Drei sehr schwierige Schüler

Bei uns in der Klasse sind drei sehr schwierige Schüler. Immer wieder spielen sie ihre Macht aus, terrorisieren andere Kameraden und wenn etwas los ist fühlen sie sich sofort als Opfer oder mimen die Unschuldigen. SL, Schulsozialarbeiter, Eltern, KL und TP probieren seit langer Zeit, die Situation zu verbessern. Die Klasse hat spezielle Programme durchgeführt, aber die Wirkung ist gleich null. Nun hat mir die KL-Person gesagt: „Ich kann nicht mehr – Ich hab genug!“ Was kann ich als IF-TP-Lehrkraft noch tun, damit wir die Situation in Griff bekommen?

Wann ist genug – wann haben wir genug getan – wann habe ich genug …
Drei Schüler, die durch ihr Verhalten auffallen – wiederholt – und die immer wieder Grenzen überschreiten. Wenn etwas passiert, werden die Gründe nicht bei sich gesucht, sondern schuld sind die anderen. Ein oder mehrere runde Tische sind angesagt, Trainingseinheiten und Konsequenzen werden beschlossen. Ich stelle fest, dass in eurem System hingeschaut wird. Das ist gut so. Ob alle am gleichen „Strick“ ziehen, kann ich nicht beurteilen. Du machst dir Gedanken, was du beitragen kannst. Du gibst nicht auf und möchtest mithelfen, dass sich die Situation beruhigt. Du kannst deine Kollegin ermuntern, sich Hilfe in Form einer persönlichen, unentgeltlichen Beratung zu holen (auf der phbern-Homepage bei Schnellzugriff auf Beratung klicken). Diese Möglichkeit steht auch dir offen, denn solch komplexe Herausforderungen sind nicht mit einfachen Tipps und Tricks zu lösen. Im persönlichen Gespräch ist es möglich hinzuschauen, wie du mit dieser belastenden, kräfteraubenden Situation gelassener und sicherer umgehen kannst .
Für mich steht eine grundsätzliche Überlegung für die vorliegende Situation im Zentrum:
Was fehlt diesen Kindern, dass sie es nötig haben, sich über andere zu erheben, andere zu tyrannisieren, sich selber ins Zentrum zu stellen? Ihr Verhalten, ihr Fehl-Verhalten zeigt, dass ihnen etwas fehlt. Wenn ich dies im persönlichen, vertrauensvollen Einzelgespräch herausfinde, dann können die Beteiligten mithelfen, das Fehlende anzugehen. Fehlverhalten sind oft Ausdruck einer Not , manchmal auch Hilferufe. Ein wesentlicher Aspekt ist die persönliche Haltung, wie ich mit diesen Situationen umgehe. Stört und nervt mich das Fehlverhalten der Schüler und will ich es unter allen Umständen unterbinden oder ist es mir ein echtes Anliegen hinzuschauen, warum ein Kind so reagiert? Dies ist ein erster Schritt, eine Beziehung aufzubauen, braucht aber Geduld und Zeit.
Paul Moor, ein bedeutender schweizerischer Heilpädagoge hat einen der bedeutendsten Sätze der Heilpädagogik formuliert: „Nicht gegen den Fehler sondern für das Fehlende“. Mit dieser Aussage wird Mut gemacht, nicht einfach Symptome zu bekämpfen, sondern Menschen wirkliche Hilfen anzubieten und sie zu begleiten. Echte Auseinandersetzung bedeutet nicht einfach, verniedlichen und Verständnis für alles zu haben. Es bedeutet, konsequent hinzuschauen, sinnvolle Massnahmen einzuleiten und mit dem Willen, das Gute, welches im Menschen verborgen ist, zu entwickeln und sichtbar werden zu lassen.