Projektwoche

Liebes Forum
In der vergangenen Landschulwoche (8.Klasse) hatte ich einen Schüler, der dauernd die Nachtruhe nicht einhielt und sogar Möbel und Einrichtungsgegenstände beschädigt. Zwar fanden Gespräche mit den Eltern statt und der Betreffende musste für die Kosten der Instandstellung aufkommen. Ich habe aber den Eindruck erhalten, dass er dadurch absolut nicht einsichtig geworden ist. Nun steht uns eine weitere auswärtige Projektwoche bevor und ich frage mich, ob ich diesen Schüler überhaupt mitnehmen soll.

Lieber Javier

Herzlichen Dank für deine Anfrage! Ich kann sehr gut verstehen, dass dir die Vorstellung, den beschriebenen Schüler auch in diesem Jahr mit in die Projektwoche zu nehmen, Sorge bereitet. Die letztjährige Erfahrung hat sicher Spuren hinterlassen, und so wie du schreibst, scheint sich am Verhalten des Schülers seither wenig im positiven Sinn geändert zu haben.
Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, um definitiv entscheiden zu können, welche Lösung für diese anstehende Projektwoche sinnvoll und hilfreich ist.
Sicher ist es auch dein Anliegen, diesen Schüler wenn immer möglich nicht auszugrenzen, sondern ihm die Lernumgebungen anzubieten, in denen er sein Verhalten besser steuern lernt.
Andererseits möchtest du im Interesse einer gelingenden und für alle Beteiligten lehr- und erfahrungsreichen Projektwoche verhindern, dass der Schüler mit seinem destruktiven, grenzverletzenden Verhalten Raum einnehmen und das Gelingen in Frage stellen kann.
Meines Erachtens könnten die folgenden weiteren Schritte zur Klärung der Frage beitragen:

  • Gespräch mit dem Schüler, in dem du ihm deine Sorge mitteilst und auch deine Erwartungen an sein Verhalten in der Projektwoche klar formulierst. Es wäre in diesem Gespräch wichtig, dem Schüler auch zuzuhören: Bist du bereit, diese Regeln einzuhalten? Was brauchst du an Unterstützung und vom wem, damit dir dies gelingt?

  • Sofern der Schüler eine gewisse Kooperationsbereitschaft zeigt, würde ich zusammen mit den Eltern, dem Schüler und eventuell auch der Schulleitung eine schriftliche Vereinbarung treffen, welche klärt, was für Minimalanforderungen an das Verhalten des Schülers gestellt werden und was passiert, wenn er diese nicht erfüllt. Bei diesem Gespräch sollte soweit möglich immer wieder wahrnehmbar sein, dass du als Lehrperson, dass auch die Schule dem Schüler dieses „Erlebnis Projektwoche“ sehr gerne ermöglichen möchte, aber eben unter Bedingungen, für deren Einhaltung er allein verantwortlich ist – auch für allfällige Konsequenzen bei Nichteinhaltung.

  • Wenn in deiner jetzigen Klasse ein gutes, tragfähiges Klima herrscht, könnte es auch hilfreich sein, dass einige (oder ein) Klassenkollegen, die zum Schüler eine gute und konstruktive Beziehung pflegen, sozusagen als „Unterstützende“ gewonnen werden. Ihre Aufgabe wäre es dann, durch entsprechende Feedbacks dem Schüler beizustehen, dass er sich in der Projektwoche entsprechend der vereinbarten Rahmenbedingungen verhalten kann.

  • Vielleicht hat der Schüler selber auch Ideen, was er braucht, damit die Projektwoche eine gute Woche wird. Danach fragen lohnt sich bestimmt.

  • Falls der Schüler in keiner Art und Weise zur Kooperation bereit ist, dann würde empfehlen, ihn nicht mitzunehmen und ein Alternativangebot (Unterricht in einer andern Klasse oder anderes) bereitzustellen.

Nun hoffe ich, dass meine Antwort hilfreich ist für deine Entscheidungsfindung! Ich bin jedenfalls sehr gespannt darauf, wie genau du nun vorgehst und zu welchen Schlüssen du kommst. Deshalb würde es mich freuen, von dir zu hören, wie sich die „Geschichte“ entwickeln hat.

Mit lieben Grüssen

Winzel

Guten Tag

Im BEOBACHTER bin ich auf einen Artikel gestossen über ein Sportlager einer Thuner Oberstufenklasse:

«Wir sind doch alle irgendwie Streber»
Geht es um die Schule, glauben Politiker, Eltern und Pädagogen am besten zu wissen, wo der Schuh drückt. Die Schüler fragt selten jemand. Wir haben es getan – im Sportlager einer Thuner Oberstufenklasse.

‚Die Klasse 8b verbringt diese Woche im Skilager in Rosswald VS: fünf Tage ohne Eltern und Hochnebel, dafür mit Kollegen, Sonne und Schnee. Für die 19 Schüler ist das Lager der soziale Höhepunkt des Semesters. Für ihre Schule, deren Auftrag es ist, gesellschaftsfähige, selbstverantwortliche Bürger zu erziehen, bietet die Sportwoche ein Übungsfeld im Umgang mit Regeln und Freiheiten, Vertrauen und Kontrolle – was zum Stresstest werden kann…‘

http://www.beobachter.ch/arbeit-bildung/schule/artikel/volksschule_wir-sind-doch-alle-irgendwie-streber/

Beste Grüsse
Barcelona