Formel zur Berechung einer Note

Hallo
Ich bin neu an einer Schule und habe nach der gängigen Beurteilungspraxis gefragt. Ein Beurteilungskonzept liegt nicht vor.

An vielen Schulen wird zur Berechung einer Note bei einer Lernzielkontrolle folgende Formel angewendet:

Note = Erzielte Punktezahl
____________________ x 5 plus 1
Max. mögliche Punktezahl

Ist diese Formel neben anderen Beurteilungsrastern, (z.B. 6 (23/22), 5,5(21-20), 5(19-18) etc )
an der Volksschule anzuwenden, resp. erlaubt?

Es geht NUR um das Berechnen der Note. Selbstverständlcih sind die Lernziele ausgewiesen und transparent.
Weiss jemand, wer diese Formel erfunden hat und woher sie stammt?

Herzlichen Dank für eure Antwort.
Formelchaos

Guten Tag

Vielen Dank für deine Frage, die zwar einfach tönt, aber doch einige weitere Fragen aufwirft.

Gleich vorneweg etwas, das du vermutlich weisst, aber im Kontext deiner Frage doch wichtig ist. Im Kanton Bern müssen bei summativen Beurteilungen nicht zwingend Noten gesetzt werden. So sind auch Prädikate und sogar eigene, freie Texte vorgesehen. Für Beurteilungen ohne Ziffer stellt sich die Formel-Frage nicht.

Die Bewertung in einer summativen Beurteilung ist laut den AHB ein professioneller Ermessensentscheid der Lehrperson. Dies gilt auch, wenn mit Noten bewertet wird. Entscheidend allerdings ist, wie du selbst schon angemerkt hast, dass die summative Beurteilung sich auf in der Lernsituation erworbene Kompetenzen bezieht und durch transparente Kriterien gestützt wird. Bei Bewertung mit Ziffern gibt es keine Vorgabe, wie die einzelnen Notenwerte zugeschrieben werden. Es gibt eine Vielzahl von summativen Einschätzungsmöglichkeiten, die abhängig vom Fachbereich, von den fokussierten Inhalten und erwarteten Kompetenzen, der Anlage des «Tests», der spezifischen Gewichtung und auch der pädagogisch-didaktischen Haltung ist.

Grundsätzlich ist es die Fachlehrperson, die festlegt, welche gezeigte Leistung ungenügend, genügend, gut oder sehr gut ist. Es kursieren verschiedene Formeln, die eine Ziffernzuschreibung aufgrund erzielter Punkte vornehmen, es gibt auch von Schulen verwendete Tools (LehrerOffice, escola), die bei Eingabe von Punkten eine Note berechnen. Hier kann man in der Regeln auch Anpassungen vornehmen.

Du siehst, du findest hier keine einfache Antwort. Aus pädagogisch-didaktischer Sicht empfehle ich, bei summativen Beurteilungen nicht nur Noten zu setzen. Ausserdem ist eine kollegiale Zusammenarbeit und ein entsprechender Austausch auch hinsichtlich der summativen Beurteilung sehr hilfreich .

Wenn du die Verwendung von Formeln bei der Notenzuschreibung sinnvoll und nützlich findest, so liegt dies eben in deinem Ermessensentscheid.

Beste Grüsse

Apostroph

Lieber Apostroph
Herzlichen Dank für die Antwort. Es ist sehr spannend, auf verschiedenen Kanälen die Antworten auf meine Frage zu erhalten… die Meinungen gehen sehr auseinander;-)!
Liebe Grüsse
Formelchaos

Die Formel ist ganz einfach eine mathematische Funktion:
Sieh Link: https://franzraemy.senseweb.ch/notenberechnung.pdf
Die Y-Achse wird bei 1 geschnitten.
Leider werden solche grundlegenden Dinge nicht in der Ausbildung an der PH gelehrt.

Hallo fhschule

Dass deine Schule keine gemeinsame Beurteilungspraxis hat, wirft nicht eben ein gutes Licht auf sie aber entlastet dich. Denn wenn ihre Belegschaft eine solche nicht wollte oder nicht hinkriegte, kann eine neue Lehrperson relativ unbeschwert ihren eigenen Beurteilungs-Weg beschreiten.

Hilfreicher als eine reine Punkte Formel finde ich bei einer Bewertungsskala als erstes zu definieren, wo die Grenze von 4 (genügend/erreicht) fairerweise liegt und was für eine 5 verlangt wird. An unserer Oberstufe hat sich als Faustregel für die 4 schon oft 60% bei Sek und 70% bei Real bewährt und für die 5 80% bei Sek und 75% bei Real. Nachdem diese Grenzen gesetzt sind, können die anderen Bewertungsstufen linear verteilt werden.

Viel Beurteilungsweisheit wünscht R_Morgy!

Beurteilungsweisheit - made my day!!! Danke, R_Morgy.

Mir leuchtet Dein Ansatz wunderbar ein, ich handhabe es ähnlich, aber dennoch grundlegend anders.
Ich gehe nicht von einer linearen Funktion aus.
Im Unterricht werden Grundlagen hoffentlich von allen erarbeitet und die Schnellen kommen zu erweiterten Inhalten. Bei der Beurteilung spiegelt sich das wieder.
Ich definiere eine 4 meistens als 80% der Grundanforderungen. 100% sind eine 4.5. Das können alle im regulären U erreichen. Wer die erweiterten Anforderungen meistert kommt Richtung 5 und 6.
Das heisst letztlich, dass in der Regel oberhalb der 4.5 ein Knick in der Skala ist - das lässt sich sehr transparent kommunizieren.

Die Formel ist in zweierlei Hinsicht problematisch:

  1. Wird, z.B. weil die Prüfung zu schwer war, die Notenskala angepasst, werden bei einfacher Anpassung der notwendigen Maximalpunkte gute Leistungen begünstigt: Wer eine 5.5 hatte, bekommt nun eine 6, wer eine 2 hatte, bleibt aber auf 2. (siehe Anhang)
    2 Beurteilung ist keine Aufgabe für einen Taschenrechner oder eine Excel-Tabelle, sondern ein pädagogischer Vorgang, der Beurteilungsweisheit braucht. :wink:

Wir sollten mehr die Kinder und Jugendlichen ansehen, nicht unsere Computer.

Es grüsst
Michael