Fach Deutsch aufteilen mit TPL

Ich beginne im August meine erste Stelle als Klassenlehrperson an der 3./4. Klasse. Im Fach Deutsch unterrichtet „meine“ Teilpensenlehrkraft auch 2 Lektionen. Wie kann ich die Bereiche geschickt aufteilen? Beispielsweise das Thema Leseverständnis abgeben? Danke im voraus für alle Ideen/ Vorschläge.

Liebe Neuline

Du wirst ab dem neuen Schuljahr in deiner 3./4. Klasse das Fach Deutsch mit einer Teilpensenlehrperson teilen und suchst nach Vorschlägen, wie du die verschiedenen Sprachlernbereiche „geschickt“ aufteilen könntest.

Aus deiner Frage spricht der Wunsch nach einer sauberen, effizienten Planung, nach einem möglichst reibungslosen Ablauf nacheinander folgender Unterrichtseinheiten, nach Autonomie und gegenseitiger Unabhängigkeit, wohl auch in der Absicht, euch zeitaufwändige Absprachen im Wochenverlauf zu ersparen. Aus Sicht der Lehrpersonen hat dieses Konzept durchaus Vorteile. Wie sieht das aber aus Sicht der Lernenden aus?

Ziel des Deutschunterrichts ist es, Sprachkompetenzen aufzubauen. Diese lassen sich im komplexen Miteinander weit besser entwickeln als im isolierten Nebeneinander. Diese Auffassung liegt nicht nur dem LP 21, sondern auch den im Kanton Bern empfohlenen Deutschlehrmitteln zugrunde. Sprachkompetenz wird in diesen anhand von Sprachthemen aufgebaut - bei den „Sprachstarken“ im ersten Quartal beispielsweise am Thema „Büchern und Autoren/Autorinnen begegnen“. Obwohl der Schwerpunkt in diesem ersten Kapitel auf dem Lesen liegt, geht es hier auch um das Sprechen, Gespräche führen, Hören und Zuhören sowie Schreiben. Mit und durch das Schreiben lässt sich wiederum Sprachwissen und Sprachbewusstheit aufbauen.

Zurück zu deiner Frage, wie sich die Bereiche geschickt aufteilen lassen. Sie weckt in mir das Bild einer Stafette, und daraus ergibt sich meine Antwort. Die Läuferinnen laufen nicht nebeneinander, sondern nacheinander. Das Tempo der Einzelpersonen kann sich unterscheiden. Übereinstimmung besteht aber in der Zielrichtung, und besonderer Knackpunkt ist der Moment der Stabübergabe. Man gewinnt oder verliert gemeinsam. Übertragen auf deine Situation heisst dies, dass ich dafür plädiere, nicht nebeneinander zu unterrichten, sondern miteinander, wenn auch nicht gleichzeitig. Um das Schiff auf Kurs zu halten, solltet ihr dem Moment der jeweiligen Stabübergabe besondere Bedeutung zumessen.

Zum Unterrichtskonzept fallen mir drei Möglichkeiten ein:

  1. Vorschlag: Ihr arbeitet themenorientiert, allerdings an unterschiedlichen Themen. Bezogen auf die „Sprachstarken“ könnte dies sein, dass die eine das Kapitel „Autoren/Autorinnen begegnen“ und die andere das Kapitel „Textsorten“ übernimmt. Jede von euch hat dann auch freie Hand bei der Beurteilung. Zu überlegen wäre, wer von euch die Kapitel „Wörter und Sätze“, also Grammatik und Rechtschreiben übernimmt. Mindestens eine halbe Stunde pro Woche sollten diese Bereiche auch geübt und trainiert werden.

  2. Vorschlag: Ihr haltet euch an die vorgeschlagene Jahresplanung eures Lehrmittels und plant das erste Quartal gemeinsam. In der Quartalsplanung sind die vorgesehenen Stunden pro Thema angegeben. Legt einen Fahrplan fest und entscheidet, wer welchen Streckenabschnitt in der Stafette übernimmt und wie ihr die jeweilige Stabübergabe organisiert. Regelmässige Absprachen und Verbindlichkeit sind bei diesem Konzept unabdingbar.

  3. Vorschlag: Deine Kollegin könnte beispielsweise bis zu den Herbstferien eine freie Lesestunde pro Woche gestalten. Informationen zum offenen Leseunterricht, wie ihn die heutige Lesedidaktik propagiert, findest du u.a. im Kommentarband „Die Sprachstarken 5“ (S. 11). Die verbleibende Stunde wäre im obigen Sinne zu regeln.

Ich hoffe, dir mit meinen Anregungen gedient zu haben und wünsche dir, deiner Kollegin und vor allem deinen Schülerinnen und Schülern gutes Gelingen.
Sandmann