Freche Schüler

Hallo zusammen

Ich bin seit Sommer Klassenlehrerin einer lebhaften dritten Klasse.
Manchmal gibt es 2 - 3 Kinder, welche sich mir gegenüber frech verhalten.
Das heisst, sie antworten auf eine Aufforderng wie beispielsweise „setz dich auf den Stuhl“, weil sie sich nicht
an die Kreisregeln gehalten haben und an den Platz gehen mussten, mit einem „Nein“. Auch auf
eine weitere Aufforderung hin kommt ein Nein als Antwort und das Kind bleibt sitzen.
Wir führen das Kreisgespräch weiter und das Kind redet einfach die ganze Zeit weiter und stört so die Klassenrunde.
Ein anderes Kind tut es ihm nach und später benutzt es noch Sätze, wie ich sie auf öfters benutze.
Es äfft mich also sozusagen nach.
Dies nur ein Beispiel nach einem gestrigen Vorfall. Auch sonst geben diesen beiden öfters frech-provozierende Antworten.
In solchen Momenten fühle ich mich hilflos und weiss nicht mehr, wie man reagieren könnte, so dass sie sich nicht weiterhin so verhalten.
Innerlich werde ich dann auch wütend. Ich habe dann jeweils das Gefühl, die Klasse nicht mehr im Griff zu haben.
Teilweise finden es die restlichen Kinder lustig, wie sich die anderen Kinder verhalten, was diese in ihrem Verhalten bestätigt.
Wie reagiere ich am besten auf solche unangemessenen Antworten oder Verweigerungen?
Was könnte helfen, diese in Zukunft zu vermeiden?

Vielen Dank für konkrete Inputs und Tipps!

Hallo Sunflower,

eine leider nicht allzu seltene Situation im Alltag eines jeden Lehrers, die du da schilderst, wie ich finde.
Ich persönlich habe es dabei immer auch für wichtig gehalten,herauszufinden, warum Schüler meinen Unterricht stören.
Liegt es daran, dass sie der Inhalt des Unterrichts nicht interessiert? Sind sie überfordert? Oder unterfordert? Oder hat es etwas Persönliches mit mir als Lehrperson zu tun, dass sie mir sozusagen mit ihrem Fehlverhalten eins auswischen wollen?

Trotzdem sollte man sich darüber nicht bis ins kleinste Detail den Kopf zerbrechen, denn Fakt ist, egal was die Ursache ist für ihr Verhalten, es muss aufhören.
Ich würde daher sofort im Unterricht, wenn sie damit anfangen, sie auffordern damit aufzuhören und auch den Grund dafür benennen. So wie beispielsweise: „Alex, hör bitte auf mich nachzumachen/ zu reden, das stört mich und die anderen.“

Sollten sie sich weiterhin weigern deinen Anweisungen zu folgen, würde ich sie dazu auffordern, sobald die anderen Pause haben mit dir alleine nach dem Unterricht noch im Klassenraum zu bleiben und dann mit dem Unterricht fortfahren.
Wenn es dann soweit ist, würde ich wiederholt sagen, dass dich ihr Verhalten stört und sie evtl. dann auch nach dem Grund ihres Verhaltens befragen.
Wenn sie dir darauf keine gescheite Antwort geben können, würde ich sagen: „Ich erwarte, dass ihr eure Widerworte und Störungen ab sofort unterlasst. Solltet ihr das dennoch fortsetzten, wird das Konsequenzen für euch haben. Ich möchte eigentlich nicht, dass es dazu kommt, aber ich kann euer Verhalten so nicht weiter durchgehen lassen. Es liegt jetzt bei euch wie es weitergeht.“

Somit überlässt du ihnen die Verantwortung für dein weiteres Vorgehen. Du setzt klar eine Grenze, und machst ihnen auch klar, dass du nicht scharf darauf bist, Sanktionen auszusprechen, aber dass du ihr Fehlverhalten auch nicht weiter tolerierst, sollten sie es darauf ankommen lassen.

Wenn sie sich dann dazu „entscheiden“ weiter zu stören und Widerworte zu geben, müssen dann nur auch Konsequenzen erfolgen, sonst macht man sich lächerlich.

Mögliche Konsequenzen können sein, dass du die Eltern informierst, ihnen Pausenverbot erteilst (in Absprache mit dem KL), oder ihnen Zusatzaufgaben gibst.

Du kennst deine Schüler da am besten, was für sie unangenehm als Konsequenz sein könnte.

