Ich bin froh um jeden Tipp zum Thema „altersgemischtes Lernen“. Ich habe eine 7./8. Realklasse und bin im Französisch ziemlich am Anschlag. Das Problem ist, dass die beiden Klassen in diesem Fach (logischerweise) unterschiedliche Niveaus haben, ich also jeweils 2 Unterrichtsprogramme vorbereite. Da ich teilweise sehr schwache Schülerinnen und Schüler habe, ich es sehr problematisch, die eine Hälfte der Klasse alleine arbeiten zu lassen, während ich der anderen Gruppe etwas erkläre oder mündlich arbeite. Die besonders schwachen Schülerinnen und Schüler können (oder wollen) sich zum Beispiel nicht selber helfen, indem sie das Wörterbuch benutzen, anstatt mich zu rufen. Selbstständig zu arbeiten ist oft eine Überforderung und die Klasse kann oder will sich auch nicht gegenseitig helfen. Ich habe bereits gelernt, dass ich wirklich ganz einfache und klare Aufträge geben muss, bloss verliere ich so mit Organisieren und Erklären enorm viel Zeit. Es ist auch ein Problem, dass die Gruppe, die selbstständig arbeiten sollte, oft „Seich“ macht und mich bei der Arbeit mit der zweiten Klasse stört. Ich müsste also theoretisch dauernd an 2 Orten sein, um von der Disziplin her einzugreifen oder um Fragen zu klären. Manchmal gelingt es mir, gewisse Themen zu verknüpfen (einfachere und schwierigere Aufträge), immer ist dies aber nicht möglich. Ich freue mich auf hilfreiche Anregungen aus der Praxis oder um Literatur- Kurstipps zu diesem Thema! MERCI!
Du erlebst eine anstrengende Situation. Zuallererst einige Fragen:
Tritt die Situation, wie du sie schilderst nur im Französischunterricht auf? Welche Fächer unterrichtest du sonst noch in
der Klasse? Haben die Schülerinnen und Schüler Erfahrung im Mehrjahrgangsunterricht, bzw. wurde in der 5. und 6. Klasse Französisch auch im Mehrjahrgangsklassensystem unterrichtet? Welchen Stellenwert hat das Fach Französisch für deine Schülerinnen und Schüler?
Je nach Antworten stehen unterschiedliche Lösungswege im Vordergrund. Ich empfehle dir, noch mehr zu deiner Situation zu schreiben, damit die andern Forumsmitglieder sich noch ein detaillierteres Bild machen können. Gegegebenenfalls ist eine Unterrichtsberatung Französisch in Mehrjahrgangsklassen eine Möglichkeit, um an der Situation zu arbeiten (franziska.gobat@phbern.ch).
Vielen Dank für die Antwort! Die geschilderte Situation ist im Math sehr ähnlich (wird von einem Kollegen von mir unterrichtet). Auch dort laufen zwei unterschiedliche Programme. In den anderen Fächern haben wir ein einheitliches Programm. Ich bin Klassenlehrerin und unterrichte nebst dem Französisch noch Deutsch, Englisch und BG. Leider haben beide Klassen keine Erfahrungen mit Mehrjahrgangsklassen, es ist für sie eine völlig neue Situation und sie sind auch im sozialen Bereich noch sehr „gespalten“. Was das Klassenklima anbelangt habe ich bereits einen Workshop der lokalen Jugendfachstelle organisiert, der im Moment durchgeführt wird. Ich verspreche mir davon sehr viel, was die Zusammenarbeit und das Miteinander angeht. Meine Frage bezüglich dem Französischunterricht ist daher wirklich rein organisatorischer Natur: Welche Tipps und Tricks gibt es, um doppelspurig gezielt unterrichten zu können? Danke für eure Antworten!
Liebe Grüsse,
school
Die Arbeit am Klassenklima zusammen mit der Jugendfachstelle scheint mir eine gute Basis zu sein, auf der die Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen aufbauen können, die sie für die selbstständige Arbeit im Französischunterricht benötigen.
Was die Organisation von altersgemischtem Französischunterricht auf Realstufe anbelangt, sind klare Regeln und Abmachungen wichtig. Zum Beispiel müssen die Lernenden und auch die Lehrperson konsequent leise sprechen, damit alle konzentriert an unterschiedlichen Aufträgen arbeiten können. Dabei müssen Schülerinnen und Schüler, die vor allem lehrerzentrierten Unterricht erlebt haben, erst lernen, sich auf eine Sache zu konzentrieren, wenn gleichzeitig verschiedene andere Aktivitäten stattfinden.
Ein Arbeitsplan für die vier, respektive zwei Wochenlektionen Französisch löst das Problem des Organisierens und Erklärens zu Beginn der Lektion, wenn die Aufträge auf Deutsch formuliert sind, das Anspruchsniveau stimmt und auch geschrieben steht, wie und wann jeder Auftrag evaluiert wird.
Der Umgang mit Wörterbüchern bereitet vielen Realschülerinnen und –schülern Probleme. Eine sorgfältige Einführung und spielerische Übungsformen eignen sich als jahrgangsübergreifende Aktivitäten. Bis die Lernenden die notwendige Fertigkeit erlangt haben, können on-line Wörterbücher weiterhelfen (z.B. www.leo.org).
Damit die Lernenden auch dann weiterarbeiten können, wenn sie die Aufträge auf dem Arbeitsplan erledigt haben oder ohne Hilfe der Lehrperson nicht weiterkommen, eignen sich Übungsmaterialien, die ihnen zur freien Verfügung stehen und die unabhängig von der jeweiligen Etape eingesetzt werden können (Computerlernprogramme, Wortschatzkarten, Kartenspiele, französische Zeitschriften etc.).
Ein gut organisiertes Klassenzimmer, in dem die Materialien für die Lernenden übersichtlich geordnet und leicht zugänglich sind, in dem die einzelnen Arbeitsbereiche klar voneinander getrennt sind, trägt zusätzlich zur Ruhe während Phasen selbstständiger Schülerarbeit bei.