Dürfen Zusatzwörtli bewertet werden

Liebes Französisch-Fachteam
Entschuldigt den etwas ungelenken Titel, aber ich habe eine Frage diesbezüglich. Folgender Sachverhalt: An der Schule meines Kindes wird im Französischunterricht nebst Mille feuilles ein Zusatzcahier fürs Französisch (vor allem Voci) verwendet. Dieses wurde wohl damals im Zuge der ersten Passe-Partout-Schulungen von einer Kursleitung erstellt, in der gut gemeinten Absicht, mehr Griffigkeit in das vor allem anfänglich als unübersichtlich und wenig brauchbar angesehene Lehr- und Lernmittel (nicht meine Meinung!) zu bringen.
Nun wird aber Stoff aus diesem Zusatzheftli, das nebst dem Klassenwortschatz auch unzählige weitere Wörtli zu verschiedenen Themenfeldern hat, offenbar auch getestet und benotet. Dass nebst verbindlichen Lehrmitteln Ergänzungsmaterialien verwendet werden dürfen, ist mir klar. Darf aber deren Inhalt auch getestet und benotet werden? (Mein Kind hat eine gute Note, das ist nicht mein Problem;-) Ich als Französischlehrperson auf der Mittelstufe kenne jedoch das Lehrmittel recht gut und finde eigentlich nicht, das es zuwenig Stoff zu bearbeiten oder zu bewerten hätte.
An besagter Schule wurden nun am Schluss von Parcours 4.1.1 nebst dem „chimpanzé“ und dem „dauphin“ noch 20 weitere Tiere abgefragt. Wusste man eins nicht, gab’s dafür logisch keinen Punkt. Schrieb man die Bezeichnung nicht korrekt, auch keinen Punkt. Aber genau dieses isolierte Wörtlilernen und -testen will ja Mille feuilles nicht. Geschweige denn, die Rechtschreibung benoten…
Wie seht ihr das? Machen lassen? Einschalten? Darf man sich in so einem Falle einschalten, will sagen, mal nett nachfragen, wieso das bewertet wird? Daher möchte ich zuerst gerne wissen, wie vorgehen, wenn Stoff bewertet wird, der eigentlich noch nicht Stoff ist…
Danke!

…ergänzend: Es waren wirklich 20 zusätzliche Tiernamen, die abgefragt wurden, und es waren keineswegs diejenigen aus den Liedern zu Beginn des Parcours, da wäre ja dann zumindest ein direkter Zusammenhang gegeben. (Oftmals mokierten sich die Leute ja über den „percnoptère“, von welchem sie fälschlicherweise meinten, er gehöre zum Klassenwortschatz. Immerhin kommt er wirklich vor in den Inputtexten. Aber wieso müssen Viertklässler nun wissen, was Truthahn auf Französisch heisst und v.a. wie man dies korrekt schreibt?) Verhältnismässigkeit?

Liebe Helena
Ein delikater Fall, zumal du ja hier in deiner Rolle als Mutter schreibst. Ich würde mal sagen: Bei einer Lehrperson nachfragen, wie sie ihre Beurteilung gestaltet, darf man auf jeden Fall, diese muss ja transparent sein, und die Lehrpersonen müssen sich dafür an den Lehrplan sowie an die Vorgaben des Kantons (AHB Lehrplan 21 Kanton Bern) halten.
Zum Umgang resp. Beurteilung von Wortschatz und inkl. Rechtschreibung hatten wir ja schon einige Beiträge, die sich alle unter „Klassenwortschatz Französisch“ im Forum befinden. In der Antwort auf die Frage „Weshalb wird der Klassenwortschatz aus Mille feuilles / Clin d’oeil je nach Lehrperson / Schule unterschiedlich vermittelt?“ raten wir von umfangreichen zusätzlichen obligatorischen Wörtlilisten ab, der Lehrperson steht es jedoch frei, situativ Wörter hinzuzufügen, z.B. würde ein Truthahn im Wortschatz durchaus Sinn machen, wenn der Schule ein Garten mit Hühnern und einem Truthahn angegliedert wäre und darüber im Französischunterricht gesprochen wird. Oder dieser in den Liedern vorkommt, also irgendwie sinnvoll eingebettet ist.
In den Anschlussfragen weisen wir auch darauf hin, dass Wortschatz unbedingt gelernt werden soll, dies aber primär darüber geschehen soll, dass die Lehrperson genügend Übungsmöglichkeiten einbaut, in denen der Wortschatz verwendet wird. Die Wörter, auch die zusätzlichen, können ebenfalls im Rahmen einer formativen Beurteilung abgefragt werden (mündlich und/oder schriftlich), damit die SuS eine Rückmeldung dazu erhalten, wo sie in ihren Wortschatzlernen stehen. Eine summative Beurteilung hingegen sollte hingegen möglichst in Form einer komplexen Aufgabe erfolgen, welche die SuS zu lösen haben (z.B. in Form der „summativen Lernkontrollen“, die der Schulverlag für Mille feuilles zur Verfügung stellt, oder in Form von Produkten). Beurteilt wird dann anhand von Kriterienraster, die auch den Wortschatz berücksichtigen: Ist der Wortschatz soweit vorhanden, dass der/die SuS die Aufgabe lösen kann (d.h. Text mündl/schriftl. versteht und/oder mündl/schriftl. produzieren kann)? Ist der Wortschatz mehr oder weniger präzis, reichhaltig, korrekt (geschrieben/ausgesprochen)? Dort ist der Wortschatz sowie zu einem kleinen Teil auch die Rechtschreibung dann vertreten, aber eben nicht isoliert.
Die Art der Überprüfung erscheint mir also problematischer als die Tatsache, dass die Kinder Wörter über den Klassenwortschatz von Mille Feuilles hinaus lernen.