ASS und Diabetes-Thematik

Guten Tag
Meine Nichte absolviert seit dem Sommer ein Praktikum in einer HPS. Sie hat seit Kind Diabetes und hat mittlerweile einen entspannten Umgang damit. In der Klasse (Mittel- Oberstufe) wird u.a. ein Junge unterrichtet mit ASS, 12J. Eine seiner besonderen Interessen sind nun ausgerechnet solche „Krankheitsbilder“. Er interessiert sich extrem dafür, ob sich meine Nichte bereits gespritzt hat und hat ein grosses Wissen über die Krankheit. Er ahmt z.B. diese Geste des Spritzens die ganze Zeit (auch bei anderen) und vor der ganzen Klasse nach und kann manchmal gar nicht mehr vom Thema abgelenkt werden. Auch ignorieren nützt nichts.
Die Lehrpersonen sind eher ratlos und finden, meine Nichte müsse lernen (noch) entspannter damit umzugehen und zu akzeptieren, dass sie halt „etwas Besonderes“ sei/ habe. Wir alle sind aber eigentlich sehr froh, dass meine Nichte einen so unkomplizierten und natürlichen Umgang gefunden hat, mit ihrer Krankheit umzugehen.

Haben Sie evtl. ein gute Idee, was dem Schüler helfen könnte, seinen Fokus nicht mehr so auf die Krankheit zu richten?
Wie könnte man ihn ablenken oder ihm begreiflich machen, dass dieses penetrante Verhalten bei meiner Nichte, aber auch bei allen anderen SuS und LPs der Klasse Stress und zu viel Unruhe verursacht?
Meine Nichte findet den Schüler nämlich überaus sympathisch und arbeitet eigentlich oft und sehr gerne mit ihm. Nur hat die Dimension des Themas zugenommen (und hat sich leider nicht „normalisiert“, was alle gehofft haben).

Besten Dank für eine Rückmeldung
und freundliche Grüsse
Kassiopeia

Guten Tag Kassiopeia

Ihre Nichte hat grosse Arbeit geleistet, um ihr Thema – Diabetes - anzunehmen, damit umzugehen und transparent zu machen. Nun aber wird sie, in ihrer Rolle als Praktikantin, auf eine intensive, ja penetrante Art konfrontiert. Sie fragen nach Möglichkeiten, den Schüler von diesem Verhalten abzubringen.

Vermutlich gibt es keine Intervention, die ein ASS-Kind sofort zur Einsicht und zu einer Verhaltensänderung führen könnte. Wenn doch, so müssten die verantwortlichen, erfahrenen Lehrpersonen diese einleiten, nicht eine Praktikantin. Sie beschreiben aber die Lehrpersonen als eher ratlos.

Wenn die Situation jetzt zu einer zu grossen Belastung für Ihre Nichte zu werden droht, finde ich es wichtig, dass sie geschützt wird. Gibt es die Möglichkeit, dass sie ihr Praktikum an einer anderen Klasse fortsetzen kann? Wenn nicht, dann an einer anderen Schule? Schlimmstenfalls bleibt der Abbruch des Praktikums, sollten sich keine Alternativen zeigen.

Und vielleicht geht es in Zukunft auch darum, gut zu prüfen, wem gegenüber Ihre Nichte transparent mit ihrer Krankheit umgehen wird und in welchen Situationen es besser ist, diese für sich zu behalten.

Ich wünsche ihr eine gute Wende in ihrem Praktikum.

Mit freundlichen Grüssen
Kashgar