Beziehung mit erwachsener Schülerin

Ich bin Berufsschullehrer. In meiner Klasse ist auch eine 30-jährige verheiratete Frau, in die ich mich verliebt habe. Ich bin selber auch verheiratet und habe kleine Kinder. Bei diversen Besprechungen mit der Schülerin nach der Unterrichtszeit sind wir uns näher gekommen. Ich hatte den Eindruck dass sie auch Gefühle für mich hat. Wir haben über SMS und Mail kommuniziert und dabei habe ich geschrieben, dass ich sie vermisse und lieb habe usw…
Jetzt hat der Ehemann die Kommunikation entdeckt, mir einen Skandal gemacht und angekündigt, er werde Rektor und Departement und die Presse informieren. Es handle sich bei seiner Frau zwar um eine Erwachsene, aber ein Lehrer dürfe unter keinen Umständen sich um eine Schülerin bemühen um etwas mit ihr anzufangen. Er weiss, dass ich der Frau Komplimente über Aussehen, Kleider usw. in den Schulräumen gemachte habe usw… Das sei bei einem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Lehrer und Schüler nicht in Ordnung. Er hat auch schon Recherchen über mich angestellt und herausgefunden, dass ich zeitweise unter starken Stimmungsschwankungen leide. Viele meiner früheren Schülerinnen mögen mich auch nicht, weil ich sehr streng bin.
Jetzt habe ich Angst vor einer Kündigung oder vor anderen Reaktionen meiner Vorgesetzten.
War das wirklich so schlimm, was ich gemacht habe?
Bitte helft mir schnell, es eilt!

Guten Tag
Ihre Anfrage wurde an eine Beratungsperson weitergeleitet. Sie können sich aber auch direkt an eine Beratungsperson wenden, um Hilfe zu erhalten. Die Adressen der Beratungsstellen und die Kontaktangaben zu den Beratungspersonen finden Sie auf der Website der PHBern: https://www.phbern.ch/beratung

Guten Tag Tobias

„War das wirklich so schlimm, was ich gemacht habe?“ Es liegt mir fern, auf Grund deiner Schilderung zu urteilen, ob deine Handlungen schlimm waren oder nicht. Gerne schreibe ich dir aber einige Gedanken zu dem, was du geschrieben hast.

Emotionen, die wir nicht im Zaume behalten können, bringen uns immer wieder in schwierige Situationen – so, wie es dir nun passiert ist. Wichtig ist, dass du jetzt Schaden begrenzende Massnahmen triffst und aus diesem Erlebnis für dich Wichtiges lernen kannst!

Als erster Schritt empfehle ich dir, deinen Vorgesetzten zu informieren. Ich kann mir vorstellen, dass es für dich Mut braucht, weil das Thema schambesetzt sein könnte. Es ist aber für die Gesamtsituation besser, dass er es von dir erfährt, als durch den aufgebrachten Ehemann oder gar durch einen Journalisten.
Du schreibst nicht, wie die Frau auf deine Annäherungen reagiert hat. Einzig aus deiner Aussage, „Ich hatte den Eindruck, dass sie auch Gefühle für mich hat.“ kann ich entnehmen, dass sie sich aus deiner Sicht nicht klar distanziert hat. Ob das nun als eine Einladung für weitere Komplimente zu deuten ist oder ob sie sich dir als Lehrperson gegenüber nicht getraut hat, klar nein zu sagen, weiss ich nicht. Ich gehe aber nicht davon aus, dass dein Verhalten – wenn es nicht ein wiederholtes ist – zu einer Kündigung führen wird. Vielleicht musst du mit einem Verweis rechnen, aber auch das wird im Ermessen der Vorgesetzten liegen.

So lange deine Lernenden nicht unter deinen Stimmungsschwankungen leiden, darf dieses Thema von einer Anstellungsbehörde nicht gegen dich verwendet werden. Leiden aber die Lernenden, so kann zum Beispiel in einem Mitarbeitergespräch von dir verlangt werden, dass du diese Stimmungsschwankungen in den Griff bekommen musst. Wie du das erreichen wirst, muss dir überlassen werden. Grundsätzlich empfehle ich –falls du das nicht schon lange machst-, dieses Thema in einer Therapie anzugehen.

„Schülerinnen mögen mich auch nicht, weil ich sehr streng bin.“ Hörst du diese Rückmeldungen vermehrt, so macht es sicher Sinn, dein Streng-Sein zu reflektieren und allenfalls etwas daran zu verändern. In den Beratungspersonen der PHBern wirst du sicher eine kompetente Gesprächspartnerin, ein kompetenter Gesprächspartner finden.

Und vielleicht der wichtigste Aspekt: Dieses Erlebnis sollte dir vor Augen führen, dass du privat einiges zu klären hast. Bringe auch hier den Mut auf, mit deiner Frau über das Geschehen zu reden, holt euch professionelle Hilfe, damit ihr gemeinsam einen Weg finden werdet. Eure Kinder werden es euch danken!

Nun wünsche ich dir Mut, Ehrlichkeit und Klarheit, damit du aus dieser krisenhaften Situation gestärkt heraustreten kannst.

Mit freundlichen Grüssen
Kashgar

Danke Kashgar
deine Worte sind hilfreich. Den Rektor einzuweihen ist vielleicht schon sinnvoll, bevor es der Ehemann oder sonstwer tut, aber zum einen habe ich dem Ehemann schon geschrieben und zugegeben, dass ich eine Grenze überschritten habe. So hoffe ich nun, dass er nichts unternimmt, ich habe ihn darum gebeten, mit Hinweis darauf, dass er sonst viel Schaden anrichten kann, was meine Laufbahn betrifft. Der Rektor wird mich vermutlich nicht kündigen, aber mit einem Aufstieg ist es dann vorbei, so gut kenne ich ihn, er ist ein Moralapostel. Und bei der heutigen Aufgeregtheit bei solchen Themen …
Meiner Frau kann ich es dagegen sicher nicht sagen, die würde sich glatt scheiden lassen, die akzeptiert sowas ganz und gar nicht. Vor allem, da wir gerade noch kürzlich ein Baby bekommen haben und eigentlich alles bestens schien.
Das bringe ich nicht fertig.
In eine Therapie zu gehen, wäre nicht das Dümmste, da hast du Recht, jedoch würde das meine Frau und mitbekommen, möglicherweise auch KollegInnen, ich bin hier in einer kleineren Stadt, wo man sich kennt.
Ich bin auch nicht aus dem Raum Bern für die Beratung, die du empfiehlst, sondern relativ weit weg.
Ich glaube, das mit dem Strengsein kriege ich wohl am ehesten in den Griff, das stört mich selber schon länger.
Kashgar, nochmals vielen Dank für deine Tipps

Guten Tag Tobias

Danke für deine Rückmeldung! Es freut mich, wenn meine Worte für dich hilfreich sind. Nun wünsche ich dir viel Kraft, damit du diese Situation meistern kannst.

Alles Gute
Kashgar