Seit 1 Jahr unterrichte ich als Klassenlehrerin an der Oberstufe (neu 8. Klasse). Das obengenannte Thema beschäftigt mich sehr, weil ich immer noch nicht ein einfaches, gut praktikables System, das verhält, gefunden habe.
Ich habe 7 Klassenregeln, die u.a. Folgendes regeln: Unterrichtsbeginn, Sprechen im Unterricht, Hausaufgaben, Ämtli… .
Konsequenzen bei Nichteinhalten: 2 Einträge = Schriftlicher Auftrag | 4 Einträge = 1 Lektion Nachsitzen am Mi Nami / Mo Frühstunde | 3 Bravoeinträge löschen 1 Eintrag
Die Umsetzung bereitet mir v.a. bei der Regel „Sprechen im Unterricht“ (Wer etwas sagen oder fragen möchte, hält die Hand hoch – ohne dabei etwas zu sagen.). Irgendwie fällt es mir schwer, die Striche zu machen, wenn z.B. mehrere auf einmal sprechen.
Ebenso der Unterrichtsbeginn (Zu Beginn der Lektion muss das nötige Material auf dem Pult liegen. Alle sitzen still an ihrem Platz.). Ich mache Striche, aber zwischenzeitlich nehmen einige noch Material hervor, und es ist mega schwierig nachzuvollziehen, wem ich nun tatsächlich einen Strich gebe.
Ich will, dass es in den verschiedenen Arbeitsphasen entsprechend ruhig ist und dass zu Beginn des Unterrichts Ruhe ist. Aber irgendwie fällt es mir schwer, dies sinnvoll umzusetzen im Zusammenhang mit den Regeln/Konsequenzen.
Ich bin zudem verwirrt, weil mein Heilpäd. stark von der vertrauenspädagogischen Seite kommt, er würde keine Regeln machen, bzw. die SuS sich selber überprüfen lassen. Mein Gefühl und auch andere Lehrpersonen sagen mir, dass diese wichtig sind.
Die konkreten Fragen meinerseits:
Was sind konkret sinnvolle Regeln?
Was sind konkret sinnvolle Konsequenzen?
Was sind sinnvolle Stufen von Konsequenzen (z.B. 1. Verwarnung, 2. Strich, 3. …)
Mit diesem Thema sind Sie nicht allein. „Niesen“ beantwortete im Forum eine ähnliche Frage von TwoWay und unter dem Titel „Probleme mit schwierigen SchülerInnen“ wird eine entpsrechende Frage aus der Praxis diskutiert. Sie können die Antworten hier und auch hier nachlesen:
Unsere Erfahrungen zeigen, dass Klassenmanagement und Disziplin neben Elternarbeit (Kommunikation) und Beurteilung die häufigsten Themen von Berufseinsteigenden sind.
Das eigene (einfache System) muss erarbeitet werden und hängt immer von verschiedenen Faktoren ab, weshalb es DAS Patentrezept nicht gibt.
Für mich nicht hilfreich sind Systeme, deren Buchhaltung und Sanktionierung mehr Kraft brauchen als die eigentliche Störung. Zudem sind Systeme, bei denen das Fehlverhalten im Zentrum stehen weniger dienlich als solche, in denen das gewünschte Verhalten ge- und verstärkt wird. In dem Sinne könnte es interessant sein, mit den Ideen des Heilpädagogen Erfahrungen zu sammeln.
Gut sind Systeme, die den Handlungsspielraum der Lehrpersonen erweiteren. Deshalb arbeitet der Fachbereich Berufseinstieg des Instituts für Weiterbildung gerne mit einem Modell von Gert Lohmann. Das den Lehrkräften mit vier Einteilungen auf der Zeitachse (Planung, Ersticken im Keim, Stoppen und Bearbeitung) und drei Ebenen (Beziehung, Klassenmanagement und Unterricht) zwölf Handlungsfelder eröffnet. So können die Handlungsmöglichkeiten der Lehrkräfte massiv erweitert werden (siehe Anhang).
Der Tipp zu Ihrem Dilemma könnte demnach ein Coachinggespräch oder der Besuch des Boxenstopp I des Fachbereichs Berufseinstieg sein wo Sie das Lohmann-Modell mit Ihren Möglichkeiten und Präferenzen füllen können.
Weitere Informationen zu diesen Angeboten finden sie hier:
Ihre einfachen Fragen sind leider nicht so einfach zu beantworten. Ich versuche Ihnen mit einigen Gedanken Hinweise zu geben, die Ihnen zur Weiterentwicklung Ihres eigenen Konzepts dienen können.
Was sind konkret sinnvolle Regeln?
Für mich müssen Regeln begründet und verstanden werden und sie müssen situationsangepasst sein. Regeln die die Schülerinnen und Schüler verstehen und sinnvoll finden, können Sie besser einhalten.
Was sind konkret sinnvolle Konsequenzen?
Für mich sind das Konsequenzen, die helfen, die Regel das nächste Mal besser einhalten zu können.
Was sind sinnvolle Stufen von Konsequenzen (z.B. 1. Verwarnung, 2. Strich, 3. …)
Für mich sind sinnvolle Stufen, wenn der Schüler erkennen kann, dass er die Regel immer besser einhalten kann (so dass sie am Schluss gar obsolet werden kann).
Ich würde diese wichtigen Fragen unbedingt auch mit der Klasse besprechen. Ich kann so viele Informationen gewinnen und das Gespräch kann helfen Verständnis für die Einhaltung der Regeln aufzubauen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Schuljahr
mars
Mit Schülern klarkommen
Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten
Lohmann, Gert
Cornelsen Verlag Scriptor
ISBN 978-3-589-23290-1