Mischklasse 9 /7 - verdecktes Mobbing

Ich arbeite seit längerer Zeit in verschiedensten Formen auf der Oberstufe Real. Aktuell bin ich Fachlehrerin für Sprachen an einer Mischklasse. Das Schwierige daran ist, dass es eine 7. und eine 9. Klasse ist.

Mit fällt in letzter Zeit auf, dass bei einem eher zurückhaltenden 7. Klässler dauernd Material verschwindet. Meistens findet er sein Etui nicht mehr oder aber es fehlt sein Musikheft, sein Kopfhörer. Einfach solche Dinge. Wenn wir dann suchen, kommen diese Dinge an unspektakulären Orten wie z.B. auf dem Schrank, hinter einem Gestell wieder zum Vorschein. Die Mutter hat sich bereits zwei Mal deswegen in der Schule gemeldet.
Etwas früher im Schuljahr haben zwei 9. Klässler ihn offen provoziert, was der Klassenlehrer und ich aber unterbunden haben.

Auf diese versteckten „Angriffe“, in denen ihm Material entwendet wird, habe ich bis jetzt noch keine Interventionsmöglichkeit gefunden. Daher brauche ich Schwarmerfahrung und Fachwissen.

Was kann ich konkret als Fachlehrerin unternehmen?
Was müsste ich systemisch aufgleisen?

Danke für ein Feedback!

Guten Tag Migros 21

Ihre Schilderungen deuten darauf hin, dass diese Störungen schon länger am Laufen sind, dass Sie mit der Klassenlehrperson schon einmal – wenn auch nur befristet - erfolgreich interveniert haben und dass das Ausmass so gravierend ist, dass sich die Mutter bereits zwei Mal gemeldet hat.

Im Alleingang können Sie vermutlich wenig bewirken. Wichtig ist, dass das Klassenteam jetzt das Vorgehen gemeinsam plant, vielleicht mit Einbezug der Schulsozialarbeiterin/des Schulsozialarbeiters oder mit einer IF Lehrperson. Gut ist, wenn Sie die Schulleitung über das Geschehen und über das Vorgehen informieren. Auch die Mutter muss wissen, dass etwas ins Rollen kommen soll.

In solchen Spielen – oder ist es bereits ein Mobbing? – sind immer verschiedene Rollen verteilt. So gibt es Täter, Opfer, Assistierende, Verstärkende, Aussenseiter und Verteidiger. Darüber muss mit der Klasse gesprochen werden. Nicht im Sinne einer Schuldzuweisung, sondern im Sinne einer Bewusstwerdung von dem, was im Klassenzimmer schlecht läuft. Wünschenswert wäre, wenn daraus ein Verhaltenscodex für die SuS entwickelt werden könnte, der von allen unterzeichnet wird.

Ob das während einer Klassenlektion oder über einen längeren Prozess erreicht werden kann, hängt von der Dynamik und der Bereitschaft der Klasse ab. Wichtig bleibt, dass das Klassenteam herzhaft beharrlich zeigt, dass es solche Spiele nicht akzeptiert und dass es Respekt und Toleranz als Grundlage des Klassenklimas einfordert.

Ich wünsche Ihnen eine gute Kooperation im Klassenteam und ein gutes Gelingen in diesem Prozess.

Mit freundlichen Grüssen

Guten Tag Kashgar

Vielen lieben Dank für die Aussensicht. Der SL ist informiert. Wir sind dran.

Da wir eine sehr, sehr kleine Schule sind, haben wir all diese Ressourcen leider nicht. Gibt es eine Stelle im Kanton Bern, die wir hinzuziehen könnten?

Guten Tag Migros21

Gerne gebe ich Ihnen einige Unterstützungsmöglichkeiten aus dem Angebot der PHBern an:

Geht es darum, die einzelnen Lehrpersonen darin zu stärken, mit dieser schwierigen Klassensituation umzugehen, kann in der Personzentrierten Beratung Hilfe geholt werden. Dabei werden Fragen erörtert, die in Richtung der Selbstregulation gehen (Wie bleibe ich ruhig?) oder darum, wie als Einzelperson im Moment reagiert werden könnte. Der Fokus bleibt aber vor allem auf der Person.

Geht es vor allem um Schritte, die als Team und als Schule gemacht werden können, ist das Angebot Unterstützung bei schwierigen Klassen hilfreich.

Und: Es gibt auch verschiedene h-Kurse zum Thema Mobbing, die ein Kollegium im Umgang damit stärken kann.

Nun hoffe ich, dass ich Ihnen damit weiterhelfen konnte.

Mit freundlichen Grüssen
Kashgar