Liebe/r Joness
In kurzer Zeit haben Sie Entscheidendes verändern können! Gelassenheit, eine gewisse innere Distanz zum Geschehen und Humor sind entscheidende Kompetenzen, um die Freude am Beruf auch unter schwierigen Verhältnissen aufrecht erhalten zu können.
Schön auch, dass Sie die Schülerinnen und Schüler gefragt haben. Damit zeigen Sie ihnen, dass Sie sie einbeziehen und ihre Sichtweise sehen wollen. SuS wollen von der Lehrperson gehört und ernst genommen werden. Manchmal ist es gar nicht so einfach, sie in ihren zum Teil pubertierenden Verhaltensweisen und Äusserungen auch wirklich ernst zu nehmen, doch soll die Beziehung zwischen der Klasse und Ihnen gelingen, so ist das mit Sicherheit der wichtigste Faktor.
Es gibt sicher viele Tipps, die helfen könnten, eine Klasse zu mehr Aufmerksamkeit zu führen, keiner wird aber ein Wundermittel sein. Es gibt immer wieder Klassen, die lauter sind als andere. Wichtig ist dann, dass Sie Ihre Ansprüche und Erwartungen anpassen können, damit Sie sich nicht unnötig unter Druck setzen.
Achten Sie vor allem am Anfang einer Lektion, dass Sie erst sprechen, wenn es ruhig ist. Die ersten fünf Minuten entscheiden oft über den Verlauf der ganzen Lektion. Stellen Sie sich immer am selben Ort hin, damit die SuS lernen, dass das ein Zeichen des Aufmerksam-Werdens ist. Schauen Sie die SuS an, jedes Einzelne, nicken Sie dankend denen zu, die bereits still dasitzen. Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen, oft scheint die Wartezeit viel länger zu sein, als dass sie es tatsächlich ist. Wenn es während der Einzelarbeit wieder zu laut werden sollte, lassen Sie die SuS innehalten, ablegen und still werden. Dann können Sie ihnen sagen, dass sie jetzt weiterarbeiten können. Reden Sie nicht laut ins Laute, stören Sie die Störungen leise.
Auch die Pultordnung kann einen Einfluss auf den Lärmpegel haben. Bei unruhigen Klassen empfiehlt sich die traditionelle Pultordnung, sicher keine Blöcke, die eher zum Plaudern einladen. Achten Sie auch auf die Ordnung. Jacken gehören in die Garderobe, Mappen hinten in ein Gestell, auf dem Pult liegt nur das Material bereit, das sie zum Arbeiten benötigen.
Mit der Unterrichtsform können Sie auch Einfluss nehmen. Bei einer sehr lebendigen, zappeligen Klasse eignet sich ein straff geführter Unterricht mit kurzen mündlichen Sequenzen gefolgt von Einzelarbeiten eher als die Arbeit mit Wochenplänen. Dabei kann auch darauf geachtet werden, dass die SuS wenig Grund haben, ihre Plätze zu verlassen.
Übergangssituationen sind immer Momente, die zum Plaudern einladen. Achten Sie darauf, dass die Arbeitsblätter bereits auf ihren Pulten liegen, dass Sie nicht lange den Hellraumprojektor einrichten müssen oder gar zuerst noch eine Wandtafel reinigen müssen, bevor Sie etwas anschreiben können. Vermeiden Sie es grundsätzlich, während des mündlichen Unterrichtes an die Wandtafel zu schreiben, denn damit verlieren Sie immer wieder den Kontakt mit den SuS.
Empfangen Sie die SuS möglichst „unter der Türe“. Seien Sie vor dem Schulbeginn bereits im Zimmer und nehmen Sie schon von Beginn weg Einfluss auf das Treiben. Vielleicht hilft auch eine leise ruhige Musik oder ein Duftlämpchen, damit die Atmosphäre zum Ruhig-Sein einladend wirkt. Auch nach den Pausen markieren Sie Ihre Präsenz schon beim Eintrudeln der SuS.
Und schlussendlich: Freuen Sie sich über jeden Moment, in der Ihre Klasse ruhig ist. Erzählen Sie am Schluss des Morgens den Kindern, wann es Ihnen besonders gut gefallen hat. Benennen Sie immer wieder das Gelungene und haben Sie Geduld.
Nun hoffe ich, dass Sie mit diesen Tipps weitere Erfolge verbuchen können. Ich bin gespannt, von Ihnen zu hören oder auch Tipps von anderen Lehrpersonen zu lesen.
Mit freundlichen Grüssen
Kashgar