Math Beurteilung Sek 1 Sek Real gemischt

Es ist kompliziert: Bei uns an der Schule haben wir im Math folgendes System: SuS mit Real und Sekniveau haben meistens gemeinsam MathUnterricht und das gleiche Thema mit Grund- und erweiterten Inhalten/Kompetenzen. Bei der Beurteilung können SuS wählen, wann sie den ersten Test machen wollen. Jeweils am Freitag können sie einen Test machen und es gibt 4 Testzeitpunkte zu einem Thema. Nun ist es so, dass zunächst alle SuS (Sek und Real) den selben Test machen (die meisten SuS machen den Test jeweils in der zweiten Testwoche). Bei diesem ersten Test können die RealSuS die Note 6 erreichen, die SekSuS lediglich die Höchstnote 4.5, wenn alle Aufgaben korrekt gelöst. Danach gibt es eine zweite Testung mit zwei Testoptionen:

  • Nur die RealSuS mit der Note 5.5 und höher und die SekSuS mit Note 4 und höher (also 4.5) können den zweiten Test, der erweiterte Anforderungen prüft, schreiben. Anschliessend können die SuS, die zum zweiten Test zugelassen waren, entscheiden, welche Note sie zählen wollen. Beim zweiten Test gilt die Notenskala 1-6.
  • Alle RealSuS können den ersten Test erneut schreiben und danach die bessere Noten (Skala 1-6) zählen. Die SekSuS, die im ersten Test Note 4 oder tiefer hatten, können den ersten Grundlagentest erneut schreiben und max. die Note 4.5 erreichen. Es zählt danach die bessere Note. SekSuS, die im Bereich der erweiterten Anforderungen arbeiten, werden somit nie zu den erweiterten Anforderungen geprüft, wenn sie die erste Hürde nicht schaffen. Ihre Maximalnote ist 4.5.

Nun zu den Fragen:

  • Ist ein solches Verfahren rechtlich zulässig?
  • Findet ihr Expertinnen/Experten der PHBern ein solches Vorgehen sinnvoll?
  • Wo finde ich bessere Alternativen (Literaturhinweise, gute Beispiele)

Vielen DANK!

Guten Abend,
Ich habe den Eindruck, dass das ganze Beurteilungssystem an Ihrer Schule sehr aufwendig und schwer zu handeln ist. Ich kläre die Situation ab und melde mich so bald wie möglich wieder.

Chosun.

Guten Abend,
ich melde mich nochmals mit einigen Gedanken.
Die Beurteilungspraxis Ihrer Schule erscheint sehr anspruchsvoll und zeitintensiv. Rechtlich gesehen bietet der Kanton Rahmenbedingungen innerhalb derer weitgehender Gestaltungsspielraum besteht. Die Beurteilungspraxis, wie sie an Ihrer Schule angewendet wird, liegt deshalb durchaus in diesem Spielraum drin.
Mit diesem eher aufwendigen Prüfungsablauf nimmt die summative Beurteilung einen enorm grossen Stellenwert ein. Es ist aber wünschenswert, dass die summative Beurteilung zu Gunsten der formativen eher in den Hintergrund rückt. Die Idee Ihres Beurteilungssystems beruht ja darauf, das Anspruchsniveau, auf dem ein Schüler/eine Schülerin in der Lage ist, eine Aufgabe noch korrekt zu bearbeiten, zu erfassen. Dabei ist naheliegend, dass das Leistungsniveau, welches wir von einem Realschüler erwarten dürfen, tiefer, als dasjenige, welches wir von einem Sekundarschüler erwarten. Dieser Nivellierung kann aber durchaus auch in einem herkömmlichen Test Rechnung getragen werden. Wichtig ist, dass bei der Erstellung des Tests den verschiedenen Niveaus Rechnung getragen wird und die Schülerinnen und Schüler sich daran gewöhnen, ihre eigene Leistungsfähigkeit realistisch einzuschätzen. Dabei muss nicht zwingend die erreichte Punktzahl ausschlaggebend sein, für die Note. Denkbar ist auch, dass die anspruchsvollste, vom Schüler/von der Schülerin gelöste Aufgabenstellung Indikator für die Notengebung ist. Auch hier besteht Gestaltungsspielraum.
Dieser letzte Gedanke ist vor allem interessant bei der Beurteilung von Produkten und Lernprozessen, bei denen oft sehr deutlich zum Ausdruck kommt, auf welchem Anspruchsniveau die Jugendlichen in der Lage sind, Aufgaben zu bearbeiten.

