Soziale und disziplinarische Probleme

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Ich unterrichte an einer 5./6. Klasse und habe in der 6. Klasse einen Knaben, der mir/uns mehr und mehr Sorgen bereitet. Er ist intellektuell eher schwach, die Familie kommt mit wenig Geld über die Runden, der Schüler hat drei jüngere Geschwister. Er löst 8 GEF-Pool2 Lektionen aus (je 4 Art. 4 / Pool 2). Er behandelt sein ADHS mit Medikamenten (welche weiss ich nicht).

Seit ca. Anfang-Mitte November hat sich sein Verhalten sehr stark verändert. Er war lange ein braver, ruhiger und aufmerksamer Schüler. Nun ist er häufig geistig abwesend, bastelt irgendetwas mit den Fingern, kann kaum mehr selbstständig arbeiten. Dazu kommt, dass er mehr und mehr Unsinn macht: Er klaut im Coop, läutet bei den Blöcken gegenüber der Schule und rennt weg, „bubelet“ mit Zundhölzern, mit Wasserfarbe hat er gestern im WC die Wand dekoriert etc. Vor Weihnachten hatte ich mit der Mutter telefoniert, sie meldet ihn wieder beim KJP an. Er ist ausserdem wöchentlich in der SSA.

Der Schüler sagt, dass er von andern ausgeschlossen und geplagt werde. Sie würden ihm Mundgeruch vorwerfen, wegen der kindlichen Kleidung auslachen oder auslachen, wenn er einfachere Aufgaben mache. Ich konnte dies bisher nicht beobachten, es passiere, so die Mutter, v.a. in der Garderobe und der grossen Pause. Sie nannte zwei „Rädelsführer“. Dem einen traue ich es sofort zu, den anderen Knaben hatte ich bisher als sehr sozialen, fleissigen und fröhlichen Schüler wahrgenommen und traue ihm es nicht zu, bzw. bin sehr unsicher.

Wie kann ich nun mit der Klasse die Problematik „gut“ ansprechen? Ich möchte weder den Schüler mit dem auffälligen Verhalten blossstellen / in die Mitte Stellen (weil vermutlich hat er ja grosse Probleme, auf die er aufmerksam machen will, so die SSA und SHP), auf der anderen Seite will ich solches Verhalten gegenüber ihm nicht länger dulden.
Weiter habe ich in der Klasse noch andere disziplinarische und soziale Schwierigkeiten, die sehr plötzlich aufgetreten sind (ebenfalls ca. seit Anfang Dezember), oder ich habe sie bis dahin sehr erfolgreich ignoriert…

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir mit Tipps weiterhelfen könnten, v.a. wie ich die vielen Egoisten,die es leider in der Klasse gibt, wieder ins Team holen kann.

Vielen Dank!

Liebe/r MakeSchoolGreatAgain

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Herzliche Grüsse,
die Redaktion

Liebe/r MakeSchoolGreatAgain

Sie beschreiben eine recht komplexe Situation. Es geht einerseits um den Knaben, seine Unterstützungsbedürfnisse und den Mobbingverdacht. Andererseits um die Situation der Klasse und die angesprochenen disziplinarischen und sozialen Schwierigkeiten.

Das Vorgehen muss sehr gut überlegt werden. Ich würde Ihnen dringend empfehlen, Beratung in Anspruch zu nehmen. Es braucht ein sehr differenziertes Vorgehen. Die Bedürfnisse des Knaben müssen in den Fokus genommen und seine Situation analysiert werden. Zudem muss genau überlegt werden, wie man der Klasse gegenüber interveniert. Hier geht es ja nicht nur um den Mobbingverdacht, sondern um weitere Schwierigkeiten.
Auf keinen Fall würde ich die Situation vor der Klasse ansprechen, ohne dass das weitere Vorgehen geplant ist. Sie haben aus meiner Sicht einen längeren Prozess vor sich, dies bezogen auf beide Themenstellungen.

Mit einer Beratungsanfrage können Sie sich bei Janine Rued (janine.rued@phbern.ch) melden.

Liebe Grüsse
Adhei