Das Auswendig lernen vom Voci von franz auf deutsch und von deutsch auf franz mündlich ist also erwünscht. Wie steht es mit dem schriftlichen? Darf ich das, wenn ich es will? Viele KollegInnen tun es in eigener Regie, d.h. sie lassen die Wörtli von deutsch nach franz schriftlich auswendig lernen. Begründung: die SchülerInnen brauchten ein Erfolgserlebnis und etwas Reales.
Die ganze Intellektualität derzeit im Erklären und Begründen des Fremdsprachenunterrichts ist für mich zu gross. Soviel Zeit und Geduld um alle Inhalte dann auch noch eltern- und schülerInnengerecht zu vermitteln, lassen mich den guten alten Schulbericht herwünschen. Er war menschlicher als diese ewigen Kreuzchen inmitten diesen ewigen Kompetenzinseln.
Liebe Frieda
Deine Frage(n) und Aussagen enthalten verschiedene Aspekte, ich versuche kurz auf einige einzugehen:
„Das Auswendig lernen vom Voci von franz auf deutsch und von deutsch auf franz mündlich ist also erwünscht.“ Ja, das Lernen von Wortschatz ist zentral, aber es geht nicht um ein isoliertes Auswendiglernen/Übersetzen von Einzelwörter das man dann auch isoliert prüft und abhakt, wenn die Note stimmt (ist das „real“?). Es geht darum, dass Wortschatz immer wieder geübt werden soll, und dies kann nicht einfach als Auswendiglernen von Wörterlisten nach Hause abgegeben werden, sondern muss immer wieder im Kontext eingebettet über verschiedene, auch spielerische Übungsformen im Unterricht passieren. Diese werden in erster Linie formativ beurteilt.
Beim Schreiben gilt das ebenso, wobei ich auf den Unterschied zwischen Schreiben (Text erstellen) und Rechtschreibung hinweisen möchte, zu dem es bereits mehrere Beiträge gibt, z.B. „Franz: Wann lernen sie schreiben“ oder „Rechtschreibung lernen/bewerten“.
Punkto Beurteilungsbericht im Rahmen von Lehrplan 21: Dort steht hinter jedem Fach nur noch eine Gesamtnote, die Unterscheidung nach Fertigkeiten (Kreuzchen!) wird nicht mehr gemacht, einfacher geht es also nicht mehr, ob das „menschlicher“ ist, weiss ich nicht… Das Herleiten der Note ist eine andere Geschichte, welche in den Allgemeinen Hinweisen und Bestimmungen (LP21 Kanton Bern) präzisiert wird (z.B. besteht nicht aus dem Durchschnitt von Lernkontrollen). Diese ist anspruchsvoll, läuft aber seit der Einführung des LP21 für alle Fächer analog, und die Kompetenzorientierung beschränkt sich nicht mehr auf die Fremdsprachen.
Damit sind wir aber bei einer ganz grossen Diskussion angelangt, welche den Rahmen eines Beitrags zum Wortschatzlernen in den Fremdsprachen sprengen würde.