Welche Fachbereiche haben Priorität

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Gerne möchte ich nach euren Erfahrungen bzgl. ukrainischen Geflüchteten in der Schule nachfragen.

Der betroffene Schüler befindet sich bereits seit mehreren Wochen in der Schweiz und wird nach den Sommerferien zuerst einen Intensiv-Deutsch-Kurs am Morgen besuchen und besucht bei mir die Fächer D, F, E, MA, NMG, BS, MI, MU, BG.
Nun macht es für mich keinen Sinn, dass er in all diesen Lektionen nur dasselbe wie der Rest der Klasse mitmacht. Zum Beispiel in den Fächern F (erneut eine Fremdsprache) und NMG (Sprachniveau des Fachs momentan noch zu hoch).

Ist es legitim, ihm in bestimmten Lektionen Oasen anzubieten, wo er sich auf andere Unterrichtsinhalte und auf allfällige Aufgaben aus dem Deutschkurs konzentrieren kann?
Wie können solche Oasen gestaltet werden?

Was gilt es allgemein zu priorisieren in der Beschulung ukrainischer Geflüchteter?

Danke im Voraus und liebe Grüsse
Ramon

Lieber Ramon
Herzlichen Dank für deine Anfrage. Ich habe sie an die entsprechende Fachperson weitergeleitet. Auf Grund von Ferienabwesenheit könnte es länger als gewohnt dauern, bis du von ihr Antwort erhalten wirst. Nun hoffe ich, dass Lehrpersonen mitdiskutieren werden.

Vorerst dies: Unter folgendem Link findest du viele Gedanken und Materialien zum Thema «Ukrainische Flüchtlinge in den Berner Schulen».

Sicher ist es legitim, Oasen anzubieten. Das wichtigste für diese Kinder ist, dass sie einen sicheren Ort erleben und willkommen sind. Vielleicht findest du gutes Material im Padlet (siehe Link).

Ich hoffe, dass dir diese Erstantwort weiterhelfen wird.

Mit freundlichen Grüssen
Kashgar

Lieber Ramon
Auch von meiner Seite her, danke für deine Anfrage.
Kashgar hat dir schon ein paar wichtige Infos mitgeteilt. Ich kann nur wiederholen, dass es legitim ist, dem Schüler Zeit zu geben, damit er in deiner Klasse ankommen kann.
Du erwähnst explizit das Französisch. Im Leitfaden DaZ findest du folgende Angaben (S.22):
Gemäss AHB 4.1.3 kann die Schulleitung bei Kindern u.a. «aufgrund von Fremdsprachigkeit», Abweichungen von den für die einzelnen Fächer vorgegebenen Lektionen bewilligen. Dies ermöglicht auch die vorübergehende «Dispensation» vom Unterricht in der ersten oder der zweiten Fremdsprache. Die durch die «Dispensation» gewonnene Unterrichtszeit muss gezielt für die Vertiefung von anderem Stoff (Unterrichtssprache, Mathematik, eine der beiden Fremdsprachen) eingesetzt werden.
Du fragst wie diese Zeiten gestaltet werden können. Vielleicht hat der Schüler die Möglichkeit an Aufgaben aus dem Intensiv Deutsch Kurs zu arbeiten und/oder du findest Anregungen auf dem Padlet, welches Kashgar erwähnt hat. Je nach Alter kann es sein, dass er es gewohnt ist, auf der digitalen ukrainischen Plattform zu arbeiten. In den FAQ zur Schulung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine findest du weitere Informationen zum Umgang mit der Plattform.
Grundsätzlich wird es auch darum gehen, dass du dir die Zeit nimmst den Schüler kennenzulernen. Vielleicht will er möglichst bei allem mitmachen, vielleicht gar nicht. Je nachdem kann es Sinn machen, z.B. im NMG, dass er einfach mit dabei ist und schriftliche Aufträge/Texte wenn möglich mit einem Translater übersetzt.
Und das ist es auch, was es aus meiner Sicht zu priorisieren gilt: eine Beziehung aufbauen, den Schüler willkommen heissen, die anderen SuS miteinbeziehen, es nicht persönlich nehmen, wenn er mal nicht mitmachen will oder es ihm vielleicht gerade nicht so gut geht, sondern präsent und achtsam bleiben und Sicherheit vermitteln. Je nachdem, was er erlebt hat, braucht er vielleicht zusätzliche Unterstützung, da findest du mehr dazu auf der Seite der BKD oder auf der Seite der PHBern.
Und bei alledem sorge gut zu dir selber, vernetze dich mit Kollegen und Kolleginnen an deiner Schule und/oder tausche dich aus in einem Angebot der PHBern.

Ich wünsche dir einen guten Start nach den Ferien und bei weiteren Fragen/Anliegen kannst du dich sehr gerne hier wieder melden oder direkt bei der Projektleiterin „Ukrainische Geflüchtete an Berner Schulen“, Therese von Arb (therese.vonarb@phbern.ch)

Liebe Grüsse

Zebi03