungsmitteln differenzierter wahrzunehmen oder die Wirkung von Vorgehensweisen bei der Zubereitung nachzuvollziehen.“

• Zudem beinhaltet der Fachbereich WAH fünf Kompetenzbereiche; einer davon, der WAH 4 befasst sich mit „Ernährung und Gesundheit - Zusammenhänge verstehen und reflektiert handeln“.

• Im WAH 4.2 geht es darum, „Essen und Trinken der Situation entsprechend zu gestalten“ und somit um die Mahlzeitengestaltung und Getränkewahl.

• Darüber hinaus bietet das Faechernet konkrete Planungen und Lernarrangements, die zeigen, wie die Mahlzeitengestaltung kompetenzorientiert umgesetzt werden kann.

• Schliesslich bietet die PHBern entsprechende Weiterbildungen an.

Wir hoffen, mit diesen Ausführungen deine Fragen einigermassen beantwortet zu haben.

Liebe Grüsse
Zamba

Danke für ihre ausführliche und interessante Antwort.

Was heisst das genau, „projektartig umgesetzt“?? Heisst das mehr oder weniger als 3 Lektionen pro Woche?
Ich meine, wenn man die gegenwärtige Situation anschaut, im Walllis hat ein/e Sekschüler/in völlig unvorhersehbar Hauswirtschaftsunterricht und es sind nur etwa 12 Lektionen pro Jahr, während in der Stadt Zürich 3 Lektionen pro Woche normal sind.
Was also heisst das „projektartig umgesetzt“? Das klingt so, als ob der Hauswirtschaftsunterricht dann ist, wenn grad zuviel Zeit ist…oder so punktuell einfach mal was zusammen gekocht wird…

Ebenfalls freundliche Grüsse und Danke für die Mühe…

Guten Tag

Der Begriff „projektartig“ ist im Sinne des Lehrplans 21 zu verstehen:
„Nahrungszubereitung hat im Unterricht den Charakter eines Projektes. Die Schülerinnen und Schüler üben sich im Umgang mit Nahrungsmitteln, Rezepten und in der Zubereitung von Gerichten und lernen, selbstständig zu planen. Sie nutzen unterschiedliche Varianten der Zusammenarbeit, reflektieren und evaluieren ihren Arbeitsprozess sowie das dabei entstandene Gericht. Forschende Vorgehensweisen ermöglichen den Lernenden zudem, Eigenschaften von unterschiedlichen Nahrungsmitteln differenzierter wahrzunehmen oder die Wirkung von Vorgehensweisen bei der Zubereitung nachzuvollziehen.
Die Schülerinnen und Schüler erleben, dass organisiertes Arbeiten sowie Selbstständigkeit und Kooperationsfähigkeit das Zubereiten von Nahrung vereinfachen. Auf diese Weise erarbeiten sie sich grundlegende Vorgehensweisen und Arbeitsstrukturen, die auch im Alltag und in der Berufswelt nutzbar sind.“

Ich hoffe, damit zu dienen und grüsse herzlich
Zamba