Als Klassenlehrer einer 5./6. Klasse unterrichte ich eine Schülerin, deren Grossvater früher selber an dieser Stufe als Klassenlehrer gearbeitet hat. Kurz vor Beginn der Weihnachtszeit rief er mich Donnerstagsabends an, um einen ganztägigen Unterrichtsbesuch für den darauffolgenden Freitag anzukündigen. Da mir das zu kurzfristig erschien und der Tag aufgrund vieler dringlicher organisatorischer Aufgaben insgesamt nicht für einen Unterrichtsbesuch geeignet erschien, bat ich den Grossvater um Geduld, zudem erschien mir sein Ansinnen fragwürdig, da doch m.E. zuvörderst die Eltern Unterrichtsbesuche machen sollten. Später rief ich ihn nach Rücksprache mit der Schulleitung an, um einen geeigneteren Terminvorschlag zu machen. Diesen jedoch schlug der Grossvater aus.
An einem späteren Donnerstagabend um ca. 21 Uhr rief der Grossvater erneut bei uns an, als ich nicht im Hause war. Er liess mir durch meine Schwiegermutter, die seinen Anruf entgegennahm, mitteilen, dass er morgen zu einem ganztägigen Unterrichtsbesuch kommen würde.
Der Tag verlief für mich positiv, obwohl es zu einem folgenschweren Zwischenfall kam. Am Ende des Schultages kam ich mit dem Grossvater ins Gespräch. Er machte wenige wohlwollende, aber auch einige kritische Anmerkungen zu meiner Art der Unterrichtsgestaltung und bot mir das kollegiale Du an. Ich habe ihm für seine Mithilfe im Unterricht gedankt, ihm aber gleichwohl mitgeteilt, dass mich die Art und Weise, wie der Unterrichtsbesuch zustande gekommen war, gestresst hat. Ich bat ihn, weitere Unterrichtsbesuche zwei Tage vorher anzukündigen.
Damit dachte ich, dass es mir gelungen ist, dieser Situation die Problematik zu nehmen, bis mir der Grossvater gestern einen Brief übergab. In diesem beanstandet er recht ausführlich, dass er meinen Unterricht für mangelhaft vor- und nachbereitet hat und dass seine Enkelin nicht wisse, wie sie ihre Schulaufgaben erledigen solle. Ausserdem rügte er eine Nachlässigkeit von mir mit scharfen, teilweise beleidigenden Worten. Wenn er mit dieser Rüge auch Recht hat, muss ich seine Ausführungen zu meiner Unterrichtsgestaltung zurückweisen, da sie auf einer sehr einseitigen Sichweise beruhen und die Tatsache verkennen, dass ich mich seit Wochen über die Massen für die Klasse einsetze. Dies gilt insbesondere für seine Enkeltochter, die in Mathematik massive Schwierigkeiten hat, was mich dazu bewogen hat, auch heilpädagogische Unterstützung und SOS-Lektionen für meine Klasse zu beantragen.
Folgende Fragen habe ich zu diesem Sachverhalt:
- Hat der Grossvater das Recht dazu, meinem Unterricht beizuwohnen, wann und wie lange er will?
- Gibt es Möglichkeiten, ihn aufgrund seines Grenzen überschreitenden Verhaltens aus meiner Schulklasse heraus zu halten?
- Wie soll ich bei zukünftigen Gesprächen mit der Familie damit umgehen, wenn der Grossvater sich weiterhin einmischen sollte? Darf er etwa an einem Elterngespräch teilnehmen?
Vielen Dank im Voraus für Tipps und Antworten!