Pädagogische Konferenzen

An meiner Schule gibt es keine pädagogischen Konferenzen.
Gibt es Bestimmungen, ob eine Schule pädagogische Konferenzen durchführen soll?
Wo kann ich darüber nachlesen?

Liebe Grüsse, und herzlichen Dank für eure Hinweise!

Guten Tag Malena
„Pädagogische Konferenzen“ sind Gefässe für Auseinandersetzung und Reflexion pädagogischer Fragen. Diese können auf der Ebene der Klassen- Stufen- oder Fachteams oder für das ganze Kollegium angesetzt werden. Es gibt keine Bestimmungen, ob und wie die Schulleitung solche Gefässe einsetzt. Vielerorts werden solche Gefässe auch anders genannt. Ich rate Ihnen, sich bei Ihrer Schulleitung zu erkundigen.
Herzliche grüsst Sie
Olive

Aus meiner Erfahrung sind päd. Konferenzen zwiespältig. Manchmal können sie sehr ermüdend und verzettelnd sein.
Ich habe schon „Leerläufe“ , aber auch konstruktive Konferenzen erlebt. Es hängt auch vom „SETTING“ einer solchen Konferenz ab. Sind es Stufen- LPs oder ist der ganze Lehrkörper dabei?? Bei Gruppierungen ist man dann oft mit LPs einer anderen Stufe zusammen und redet nicht vom selben. Teils ist es auch schwierig, einfach so auf Kommando „Jetzt haben wir Sitzung“ loszulegen, wenn der Kopf anderweitig beschäftigt ist.

Ich fahre jeweils am besten, wenn ich mich mit LP der gleichen Stufe oder einfach mit jenen zudenen ich einen direkten Draht (gleiche Wellenlänge) hatte austauschte. Dies geschah oft in Randzeiten oder beim gemeinsamen Essen. Dieser Austausch war für mich jeweils sehr wertvoll.
Andererseits könntest du ja selber aktiv werden und an die SL mit einem Vorschlag für eine Stufen-Päd. Sitzung gelangen.

Viel Glück!

Two Way

Liebe/r Olive,

danke für deine Antwort.
Du schreibst, dass es „keine Bestimmungen gibt, ob und wie die Schulleitung solche Gefässe einsetzt“.
Was heisst das genau?
Gibt es irgendwo eine Weisung nachzulesen, die über Pädagogische Konferenzen spricht?
Ich meine: Irgendwo wurde ja mal über dieses Gefäss nachgedacht. Wo?
Ist es eine Empfehlung an die Schulleiter, eine gewisse Zeit der Konferenzen für pädagogische Inhalte zur Verfügung zu stellen? Oder wie wurde das genau formuliert?
Wer hat den Begriff und den Inhalt der Pädagogischen Konferenzen wann und wo definiert?
Ich möchte das nachlesen, damit ich weiss, was Sache ist.
Es macht ja keinen Sinn, wenn ich auf meinen Schulleiter zugehe um mit ihm über Pädagogische Konferenzen nachzudenken, wenn dies gar kein Thema im Auftrag des Schulleiters ist. Und, falls es das denn doch wäre, dann wäre ich froh, wenn ich genau Bescheid wüsste, weil es mir helfen würde, solche Konferenzen in einem realistischen Rahmen anzuregen.

Liebe/r TwoWay,

danke für deine Antwort und die Schilderung deiner Erfahrungen.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann müssten Pädagogische Konferenzen:

  1. Im Voraus angekündigt werden.
  2. Thematisch konkret betitelt, mit dem Hinweis, welche Stufen davon profitieren würden.
  3. Von einer kompetenten Fachperson geleitet.
  4. Einen konkreten Gewinn für den Schulalltag bringen.

Als Beispiele dafür:

  • Kollegiale Beratung für alle Lehrpersonen
  • Phonologische Bewusstheit für KG, 1.-2. Klasse
  • Anwendungen des Dienes-Material, 1.-4. Klasse
    etc.

Vor diesem Hintergrund wäre es dann auch möglich, die Bedürfnisse des Kollegiums zu sammeln und aufzuarbeiten.

Eine weitere Frage ist für mich dabei noch, wer gute Erfahrungen mit Pädagogischen Konferenzen hat.
Was kann der Gewinn für das Kollegium dabei sein?
Und, wie geht man mit den anderen anfallenden Themen von Lehrerkonferenzen um? Werden sie via mail erledigt?

