Probleme beim Eingewöhnen in Klasse

Ich habe einen Jungen XY in meiner Klasse, der mir Kopfzerbrechen bereitet. Kurz zu meiner Klassensituation: Gemischte 1./2. Klasse (neu zusammengemischt anfangs Schuljahr. Die 1. Klässler gingen alle zusammen in den Kindergarten, die Zweitklässler wurden aus zwei bestehenden 1. Klassen neu zusammengewürfelt zu meiner gemischten 1/2. Klasse), die Zweitklässler haben 2 neue Lehrerinnen (KLP und Teilpensum), 2 neue Fachlehrerinnen und einen neue Heilpädagogin, in der Klasse sind knapp 20 Kinder, ländliche Gegend.
XY ist ein 2. Klässler. Bereits beim Übergang vom Kindergarten in die 1. Klasse wurde er aus seinem Freundeskreis gerissen. In der 1. Klasse fand er dann aber viele Freunde und hatte auch eine sehr gute Beziehung zu seiner 1. Klass-Lehrerin. Beim Wechsel in die 2. Klasse wurde er wieder aus seinem Freundeskreis gerissen und hat nun grosse Mühe, sich zurechtzufinden. Er spielt zwar mit 2-3 Kindern in der Klasse, seine besten Freunde sind aber in einer anderen Klasse. Die Mutter leidet unter den Entscheidungen der Schule zum Klassenwechsel.
Der Junge fällt sehr auf mit seinem Verhalten, da er häufig nicht auf die LP hört, mehrmalige Aufforderungen braucht, sich nicht an Regeln hält, „blödelt“, und auch teilweise agressiv ist (häufig im Gespann mit einem anderen Jungen, wobei XY aber der Anführer ist).
Die Mutter schildert, dass sich XY zuhause ganz anders verhalte als früher in der 1. Klasse – er sei ein anderer, zeige sich agressiv, sei gereizt, höre nicht auf die Mutter, blödele. Zudem habe er Mühe mit Schlafen (könne nicht einschlafen, gehe zu den Eltern ins Zimmer, sei am Morgen beim Wecken schon wach). Dies habe er früher nicht gehabt. Er sei aber schon immer emotional und sensibel gewesen
Seit Schulbeginn stelle ich eine leichte Besserung der Situation fest, in der letzten Woche vor den Ferien allerdings wieder eine Verschlechterung, was aber auch daran liegen könnte, dass alle schon ein bisschen müde sind vom ersten Quartal. Die Mutter sagt allerdings, zuhause habe sich gar keine Besserung ergeben, was mich erstaunt hat und mich nun auch zu diesem Beitrag veranlasst hat.
Ich habe XY auch schon gefragt, ob ich ihm helfen könne, sein Verhalten zu bessern, ob er etwas brauche oder wieso er sich so verhalte. Allerdings konnte er das nicht beantworten.
Meine Vermutung (und auch die der Mutter) ist, dass er sich noch nicht richtig einleben konnte, und Mühe hat, die Trennung und Umstellung zu verarbeiten.
Nun weiss ich nicht, was ich tun soll. Wie könnte ich dem Jungen helfen?? Was kann ich beitragen und wo braucht es wohl einfach Zeit…

Guten Tag Minumi

In Ihrer Schilderung nehmen Sie einen Perspektivenwechsel ein und zeigen eindrücklich auf, wie der Start in ein neues Schuljahr, der Wechsel aller Lehrpersonen und die Neudurchmischung der Kinder auf ein Kind wirken kann. Sie fragen, was Sie beitragen können und geben sich die Antwort gleich selber :slight_smile: Einleben braucht Zeit.

Und Sie machen bereits sehr Vieles:
• Sie sind im Gespräch mit dem Jungen. So kann er Sie kennenlernen, eine Beziehung zu seiner neuen KL aufbauen
• Sie nehmen seine Situation im Klassengefüge wahr und sehen auch, dass er neue Freundschaften eingeht
• Sie sind in Kontakt mit der Mutter, sie vertraut sich Ihnen mit ihren Sorgen an.

Das Schuljahr ist noch jung. Die ersten Wochen sind voller neuer Erfahrungen, alle und alles muss seinen Platz finden. Sie können den Jungen, die anderen Kinder, die Eltern, die Kolleginnen und vielleicht auch sich selber unterstützen, indem Sie eine Haltung der Ruhe und Zuversicht einnehmen.

• Zeigen Sie der Mutter auf, dass Sie die Situation wahrnehmen und den Jungen begleiten und darin unterstützen, seinen neuen Platz zu finden. Er kann Freunde finden und Beziehungen aufbauen, diese wichtige und gute Erfahrung hat er im KG und in der 1. Klasse bereits gemacht.
• YX können Sie zusätzlich unterstützen, indem Sie vermeiden, dass er bei den verschiedenen Unterrichtssituationen jeweils neue Lernpartner finden muss. Fixe Lerntandems über einige Wochen können Sicherheit vermitteln.

Alles Gute Ihnen und schöne Herbstferientage
Niesen

Besten Dank für die Antwort. Die Reaktion der Mutter hat mich verunsichert und nun beruhigt es mich sehr, dass ich schon vieles richtig gemacht habe :slight_smile: