Ich habe mit zwei Schülern ein „Experiment“ gemacht.
Ich hatte die Vermutung, dass sie im Unterricht mehr leisten, als sie im Test zeigen (können) und zwar, weil die Menge zu gross ist (zwei A4 Seiten) und die Konzentration während der Testsituation nachlässt und sie „erschlagen sind“.
So habe ich die aktuelle Mathematiklernzielkontrolle in 4 Teile geschnitten.
Während einer Woche haben sie immer eine „Test-Portion“ erhalten und gelöst. Diese zwei Schüler haben deutlich besser abgeschnitten, als bei einer „normalen, längeren“ Lernkontrolle.
Nun interessieren mich folgende Fragen:
Wie handhaben das andere Lehrpersonen: Wie gestaltet ihr Lernkontrollen? Beschränkt ihr die Zeitdauer? Macht ihr kleinere Portionen oder „grosse Tests“? Habt ihr Erfahrungen, die ihr mit mir teilen könnt?
Ist das überhaupt sinnvoll und erlaubt, oder geht das eher in Richtung „angepasste Rahmenbedingungen“?
Für welche Schüler*innen darf das Aufteilen eines Tests gemacht werden?
„Verfälscht“ es meine Beurteilung, wenn ich nun die Tests in Portionen aufteile?
Danke schon jetzt für die Antworten…
Die Beurteilung ist und bleibt eine Herausforderung…
Schöne Auffahrtstage und freundliche Grüsse
nadinska
Genau so, wie du für das Setting des Unterrichts verantwortlich bist, unterliegt es deiner Professionalität, in welcher Form du die Leistungen beurteilst.
Es ist auf jeden Fall legitim, den Test aufzuteilen und nicht alles aufs Mal durchzuführen. Bei sehr langen Tests sind vermehrt auch überfachliche Kompetenzen gefordert (z.B. Konzentration, Durchhaltewillen, Strategien,…). Es kommt halt immer darauf an, was du genau prüfen willst.
Wichtig ist, dass du transparent bist und nicht immer genau gleich die Leistungen beurteilst; also auch mal mündlich oder mit Fokus auf den Lösungsprozess oder anstelle eines Tests ein Produkt etc.
Guten Tag
Interessantes Experiment, das du gemacht hast. Und erst noch mit einem erfreulichen Ergebnis. ‘Beurteilung ist und bleibt eine Herausforderung’. Das trifft absolut zu. Was mich besonders freut an deiner Arbeit in Mathematik, dass du fragst, wie du Rahmenbedingungen gestalten kannst, dass SuS ihre Leistungsfähigkeit zeigen können, ohne unnötigen Stress, je nachdem verbunden mit Angstgefühlen. Ein echte Herausforderung: wie kann ich als LP SuS individuell optimal fördern und begleiten, dass sie Vertrauen aufbauen können in die persönlichen Fähigkeiten. Über die obligatorische Schulzeit hinaus. Und: SuS können sehr wohl mitteilen, was ihnen hilft. ‘Selbstreflexion’ als wichtige Kompetenz nach LP21.
Bleib dran. Und experimentiere weiter. Jeder Unterricht ist ein Experiment.
Freundliche Grüsse
jomali
Du bist die Kapitänin auf Deinem Schiff. Du musst die Beurteilungen rechtfertigen und erklären können und Du musst für die Validität, Objektivität und Reliabilität der Prüfungen einstehen können und wollen.
Die am meisten verbreitete Beurteilungsform - synchrone schrifliche Prüfung - hat Stärken und Schwächen. Das grösste Problem an ihr ist wohl, dass im Unterricht individualisiert wird oder werden sollte, die Prüfungen aber das Gegenteil tun. Und trotzdem entscheiden viele eben so, wie sie es schon immer tun (das gibt Sicherheit) oder weil alle anderen es auch so machen (auch das gibt Sicherheit). Die Vorstellung, dass der gleiche Test für alle fair sei, ist überkommen.
Tatsächlich ist hier vieles dran zu überdenken und es beginnt schon bei der Unterscheidung zwischen Lernen und Prüfen oder sogar noch vorher mit Lernen und Leisten.
Grundsätzlich sollten S doch immer wieder in vielfältige Leistungssituationen gebracht werden, die unterschiedlichste Fähigkeiten und Fertigkeiten (auch z.B. Kooperationsfähigkeit) beinhalten. Nur so bekomme ich ein einigermassen klares und differenziertes Kompetenzabbild. Habe ich eine Kompetenz erworben, kann ich sie zeigen. Es gibt so viele Möglichkeiten jenseits von zentralisierten Messungen.
Ich habe jetzt damit angefangen die S im Laufe des Semesters alle möglichen Arten von Leistungen erbringen zu lassen. Einige Leistungen werden beurteilt (hier sind viele Spielarten denkbar) und führen am Ende zu einer Gesamtbeurteilung am Semesterschluss, andere sind formatives Training.
Und ich kann sowieso ohne Bedenken den Fritz und das Lisi mit unterschiedlichen Latten messen. Auch das heisst Individualisierung: Dass eine Person andere Anforderungen für eine 4 erfüllen muss als die zweite, denn homogene Klassen gibt es nicht.
Wer so beurteilt, muss allerdings u.U. damit rechnen, dass das Kollegium das nicht nur toll und innovativ findet.