Demnächst beginne ich mit meinem neuen NMG-Thema „Tod und Abschied“. Ich möchte dieses Thema möglichst breit behandeln, z.B. anhand der verschiedenen Religionen, Bilderbüchern, ev. Interviews oder Besuche von Plätzen zum Thema Tod.
Ich weiss, dass dieses Thema heikler ist als andere Themen und auch mit dem „Glauben“ von vielen Kindern und Familien zu tun hat. Ich habe meine Eltern nun gebeten, mir mitzuteilen, wenn dieses Thema für ihr Kind schwierig sein könnte. So kann ich meinen Unterricht entsprechend anpassen.
Hat jemand sonst noch Ideen, worauf zu achten wäre? Oder ob/wie eine Umsetzung von Interviews oder Besuchen von Plätzen draussen möglich wäre? Ich bin z.B. unsicher, ob die Kinder die Eltern interviewen sollen bezüglich ein paar Fragen, weil dort vielleicht auch das persönliche Glaubensbild der Eltern durchdrückt oder es um Infos geht, die uns LP’s nichts angehen?
Auch wenn ihr sonst noch Ideen, ein cooles Buch oder Lehrmittel kennt - einfach schreiben!
Besten Dank für deine Frage, die bei uns angekommen ist.
Wir haben sie intern der zuständigen Expertin/dem zuständigen Experten weitergeleitet. Eine Antwort folgt so bald als möglich.
Danke für Deine Frage.
Du machst Dir schon gute Gedanken über die Vorbereitung und beziehst die Eltern bei diesem Thema richtig ein.
Im LP21 sind die Themen ja auch vorgesehen. Bei Deinem Interviewvorhaben ist es sicher wichtig, die Antworten der Eltern und ev. die verschiedenen Ansichten und Religionen offen zu besprechen. Im Sinne von „Sprechen und Nachdenken ÜBER Religionen“, ist das auch möglich.
Normalerweise sprechen Kinder unbefangen über den Tod und haben keine Berührungsängste. Entscheidend ist es, dass Kinder Ängste und Sorgen aussprechen können und wir ihnen ehrlich antworten. Als Aufhänger für Gespräche eignen sich Bilderbücher sicher gut. Für den Zyklus 1 fand ich hier eine Zusammenstellung von Kinderbüchern über das Thema Tod.
Für den Zyklus 2 kann ich Dir das Angebot der Mediothek empfehlen.
Nun hoffe ich, dass ich Dir mit meiner Antwort und den Links weiterhelfen konnte.
Liebe Grüsse
ÄNÄMGE
Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe bei der Mediothek der PHBern mir bereits eine Themenkollektion zusammenstellen lassen und dort viele tolle Materialien erhalten. Bilderbücher/Geschichten werde ich sicher mehrmals einbinden. Die Lehrmittel „Meine Religion - deine Religion“ (Geschichtenbuch und Buch mit didaktischen Erklärungen) und das Buch „Knietzsche und der Tod“ haben mich bisher am meisten überzeugt.
Bezüglich Interviews werde ich (falls ich es so durchführen möchte) dann im Schulhaus Interviews machen mit Kindern der 1. - 6. Klasse. Ich stelle mir vor, dass es vielleicht sogar interessanter ist, wenn die Kinder von Gleichaltrigen hören was sie so denken oder glauben zu diesem Thema. Auch könnte man dann nach verschiedenem Alter die Antworten aufzeigen.
Neben unserem Schulhaus liegt gleich ein Friedhof/Kirche, allenfalls können wir dort mal einen Besuch machen oder den Pfarrer oder die Pfarrerin interviewen. Ev. dürfen Kinder von anderen Glaubensrichtungen nicht mitkommen - die würde ich dann in eine andere Klasse schicken mit Material zum Bearbeiten.
Ich bin froh über Ihre Rückmeldung, dass Kinder grundsätzlich unbefangen über dieses Thema sprechen. Ich merke, wie ich nach ersten Reaktionen/Unsicherheiten von Kindern oder Eltern mich verunsichern lassen und nicht alle Dinge ansprechen möchte, man könnte ja in ein Fettnäpfchen treten oder vielleicht muss plötzlich ein Kind weinen. Diese Einstellung will ich nun über Bord werfen und es so uneingenommen angehen wie ein anderes NMG-Thema.
Liebe Valera
Es freut mich, dass Du in der Mediathek gutes Material für Deinen Unterricht gefunden hast und Dein Unterrichtsvorhaben angehen kannst.
Der Besuch in der Kirche inkl. Interview mit der Pfarrerin ist sicher eine Bereicherung. Kennst Du auch das Haus der Religionen in Bern? Ev. bekommst Du auch da noch Material für alle anderen Religionen.
Für die Interviews mit den andern Klassen im Schulhaus würde ich Dir sicher anraten, die jeweiligen Lehrkräften vorab noch zu kontaktieren und ein ok einzuholen.
Liebe Grüsse,
ÄNÄMGE
Über die bereits genannten Tipps und (sehr guten) Überlegungen hinaus:
Keine Scheu, das Thema mit Kindern anzusprechen. Sie reagieren allermeistens sehr gut. Und Tränen dürfen ja auch sein.