Vielleicht ist es jetzt gut, wenn ich den Hintergrund meiner Frage kurz skizziere:
Ich arbeite als IF-Lehrkraft an vier verschiedenen Schulhäusern in der Agglomeration von Bern.
In meinem Alltag erlebe ich, dass ich die Lehrkräfte mit Wissensaspekten berate, die ich in einem geeigneten Gefäss gleich allen Betroffenen Lehrkräften zukommen lassen könnte. Es macht ja keinen Sinn, dass ich alle Grundschullehrkräfte einzeln mit der Problematik des Erstleseunterrichts oder der Einführung in die Mathematik berate. Das könnte ich effizient, wenn ich alle betroffenen Lehrkräfte gemeinsam beraten könnte. Dabei tauchte bei mir die Frage nach den Pädagogischen Konferenzen auf, die eventuell für dieses Anliegen eingesetzt werden könnte.

Und nun bin ich gespannt auf eure Hinweise und Erfahrungen.
Mit liebem Dank im Voraus für euer Mitdenken und eure hilfreichen Hinweise!

Liebe Grüsse und die besten Wünsche für ein sonniges und warmes Wochenende euch allen,
Malena

Hallo Malena

Ja, du hast meine Ausführungen genau richtig aufgefasst. Ich habe dir einfach von meinen eigenen Erfahrungen in diversen Schulhäusern als Sek. I LP berichtet.
In dieser Funktion konnte ich jeweils sehr gute päd. Konferenzen mit Nutzen erleben, wenn ich mich mit Paralellklassen-LPs oder den Fachlehrkräften meiner Klasse austauschen konnte. Da ja diese Personen alle „meine“ SchülerInnen im Unterricht erlebten und sich zt. mit den selben Problemen wie ich auseinandersetzen mussten.
So machte der Austausch Sinn und wir konnten va.bei Disziplinarproblemen eine gemeinsame Strategie entwickeln, welche jeweils sehr effektvoll von allen durchgezogen wurde.
Was sich hingegen oft als kompliziert herausstellte war die Tatsache alle beteiligten LPs an einen runden Tisch zu bekommen (Überlastung, TeilzeitLP (mussten z.t. in der Freizeit antraben, eigene Kinderbetreuung & enge Zeitgefässe, da schon der Unterricht an der nächsten Klasse wartete…ect.) Es sind hier ganz viele Komponenten, die hineinspielen.

In deinem Falle, als IF-LP an verschiedenen Schulhäusern, macht ein solcher Austausch durchaus Sinn und hilft somit allen Beteiligten Zeit einzusparen und dient auch deiner Entlastung. Die Frage die du dir in deinem Falle stellen musst lautet: WELCHE GEEIGNETE FORM wählst du, um diesen Austausch zu praktizieren? Ich gehe mal davon aus, dass es unter deinen Umständen ebenfalls schwierig sein könnte, alle Beteiligten zu einer bestimmten Zeit an einen Tisch zu bringen. (KlassenLPs haben sowieso eine enorme grosse Verantwortung und Aufgabe zu bewältigen, da bleibt wenig Zeit…). Als Idee könntest du durchaus den E-Mail - Weg einschlagen. zb. 1 Rundbrief pro Woche, Monat ect. . Wenn du dann persönlich in der Klasse anwesend bist, sind die LPs schon informiert und restl. Fragen könnten noch geklärt werden. So hat auch jeder die Gelegenheit, sein Zeitmanagement selbst zu planen.
Natürlich wäre es einfacher und persönlicher wenn man direkt am Tisch miteinander austauschen kann.
Mein Tipp: Mach doch mal eine Bedarfsumfrage bei den betroffenen LPs, wo du deine Absicht und Anliegen mittels Fragebogen schilderst und auch gleich nach jeweiligen möglichen Zeitfenstern fragst (Anreiseweg??). So bekommst du rasch ein genaueres Bild, welcher Weg einzuschlagen wäre.

Zur Frage bezüglich des Begriffs der päd. Konferenzen und der Definition kann ich dir nicht weiterhelfen. Ich denke, eine Variante ist es, im sog. Schulleitbild mal nachzuforschen. Ansonsten habe ich diese ganze Angelegenheit immer sehr weitmaschig und relativ offen erlebt. Dh. man kann das Ganze so drehen und biegen, wie die Bedürfnisse halt sind…

