Liebe Mimimaa
Du erwartest nach den Ferien einen neuen Schüler und hast dir bereits viele Gedanken gemacht, wie du ihn in die geplante Vortragsreihe zu verschiedenen Lehrberufen integrieren könntest. Dabei suchst du nach einer Lösung, die allen gerecht wird.
Soll der neue Schüler wie alle anderen einen Vortrag halten, fragst du dich. Dagegen spricht deiner Ansicht nach, dass er diesen im Gegensatz zum Rest der Klasse ausschliesslich außerhalb des Unterrichts vorbereiten müsste. Das sehe ich genauso. Hinzu kommt, dass dem neuen Schüler im Vergleich zu den anderen, die sich ja schon seit längerer Zeit mit dem Thema auseinandersetzen, weniger Vorbereitungszeit zur Verfügung stünde.
Ihn vom Vortrag zu dispensieren, findest du hingegen den anderen Schülerinnen und Schülern gegenüber als ungerecht, die – um mit deinen Worten zu sprechen – „einen Vortrag halten MÜSSEN“ (meine Hervorhebung). Hier stolpere ich über deine Formulierung. Lässt sich der Sachverhalt nicht positiv(er) formulieren? Es gibt doch auch solche, die sich gerne vertieft mit einem Beruf, der sie interessiert, auseinandersetzen und die gerne vor die Klasse hintreten und ihre Ergebnisse mündlich präsentieren. So gesehen ist ein Vortrag eine „Zumutung“ positiver Art. Du ermöglichst deinen Schülerinnen und Schülern eine Lernchance. Um diese würde der davon dispensierte Schüler beraubt. So betrachtet, wäre er es, der zu kurz käme bzw. der ungerecht behandelt würde.
Und nun zu deinem Kompromissvorschlag: Der Schüler hält einen Vortrag, allerdings nicht über einen Beruf, sondern über sich selber. Warum nicht? Ich möchte allerdings zu bedenken, geben, dass ein wesentlicher Unterschied darin besteht, ob ich über mich selbst oder über einen Beruf, der mich mehr oder weniger interessiert, spreche. Der neue Schüler müsste sich wohl weit mehr preisgeben als der Rest der Klasse. Dessen solltest du dir bewusst sein.
Nach all diesem Abwägen, das zu keiner befriedigenden Lösung führt, liegt für mich eines klar auf der Hand: Suche das Gespräch mit dem Schüler. Lege ihm dein Dilemma dar. Wäge mit ihm die Pros und Kontras ab. Frage ihn, was er für gut, gerecht und machbar hält. Suche mit ihm nach einer Lösung. Wer weiß, vielleicht kommt ihr gemeinsam zu ganz neuen Ergebnissen.
Euch Beiden wünsche ich viel Erfolg!
Sandmann