Bei mir hat dieses Vorgehen oftmals geholfen, ohne dass ich dabei immer Konsequenzen durchsetzen musste. Oft wollen SuS in diesem Alter einfach Grenzen austesten, um zu sehen, wie weit sie bei dir gehen können.

Wichtig ist immer, ihnen zu signalisieren, dass man selbst auf „Bestrafung“ keine Lust hat und ihnen die Entscheidung selbst an die Hand gibt, wie es weitergeht, man gleichzeitig aber auch deutlich vermittelt, dass man sich nicht noch eine Stunde länger auf der Nase herumtanzen lässt.

Das ist mein Ratschlag, vielelicht haben die Experten hier einen besseren, ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück beim Lösen dieser kleinen „Machtkämpfe“ :wink:

Gruß
Matzze

Guten Tag Sunflower

Matzze hat Ihnen bereits Möglichkeiten genannt, wie Sie direkt auf die einzelnen SUS reagieren können. Ich versuche Ihnen mit meinem Hinweis etwas zu den unterschiedlichen Rollen zu schreiben, die wir als Lehrpersonen einnehmen, oder in welche wir von den SuS gedrängt werden.
Viele Lehrpersonen sehen ihre Rolle primär begleitend, unterstützend, moderierend. Sie wählen Unterrichtsformen, welche dies unterstützen, arbeiten mit Regeln zum Umgang miteinander und Verhalten in der Klasse.
In der von Ihnen beschriebenen Situation fordern einzelne Schüler eine weitere Rolle ein: die der Polizistin, die sagt, wo es lang geht und was gilt.
Die Rolle der Polizistin oder des Chefs versuchen Lehrpersonen manchmal zu vermeiden, sie können ihr wenig Positives abgewinnen und bringen sie in Verbindung mit Herumbefehlen und Schimpfen.
Jedoch kann auch diese Rolle klar und kraftvoll besetzt werden, ohne laut oder wütend zu werden.
„ XY, wir sind hier in einer Unterrichtsstunde. Ich bin die Lehrerin, ich bin dafür verantwortlich, dass alle gut arbeiten und wir hier ein Gespräch führen können. Mir scheint, du hast vergessen, was „dein Beruf“ und „deine Aufgabe“ hier ist. Nenne mir das doch noch mal: …“
Das können Sie direkt vor der Klasse angehen, oder auch in einem Gespräch unter vier Augen.

Das Führen einer Klasse im Sitzkreis ist sehr anspruchsvoll, das lässt sich aus Ihrer Schilderung lesen. Wenn die SuS in ihren Pulten sitzen und Sie als Lehrerin stehen, wird ihre Rolle und Position in der Klasse deutlicher sichtbar: Sie sind die Chefin.

Im Kreis kann sich das rein äusserlich und von Ihrer Haltung her aufweichen: Sie gehen vielleicht auf Augenhöhe mit den SuS, werden dadurch ein Teil des Kreises. Vielleicht können Sie mit Ihrer Sitzposition ( Stuhl, höheres Kissen) Ihre Position als Chefin auch im Kreis sichtbar machen und verstärken.
Das unterstützt Sie, kraftvoll in die Rolle der Polizistin einzusteigen und das Einhalten der Regeln einzufordern.

So ein authentisches Ein- und Aussteigen in die Rolle der Polizistin können Sie auch gut daheim vor dem Spiegel ausprobieren :slight_smile:

ich wünsche Ihnen Freude und Lust am Ausprobieren,
Niesen

Vielen Dank für die Antworten!
Mal sehen, was ich davon umsetzen werde und was ich daraus machen kann.

Hallo Sunflower
Und hat etwas gewirkt?
Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn ich die Kinder gefragt habe, was sie zur Verhaltensänderung beitragen können. Zudem habe ich sie bestätigt und unterstützt, wenn sie das gewünschte Verhalten gezeigt haben.
Geholfen hat auch, wenn ich vor dem Kreis gefragt habe, worauf wir im Kreis nun besonders achten wollen. Und dann finde ich wichtig, dass man am Schluss des Kreises eine kleine Reflexion durchführt. Was hat geklappt, was hat heute besser geklappt als das letzte Mal, was wollen wir das nächste Mal verbessern?
Spannend wird es, wenn die Verweigerer eine neue Rolle annehmen. Z.B. selber moderieren oder den Prozess beobachten und Rückmeldung geben.
Ich wünsche dir viel Erfolg.
Liebe Grüsse
Macintosh