Mich beschäftigt die grassierende Abwertungskultur in meiner Klasse (Unterstufe). Immer wieder fallen beleidigende Bemerkungen, Hänseleien bei jeder Gelegenheit, manchmal sind es nur feine Nadelstiche – und alles mit einer sehr negativen Wirkung auf das Klima in der Klasse. Streit und aggressive Kampfszenen sind an der Tagesordnung. Reden und ständiges Ermahnen nützen wenig bis nichts. Ich stelle mir vor, dass eigentlich alle darunter leiden, auch die „Täter“, aber wir kommen einfach nicht aus diesem Teufelskreis heraus. Was tun?
Tatsächlich ist es schwierig, dass sich solche Gewohnheiten und Klassen-Strukturen von selbst auflösen, wenn sie einmal schon so „eingespielt“ und zementiert sind. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Klasse damit zu konfrontieren und sie dafür zu sensibilisieren. Wenn ich das Thema z.B. im Klassenrat anspreche und einfach mal als Feststellung äussere: „Mir fällt auf, dass in dieser Klasse viele abwertende Bemerkungen gemacht werden und dass man offenbar nicht sagen darf, was man denkt, ohne ausgelacht zu werden. Ist das so?“
Meistens ergibt sich eine fruchtbare Diskussion darüber, und im besten Fall daraus der Wille, etwas zu ändern. Oder aber, wir machen ab, die Stimmung zu beobachten und zwei bis drei Wochen lang farblich festzuhalten: Jedesmal, wenn ein Kind ein anderes beleidigt, angreift oder sonst für Streit sorgt, hängen wir ein rotes quadratisches Farbplättchen auf. Wenn jemand etwas zum Frieden beiträgt, ein grünes. Ziel ist natürlich, dass der grüne Teppich grösser wird als der rote.
Es lohnt sich auf jeden Fall, das Thema bei den Kindern anzusprechen und eine Änderung zu verlangen. Auch wir Lehrpersonen haben das Recht, dass es uns wohl ist in der Klasse aber auch die Pflicht dafür zu sorgen, dass das Lernklima für alle so gut wie möglich ist. Das erreichen wir am besten durch den Einbezug aller Beteiligten, also auch der Schülerinnen und Schüler.
Aktuelle Kurse am Institut für Weiterbildung und Medienbildung: „Mehr Miteinander als Nebeneinander“ und „Schulraum ist Lernraum“