Lieber Forumsbenutzer, liebe Forumsbenutzerin
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Sie sprechen ein Thema an, dem ich im Beratungsalltag häufig begegne. So häufig die Frage gestellt wird, so vielfältig sehen die Antworten aus, die ich mit den Lehrpersonen entwickle. So versuche ich einige grundsätzliche Gedanken zu schreiben, vielleicht hilft Ihnen der eine oder andere, um sich mehr Raum geben zu können.
Grundsätzlich hat sich das Arbeitsprofil einer Lehrperson stark gewandelt. Hatte früher eine Lehrperson neben dem Vorbereiten und Unterrichten nur wenige Verpflichtungen, gehören heute Teamentwicklung, Netzgespräche und Elternarbeit ebenso zu den Kerngeschäften. Deshalb ist es umso wichtiger, immer wieder innezuhalten und sein Arbeitspensum zu überdenken.
Sicher gäbe es Zahlen, für welche Bereiche wie viel Zeit aufgewendet werden sollte. Diese helfen meist aber nicht weiter, weil der Alltag sich selten an diese Zahlen hält. Je mehr Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf, umso mehr Netzgespräche. Je innovativer eine Schule, umso mehr Sitzungen während der Einführungsphase. Je perfektionistischer die Lehrperson, umso länger die Vorbereitungszeit…
Es gibt vier verschiedene Veränderungsebenen, auf denen Sie ansetzen können. Die ersten drei können selber reflektiert werden, die vierte braucht oft ein professionelles Ohr, um hinter die Mechanismen blicken zu können. Unten zeige ich eine Auswahl von Fragen, die auf den Ebenen gestellt werden könnten.
Umwelt:
Habe ich einen ruhigen Ort für die Korrekturarbeit?
Kann ich ungestört über einen längeren Zeitraum arbeiten?
Ist der Arbeitsplatz für mich stimmig?
Handlung:
Habe ich beim Korrigieren und Vorbereiten ein effizientes System oder springe ich von Fach zu Fach, von Klasse zu Klasse?
Ist mein Arbeitsplatz mit verschiedenen Lehrmitteln übersät oder entscheide ich mich für ein Buch?
Muss ich jede Werkstatt selber machen oder kann ich auch einmal eine eins zu eins übernehmen?
Will ich wirklich in allen Arbeitsgruppen dabei sein?
Fähigkeiten:
Kenne ich die Regeln des Zeitmanagements?
Kann ich das Paretoprinzip – mit 20% Einsatz 80% Leistung erreichen – umsetzen?
Kann ich delegieren?
Bin ich überhaupt kompetent für das Fach oder muss ich mir zuerst viel Wissen aneignen?
Werte und Überzeugungen:
Bin ich überzeugt, dass jede Lektion perfekt vorbereitet werden muss?
Ist es mir wichtig, dass ich jedes Kind individuell begleite, damit es ihm in der Schule wohl ist?
Bin ich überzeugt, dass ich nur eine gute Lehrperson bin, wenn ich überall gelobt werde?
Vielleicht finden Sie sich in irgendeiner Frage wieder. Auch hoffe ich, dass Sie von anderen Forumsbenutzer und -benutzerinnen Tipps erhalten werden, die Ihnen einen Weg aufzeigen könnten.
Ich bin gespannt, ob Sie mit meinen Ideen etwas anfangen können und verbleibe
Mit freundlichen Grüssen
Kashgar