Ich unterrichte selber auf der Unterstufe. Jedoch habe ich eine Frage, die die Mittelstufe angeht.
Meine Töchter gehen in die 5. und 6. Klasse. Nun werden sie ab diesem Jahr in Mehrjahrgangsklassen unterrichtet. Meine Tochter, die in die 5. Klasse geht, hat nun die Sprachstarken 6 nach Hause gebracht. Sie werden alle (5./6. Kl zusammen) in diesem Schuljahr das Buch der 6. Klasse durcharbeiten und nächstes Jahr das für die 5. Klasse. Nun meine Frage: Macht das Sinn? Werden dabei die 5. Klässler dieses Jahr nicht vielleicht etwas überfordert sein?
Liebe Stew71
Im Kanton Bern gibt es viele Schülerinnen und Schüler, die altersdurchmischt lernen, und eine deiner beiden Töchter ist eine davon: Die 5.-Klässlerin besucht den Unterricht nicht nur mit gleichaltrigen Mädchen und Buben, sondern auch mit solchen der nächsthöheren Stufe.
Arbeiten die Schülerinnen und Schüler einer 5./6.-Mehrjahrgangsklasse im Fach Deutsch mit den „Sprachstarken“, ist die Handhabung exakt so, wie du es bei deiner Tochter beobachtest: Jeweils einem der beiden Jahrgangsbände (5 bzw. 6) kommt die Funktion des Leitlehrmittels zu. Konkret heisst das, dass im einen Jahr alle mit Band 5 und im nächsten Jahr alle mit Band 6 arbeiten. Man muss aber eine Einschränkung machen, denn nicht alle Kapitel können von altersdurchmischten Lerngruppen gleichzeitig bearbeitet werden. Im Gegensatz zu den thematischen Kapiteln (Büchern und Autoren begegnen, Sprache bewusst erleben, Textsorten, Orte der Sprache, Mit Sprache spielen und gestalten) sind die Kapitel „Wörter“ und „Sätze“ stufenspezifisch ausgerichtet. Diese Kapitel müssen in einer altersdurchmischten Klasse mit dem entsprechenden Jahrgangsband bearbeitet werden. Du kannst also davon ausgehen, dass deine Tochter auch das Sprach- und Arbeitsbuch der 5. Klasse mit nach Hause bringt, um Rechtschreib- und Grammatikthemen zu erarbeiten, zu vertiefen und zu üben, wohingegen die 6. Klässler im Rechtschreib- und Grammatikunterricht mit Band 6 arbeiten.
Du fragst dich, ob dies funktioniert? Lies hierzu die Aussage eines erfahrenen Lehrers:
„Ich habe lange 5./6. Klasse gemeinsam unterrichtet und bin mit dem Konzept, pro Schuljahr jeweils ein Leitlehrmittel für die ganze Klasse einzusetzen, sehr gut gefahren. Eine Ausnahme habe ich bei der Grammatik und Rechtschreibung gemacht. Da habe ich nach Schuljahren getrennt und mit den jeweiligen Jahrgangsbänden gearbeitet. Das macht Sinn, denn diese Bereiche werden in den „Sprachstarken“ über die Schuljahre hinweg sinnvoll und stufengerecht aufgebaut. Gleichwohl nutzte ich das Potenzial der beiden Klassen, indem ich schwächere Kinder der 6. Klasse ab und zu mit den jüngeren arbeiten liess, und im Gegenzug schnellere Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse am Rechtschreib- und Grammatikunterricht der 6. Klasse teilnehmen liess. Bei zwei Jahrgängen in einer Klasse funktioniert das gemeinsame Unterrichten mit nur einem Lehrmittel auf zwei Stufen gut. Schwieriger ist es wohl bei drei Jahrgängen…“
Möchtest du mehr zum Thema wissen? Dann empfehle ich dir die Lektüre der Broschüre: „Unterrichten in altersdurchmischten Klassen mit den Sprachstarken“.
Mit freundlichen Grüssen
Sandmann