Verhaltensmuster wiederholen sich

Liebe Forumbenutzerinnen und -benutzer

Ich habe diesen Sommer eine sehr schwierige Klasse (1./2.Kl, KKD) übernommen. Die Klasse hatte vorher verschiedene Stellvertretungen. Ich habe ein riesiges Durcheinander vorgefunden und konnten dank zusätzlich gesprochenen Team-Teaching-Stunden vieles wieder „einrenken“. Jetzt kann ich eigentlich „normalen“ Unterricht durchführen. Nun haben sich aber Verhaltensmuster in der Beziehung zu den zwei „schlimmsten“ Kindern eingeschlichen, die sich immer wieder wiederholen. Ich finde nicht mehr daraus und werde wütend. Nun bräuchte ich so schnell wie möglich neue Impulse und Tipps, wie ich damit umgehen könnte.
Dazu fällt es mir sehr schwer, das Positive am Schulalltag zu sehen und die Schule belastet auch mein Privatleben ZU schwer. Ich bräuchte somit auch Ideen, um wieder eine Balance zu finden.

Ich hoffe, hier im Forum Hilfe und Tipps zu erhalten. Auf jeden Fall schon jetzt ein herzliches Danke für alle kommenden Beiträge.

Pluto

Lieber Pluto

Es ist eine grosse Herausforderung, eine Klasse nach einer Zeit der wechselnden Stellvertretungen und der fehlenden Stabilität zu übernehmen. Deshalb gratuliere ich Ihnen, dass Sie Vieles in diesem Durcheinander wieder haben „einrenken“ können.

Nun zeigt sich aber, dass sich wiederkehrende Verhaltensmuster zwischen Ihnen und den zwei „schlimmsten“ Kindern eingeschlichen haben, was Sie wütend macht. Auch ist Ihr Schulalltag zur Belastung geworden, was sich sogar auf Ihr Privatleben auswirkt.

In der Auseinandersetzung mit Ihrer Schilderung merke ich, dass ich weitere Informationen brauche, um Sie kompetent unterstützen zu können. Ich frage mich zum Beispiel, ob Sie wütend auf sich selber werden, weil Sie auf das Verhalten der beiden Kinder keine Antwort haben oder ob sich die Wut auf das Tun der Kinder richtet. Gerne wüsste ich auch mehr über das Verhalten. Was machen sie genau, dass sie zu den schlimmsten Kindern geworden sind? Und: Angenommen, die beiden würden sich plötzlich unauffällig verhalten, wäre Ihr Thema gelöst?

Trotzdem schreibe ich Ihnen gerne einige Gedanken, ohne zu wissen, ob das den Kern Ihres Anliegens trifft.
Auffälliges Verhalten eines Unterstufenschülers, einer Unterstufenschülerin ist selten als Angriff auf die Lehrperson gedacht. Und trotzdem fühlen sich viele Lehrpersonen in ihrer Kompetenz, in ihrem Bild, was eine gute Lehrperson ausmacht, angegriffen. Dies kann zu einer Verunsicherung führen, was wiederum die Beziehungsebene beeinträchtigt. Oft beginnt damit der Teufelskreis von Bestrafung und noch auffälligerem Schülerverhalten.
Deswegen könnte es als erster Schritt hilfreich sein, das Verhalten nicht als persönlichen Angriff zu werten, sondern sich zu fragen, was die beiden Kinder damit von sich zeigen. Vielleicht hilft auch ein Austausch mit einer Heilpädagogin oder mit einem Kollegen, der viel Erfahrung mit „kreativem“ Schülerverhalten hat.

Nun bin ich gespannt, ob Sie aus meinen Überlegungen etwas als Hilfreich mitnehmen können. Vielleicht präzisieren Sie Ihr Anliegen, damit ich konkreter darauf eingehen kann?

Ich wünsche Ihnen ein gesundes Distanzieren, damit Ihre Freude am Unterrichten wieder zurückkehren kann.

Mit freundlichen Grüssen

Lieber Pluto,

ich bin also eine Heilpädagogin, und stell dir vor, sogar ich werde einfach wütend, wenn mir ein Schüler die Zunge herausstreckt, weil er sich nicht in den Kreis setzen will!
Willkommen, in der Realität!

Ich spüre Wut.
Und die Wut gehört genau zu diesem Kind.
Meine gut gemeinte und wohlgesonnene Haltung kommt nicht an.
Dabei: was hätte ich mehr zu bieten, als gutes Meinen und eine wohlgesonnene Haltung???

Also, das ist die Realität:
Dieser kleine Knirps bringt mich auf die Palme, Masterstudium hin oder her.
Was will er?
(Sicher nicht mein Masterstudium :wink:

Er will mich!
Er will mich, so wie ich in meiner Persönlichkeit ganz sicher fassbar bin!
Er will sich ganz sicher sein, wer ich bin, und das muss ich ihm erst zeigen.

Kein Kind sucht Schelte.
Kein Kind sucht Strafen.
Kein Kind sucht den Misserfolg.

Also nehme ich mir Zeit mit diesem Kind mehr Zeit zu verbringen, damit wir uns finden können.

Ich suche mit dem Kind gemeinsame Interessen.
Ich suche mit dem Kind gemeinsame Erfolgserlebnisse.
Ich suche mit dem Kind einen „Faden“, der uns verbindet, gemeinsame intime Erlebnisse, in denen es mich als Person ganz persönlich erfahren und fühlen kann.
Ich versuche, das Kind für mich zu gewinnen, und genau darauf wartet es ja eigentlich.

Vergiss nicht, nichts ist wichtiger, als die Beziehung!

Nimm dir also Zeit, an der persönlichen Beziehung zu deinen „schwierigen“ Schülern zu arbeiten.

Vergiss die Muster, besinne dich auf deine persönliche Beziehung zu deinen Kindern.
Davon leben sie. Und davon lebst auch du!

Ich wünsche dir viel Glück,
mit lieben Grüssen,

Malena