Letzten Sommer habe ich an eine neue Schule gewechselt. Ich unterrichte nun in einer sehr ländlichen Region, die Schüler*innen unterscheiden sich deutlich von denjenigen in städtischer Umgebung. Besonders im Fach Französisch nehme ich eine stark ablehnende Haltung wahr.
Für mich war es das erste Mal, dass ich Französisch unterrichtet habe und ich war schnell überfordert. Die Klasse (Realniveau) verfügte über keinerlei Vorkenntnisse. Die Schüler*innen konnten sich weder vorstellen noch auf einfache Fragen wie „Ça va?“ antworten.
Ich habe deshalb meine ursprüngliche Planung und das Lehrmittel „C’est ça“ früh über Bord geworfen und stattdessen mit den allereinfachsten Übungen begonnen. Ich organisierte einen Sprachaustausch, baute viele spielerische Elemente ein und versuchte, den Redeanteil möglichst hoch zu halten.
Trotz aller Bemühungen gelang es mir rückblickend nicht, die Motivation der Schüler*innen wirklich zu wecken.
Nun steht die Planung für das kommende Schuljahr an und ehrlich gesagt weiss ich nicht, wo ich anfangen soll. Die Materialsuche bzw. Erstellung neben meinen anderen Fächern (Mathe, Deutsch, BG, RZG, ERG) sowie meiner Rolle als Klassenlehrerin war unglaublich zeitintensiv.
Da ich fachfremd unterrichte, fehlt mir der Vergleich mit anderen Französischklassen.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Welche Strategien haben euch geholfen? Ich bin dankbar für jeden Tipp!
Liebe/r simonev
Ich erhalte in Bezug aufs Französisch auf dem Z3 (Realniveau) ähnliche Rückmeldungen. Oft sehen die SuS nicht ein, weshalb sie eine Sparche lernen sollen, die sie aus ihrer Sicht später eh nicht benötigen.
Deine Anstrengungen die SuS für die Sprache zu begeistern sind sehr lobenswert. Hier zeigt Realität dem schulischen Fremdsprachenerwerb die Grenzen auf.
Du bist auf dem richtigen Weg. Das Einbauen von spielerischen Elementen und das gezielte Fördern im Bereich Sprechen sind der richtige Ansatz.
Mit zusätzlichen Aktivitäten im Sprachgebiet (Sprachaustausch, Exkursionen, …), die du zuvor im Unterricht vorbereitest, gelingt es dir möglicherweise die Haltung der SuS gegenüber der Sprache/Kultur zu beeinflussen und bei den SuS die Freude an der Sparche neu zu wecken.
Das Weiterbildungsangebot „Fremdsprachen“ unterstützt dich dabei.
=> Fremdsprachen | PHBern
Herzlich
ours
Deinen Frust kann ich sehr gut nachvollziehen – gerade, wenn man so viel Energie in kreative Lösungsansätze steckt und die gewünschte Wirkung trotzdem ausbleibt. Das kann echt zermürbend sein.
Ich unterrichte selbst seit vielen Jahren Französisch und habe sehr gute Erfahrungen mit einer Kombination aus dem offiziellen Lehrmittel (dis donc) und der Birkenbihl-Methode gemacht. Diese Herangehensweise sorgt bei meinen SuS immer wieder für kleine Erfolgserlebnisse – und genau diese Momente sind oft der Schlüssel zur Motivation.
Falls es dich interessiert, habe ich auf meinem YouTube-Kanal einige Ressourcen dazu zusammengestellt:
Mich entlastet diese Vorgehensweise «Vorhilfe statt Nachhilfe» sehr, und meine Klassen empfinden Französisch weder als besonders schwierig noch als «Hassfach». Vielleicht findest du darin ein paar Impulse, die für dich passen.
Ich wünsche dir viel Kraft und Freude beim Planen des neuen Schuljahres – und hoffentlich bald motivierte Gesichter im Unterricht!