Liebe(r) herrenl
Ich beginne bei der letzten deiner drei Fragen: „Wie kann ich die Leselust bei den Kindern steigern?“ Eine erste Antwort gibst du indirekt bereits selber, indem du ankündigst, im kommenden Schuljahr im Klassenverband ein Buch lesen zu wollen. Damit wählst du ein Verfahren, mit dem viele Lehrpersonen gute Erfahrungen machen: In der Regel lesen Schülerinnen und Schüler gerne gemeinsam ein Buch. Sie mögen es, sich darüber auszutauschen und sich mit den im Buch aufgeworfenen Themen auseinanderzusetzen. Die Klassenlektüre als Mittel zur Steigerung der Lesemotivation! Wer gern liest, bekommt Lust auf mehr.
Wie wählst du die Klassenlektüre aus? Kennst du den Lesegeschmack deiner Schülerinnen und Schüler? Diesen solltest du berücksichtigen. Schlägst du ein Buch vor, oder lässt du die Klasse auswählen? Grundsätzlich sollte das Buch dem Alter, dem Niveau und den Leseinteressen deiner Schülerinnen und Schülern entsprechen. Ist es zu dick, droht die Gefahr, dass allein schon sein Anblick schwächere Schüler abschreckt, was du ja vermeiden möchtest.
Vieles spricht dafür, die Schülerinnen und Schüler selber entscheiden zu lassen, welches Buch sie lesen wollen. Eine spielerische Idee, die Wahl eines Buches anzuleiten, ist die folgende: „Man legt so viele Exemplare auf, wie Schüler sind, lässt darin lesen und unterbricht immer wieder kurz mit Musik. In dieser Zeit wird nicht gelesen, sondern Platz gewechselt und gewartet, bis es wieder leise ist, um weiterlesen zu können. Im Anschluss bespricht man das Gelesene im Sitzkreis“ (Quelle: Sybil Gräfin Schönfeldt, Die Bibel - Das Alte Testament | Lesen in Tirol ). Gemeinsam könnte man dann eine Prioritätenliste herstellen und entsprechend auswählen.
Zum Schluss noch einige Anregungen zur abwechslungsreichen Gestaltung des gemeinsamen Lesens:
• Rollenlesen, falls im Buch Dialoge oder Gespräche vorkommen
• Nacheinander vorlesen
• Lehrperson liest vor
• Stilles Lesen
• Lesehausaufgaben
Liest du im Klassenverband oder willst du den Lektüreprozess durch gemeinsame „Lesepausen“ unter-brechen, damit sich die Schülerinnen und Schüler über das Gelesene austauschen, sie über die Handlungsweisen der Figuren nachdenken oder sie Vermutungen über das weitere Geschehen anstellen, ist es wichtig, dass alle auf dem gleichen Informationsstand sind, dass also alle bis zur gleichen Stelle im Buch vorgerückt sind. Das ist meine Antwort auf deine zweite Frage: „Macht es Sinn, dass alle Kinder immer gleich weit lesen müssen?“ Schwächeren Schülern könntest du das Lesen erleichtern, indem du gewisse Seiten im Buch zusammenfasst und ihnen deinen Text abgibst.
Viel Erfolg und Freude!
Sandmann