Einen schönen Abend wünscht

Chosun

Hallo

Wir kennen die Situation bei uns ebenfalls (7. Klassen im Modell Twann). Auch bei uns hätte sich eine vergleichbare Regelung etabliert, wenn nicht zwei LP Gegensteuer gegeben hätten.

Wie Chosun schreibt, legt ein System, wie ihr es etabliert habt, einen sehr starken Fokus auf die summative Beurteilung und erzeugt dementsprechend einen sehr hohen Arbeitsaufwand.

Für mich stellt sich deshalb immer die Frage: Ist ein solcher Aufwand gerechtfertigt? Dient er dem Lernerfolg der SuS oder ist es vor allem Selbstbeschäftigung der Lehrpersonen (pädagogische Masturbation, hatte ich so etwas mal zynisch genannt).

Wir haben uns in dieser Diskussion nun folgendes Modell erarbeitet:

Die niveaugemischten SuS arbeiten gleichzeitig während derselben Zeit am gleichen Thema. Im Sinn der Kompetenzorientierung fragen wir uns, welche Kompetenzen zu diesem Thema im mathbuch aufgebaut werden, und teilen diese Kompetenzen in drei Niveaus ein:
– Niveau A als Basis für alle SuS (Minimalanforderungen Real)
– Niveau B für alle Sek-SuS
– Niveau C für starke Sek-SuS (im Hinblick auf Mittelschullaufbahn)

Danach teilen wir die einzelnen Aufgaben des mathbuch zu und erstellen pro Niveau einen Arbeitsplan. Dieser nennt die Kompetenz und danach die dazu passenden Aufgaben zum Aufbau ebendieser.

Alle SuS bearbeiten zuerst den A-Plan. Wer damit fertig ist und sich sicher genug fühlt (Selbsteinschätzung), kann mit dem B-Plan weiterfahren usw. Wer noch unsicher ist, kann mit weiteren Aufgaben die Kompetenzen noch festigen.

Nach einigen Wochen wird das Thema mit einem Test abgeschlossen. Für die Real-SuS gilt das Ziel, mit dem A-Plan fertig zu sein. Es gibt zwei Testversionen, einen A-Test und einen BC-Test. Unabhängig von der Niveaueinteilung schreiben die SuS den Test, der ihrer Leistung entspricht (BC-Test nur dann, wenn am B-Plan signifikant gearbeitet wurde).

Der A-Test resultiert in eine Real-Note, der BC-Test resultiert in eine Sek-Note.

Das hat zur Folge, dass in Einzelfällen:

  1. ein Real-Schüler den BC-Test schreibt und somit eine Sek-Note erhält. Ist diese ungenügend, darf er noch den A-Test schreiben.
  2. eine Sek-Schülerin den A-Test schreibt und somit eine Real-Note erhält.

Für einzelne Tests muss das aber noch nichts heissen. Es gilt, die erreichten Kompetenzen des ganzen Schuljahres zu berücksichtigen. Da darf es für Sek-SuS auch mal eine Real-Note absetzen. Umgekehrt können ambitionierte Real-SuS am Ende des Jahres (vor dem Beurteilungsbericht) ins Sek-Niveau eingeteilt werden. Die entsprechende Note (sofern sie genügend Sek-Leistungen erzielt haben) ist dann sofort verfügbar für uns.