Wir hatten letzthin den Tod zweier Kinder aus dem Schulhaus (Brandfall im Seeland) zu verarbeiten.
Zum Besuch auf dem Friedhof, einem Gespräch mit Pfarrerin oder Pfarrer und einem Kontakt mit einem Bestatter würde ich sehr raten.
Nach wie vor sehr träffe Bilderbücher:
Wolf Erlbruch: Ente, Tod und Tulpe, Kunstmann-Verlag
Wenche Oyen u. Marit Kaldhol: Abschied von Rune, Ellermann-Verlag
Ausserdem:
Axel Schulss / Daniela Bunge: Als Otto das Herz um ersten Mal brach, Boje
Marie-Thérèse Schins: Ich übe für den Himmel, Patmos
Albert Biesinger u.a.: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Kinder fragen - Forscherinnen und Forscher antworten, Kösel
Margrit Franz: Tabuthema Trauerarbeit. Kinder begleiten bei Abschied, Verlust und Tod, Don Bosco
Martina Plieth: Kind und Tod. Zum Umgang mit kindlichen Schreckensvorstellungen und Hoffnungsbildern, Neukirchener
und zur eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema:
Manuel Trachsel / Andreas Maercker: Lebensende, Sterben und Tod, Hogrefe
und: Steffen Eychmüller (Hg): Palliativmedizin Essentials. Das 1x1 der Palliative Care, Hogrefe
Herzliche Grüsse und alles Gute!
Matthias Hochhuth.
Liebe/r ÄNÄMGE
So, jetzt komme ich endlich dazu, Ihnen eine Antwort zu schreiben. Vielen Dank für den Hinweis bezüglich „Haus der Religionen“. Ich überlege mir nun, dort im 2022 einen Workshop für unsere Klasse zu buchen.
Bzgl. Interviews: Ich habe mich nun entschieden, den Friedhofsgärtner und einen Pfarrer zu interviewen und lasse das mit den Klasseninterviews nun sein.
Vielen lieben Dank für all Ihre Büchertipps und die Ermutigung der Thematisierung von „Tod“. Das Eis ist bei unserer Klasse nach einem scheuen Start nun gebrochen und die Kinder erzählen frei und ungezwungen ihre Gedanken (und können dies zum Glück auch gegenseitig stehen lassen).
Dank Ihrem Rat habe ich gemerkt, dass ich mich mal langsam um ein Interviewtermin kümmern sollte, wenn ich das machen will. Das heisst, ich habe jetzt den Friedhofsgärtner und einen Pfarrer organisieren können für die nächsten zwei Wochen. Die Kinder haben sich bereits viele Fragen überlegt, die sie dann stellen wollen und freuen sich auf den Besuch (ich ebenso!).
PS: Lese ich das richtig, dass gerade bei einem Todesfall es wichtig ist, dieses Thema aufzugreifen? Ich stelle es mir noch schlimm vor, wenn alle „schweigen“ würden, wenn bei einem Kind etwas passiert ist. Und wenn z.B. bei einem Kind ein Elternteil schon ein bisschen länger verstorben ist - würden sie das Thema Tod trotzdem behandeln oder lieber nicht? Das ist eine Frage für eine andere, zukünftige Klasse…
Bitte entschuldigen Sie, dass ich erst heute wieder reagiere, aber leider funktionierte mein Passwort nicht mehr -
und dann war ich durch verschiedene Anlässe am Wochenende absorbiert.
Dass der Einstieg ins Thema so gut gelungen ist, freut mich natürlich sehr - und deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Und ja, Sie haben das richtig gelesen, wie wichtig es ist, das Thema gerade dann aufzugreifen, wenn Kinder akut davon betroffen sind. Wie angedeutet hatten wir ja vor 2 Monaten den tragischen Fall im einen Schulhaus, dass 2 Kinder am Tag nach der Rückkehr aus dem Herbstlager bei einem Hausbrand zu Tode gekommen sind.
Wir sind am Morgen nachher in allen Klassen gewesen, um alle Kinder zu informieren und allfällige heftige Reaktionen aufzufangen. Das ging sehr gut. In den folgenden Tagen haben die Kinder dann einen Gedenkort im Schulhaus eingerichtet und nach 2 Wochen die Abschiedsfeier miteinander gestaltet.
Auch wenn ein Elternteil eines Kindes schon seit gewisser Zeit verstorben ist, würde ich durchaus anbieten, noch darüber zu reden, denn für ein Kind ist das Thema nie vorbei. Ich habe bisher gute Erfahrungen damit gemacht, mit den Kindern offen darüber zu reden, was sie denken und auch, was sie befürchten. Wenn sie jedoch nicht (mehr) darüber sprechen möchten, ist das zu akzeptieren. Da kann man gut ein Ritual machen, in dem man das Schweigen zum Thema macht und dann weiter zum „normalen“ Unterrichtsstoff geht.
Je offener man sich dem Thema stellt, desto weniger bedrohlich ist es.
Mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüssen,
Matthias Hochhuth.
Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Diese haben mir sehr geholfen!
Ich wünsche Ihnen eine tolle Weihnachtszeit und dann einen guten Start ins neue Jahr!