Auslachen von anderen SuS

In meiner 8. Klasse (Sek) gibt es aktuell grosse Probleme, was den Respekt der Jungs gegenüber den Mädchen betrifft. Gewisse Mädchen werden z.B. während Wortmeldungen oder während des Vorlesens ausgelacht (nicht laut, sondern eher kichernd). Es fallen auch häufiger ironisch gemeinte Kommentare. Das Problem wurde bereits im Klassenrat besprochen, die Schulsozialarbeit wurde eingespannt und es wird auch sofort interveniert, wenn solche Momente vorkommen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht ernst genug genommen wird, bzw. fällt es den Jungs sehr schwer, dieses Verhalten abzustellen. Wie reagiere ich in solchen „Auslach“-Momenten richtig?

Guten Tag Mr.Paradise
Herzlichen Dank für Ihre Frage. Diese wiederspiegelt ein gesellschaftliches Phänomen: Männer fallen offenbar Frauen viel öfter ins Wort, als umgekehrt. Dieses Phänomen wird als «Manterrupting» bezeichnet und hat auch mit fehlendem Respekt zu tun. Damit einhergehend folgen, wie Sie beschreiben, Ironie und nonverbal gezeigte Abschätzung.

Toll, dass Sie hinschauen und es nicht stillschweigend zur Kenntnis nehmen. Gespräche im Klassenrat, einspannen der Schulsozialarbeit und ein herzhaft hartnäckiges Intervenieren im Moment sind wichtige Handlungsmöglichkeiten, die Sie bereits einsetzen.

Zusätzlich könnten die Mädchen in einer «Frauenrunde» gestärkt werden, selber empört zu reagieren und sich für sich einzusetzen… Vielleicht könnte sogar die gegenseitige Unterstützung im Sinne der «Frauenpower» angeregt werden.

Sicher gibt es auch Unterrichtsmaterialien unter dem Oberbegriff «Mobbing», die genutzt werden könnten, um sich in die Gefühle des Gegenübers hinein zu versetzen, dies unabhängig von den Vorfällen in der Klasse.

Ein Gespräch «von Mann zu Mann» könnte dann an der Zeit sein, wenn ein Knabe mit diesem Verhalten speziell auffällt, sei das als Drahtzieher oder als Klassenleader. Je nach dem könnte es auch helfen, die Eltern über dieses Verhalten zu informieren oder sie sogar zu einem Gespräch einzuladen.

Ich wünsche Ihnen diese «herzhafte Hartnäckigkeit», um immer wieder zu intervenieren, in der Überzeugung, dass sich so das Verhalten der Jugendlichen zum Guten verändern wird.

Alles Gute
Ihr Kashgar

PS:
Folgende Frage von Lila_Blume vom 9.5.2023 behandelt ein ähnliches Thema:
Manosphere

Ich stimme Kashgar und Mr. Paradise zu: Ganz offensichtlich handelt es sich um eine Form der Diskriminierung von Mädchen aus einem problematischen Verständnis von Männlichkeit heraus.
Trotzdem möchte ich fragen: Wie wäre es, wenn man diesen Aspekt aus der Diskussion gezielt heraushalten würde? Wenn man die Botschaft formulieren würde: 'Hier im Unterricht muss sich jeder frei äussern können. Es ist niemandem erlaubt, andere auszulachen oder durch abschätzige Kommentare (oder durch andere, nonverbale Reaktionen) zu verunsichern. Das man also den Fokus auf die ‚Verteidigung des Unterrichts‘ (und der Sachlichkeit) legen würde statt auf ‚Ich muss die zarten Mädchen vor den robusten Jungen schützen‘?
Wenn man nämlich den Geschlechter-Aspekt in den Vordergrund rückt, erreicht man möglicherweise bei Einzelnen das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Wenn sie das Gefühl haben, sie können tatsächlich ihre Männlichkeit demonstrieren, indem sie gegenüber den Mädchen der Klasse dominant auftreten, dann macht es das für sie wahrscheinlich trotz der damit verbundenen Sanktionen attraktiv. Das ist dagegen weniger der Fall, wenn man signalisiert: Den Unterricht zu stören oder andere gezielt zu verunsichern ist nicht männlich oder weiblich, sondern unfair und inadäquat (oder einfacher ausgedrückt: doof).