Liebe Grüsse TwoWay

Liebe Malena
Ich finde die Antwort von TwoWay sehr unterstützend für dein Vorhaben. Das wäre eine neue regionale innovative Idee.
Was ich dir noch sagen wollte:
Das VSG, Art, 44 gibt Hinweise zu Konferenzen: http://www.sta.be.ch/belex/d/BAG-pdf/BAG_08-75.pdf
Diese Konferenzen haben eine wichtige Funktion für die Mitwirkung der Lehrerinnen und Lehrer. Wie diese genutzt werden ist kantonal nicht vorgegeben.
Systemisch betrachtet erhalten alle Gefässe der Steuerung und Entwicklung in der Schule mehr Bedeutung. Dazu zähle ich unter anderem auch pädagogische Konferenzen, schulinterne Weiterbildungen, Arbeit in Fach-, Stufen- oder Klassenteams….
Damit werden Kooperations- und Beteiligungsformen geschaffen, die Engagement und die Entwicklungsbereitschaft von Lehrpersonen ermöglichen. Sie dienen der Qualitätsentwicklung und –sicherung von Schule und Unterricht.
Zur Umsetzung des Berufsauftrags von Schulleitenden vgl. LAV, Art. 89 http://www.sta.be.ch/belex/d/BAG-pdf/BAG_07-57.pdf werden Formen und Gefässe für den pädagogischen Austausch und für die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht notwendig.
Dein von dir vorgeschlagener Erfahrungsaustausch mit Lehrerinnen und Lehrer und die damit verbundene Entwicklungsarbeit sehe ich als tollen Impuls.
Ich würde dir raten, die Schulleitungen über deine innovative Idee zu informieren.
Auch die von TwoWay vorgeschlagene Bedarfsklärung (mit Aussagen zu Ziel, Inhalt, Form und Häufigkeit ) bei betroffenen Lehrpersonen finde ich wichtig.
Ich wünsche dir viel Erfolg, gutes Gelingen und bin gespannt, von deinen Ergebnissen zu hören.
Herzlich grüsst dich
Olive

Ihr Lieben,

ganz herzlichen Dank für eure Beiträge!

Eure Hinweise haben mir dabei geholfen die Gespräche mit dem Schulleiter professioneller anzugehen.

In der vergangenen Schulwoche habe ich im Lehrerzimmer gehört, dass verschiedene Lehrkräfte völlig überfordert sind mit dem Sprachenportfoglio und daher eine Weiterbildung fordern. Ausserdem wurde ein Kind vor den Augen eines Mitschülers aus dem Durchgangsheim abgeführt und ausgeschafft (die Eltern in Handschellen!!!), ein Kind ist von heute auf Morgen mit der Mutter in ein Frauenhaus geflüchtet und dann steht noch die Frage an, wie mit Kindsmissbrauch professionell umzugehen ist.

Ich muss ehrlich gestehen, dass mir dies sehr zusetzt, und dass es mir geradezu lächerlich vorkommt, Pädagogische Konferenzen einzuberufen.
Mein Anliegen für die Pädagogischen Konferenzen wären Themen zur Integration gewesen. Neue und offene, differenzierende Unterrichtsformen, die der Heterogenität gerecht würden.
Aber wenn ich sehe, dass die Anforderungen an die Lehrkräfte mit derart existentiellen Themen belastet sind, dann werde ich einfach still.

Ich habe selber jahrelang unterrichtet, auch in der Agglomeration von Bern, unter sehr schwierigen sozialen Verhältnissen. Ich kenne diesen sehr herausfordernden Schulalltag.

Es macht mich einfach hässig, dass über all den anstehenden und dringenden Problemen im Alltag von Lehrpersonen überhaupt kein Freiraum mehr übrig ist, um an grundlegenden pädagogischen Themen zu arbeiten.
Ich weiss, dass das Umstellen auf Selbstverantwortetes Lehren und Lernen in offenen Unterrichtsformen den Lehrpersonen viel Ruhe und Kraft zurück geben würde. Aber angesichts der vorherrschenden Verhältnissen getraue ich mich schon gar nicht mehr meine Anliegen an den Schulleiter zu bringen.

Mein Schulleiter ist aber; gottseidank; ein Gutmensch. Er hat mir einen Termin eingeräumt, indem wir meine Anliegen unter die Lupe nehmen und besprechen wollen.

Nun muss ich mir sehr genau überlegen, wie ich diese kostbare Stunde nutzen werde.
Könnt ihr mir unter die Arme greifen?
Wie soll ich argumentieren?
Welche Schwerpunkte soll ich setzen?
Gibt es übergeordnete Gesichtspunkte, die es erlauben, die anstehenden Probleme an der Wurzel zu packen?
Was könnten die wirklich relevanten Inhalte von Pädagogischen Konferenzen sein?
Wie und unter welchen Gesichtspunkten könnten Pädagogische Konferenzen genutzt werden, ein LehrerInnenkollegium im Fundament zu stützen?

Ich danke euch schon jetzt auf eure Gedanken und Hinweise!

Mit lieben Grüssen,
Malena

Meine liebe Olive,

danke für deine Unterstützung!!!

Ich hatte also am letzten Freitag diesen Termin mit meinem Schulleiter.
Ich habe mich intensiv darauf vorbereitet.
Und dann???

Nun, er war nicht da.
Auch nach 15 Minuten nicht.
Drei mal habe ich ihn auf seinem Schulinternen Handy zu erreichen versucht. Fehlschlag.
Nach einer halben Stunde ging ich nach Hause.

Ich habe ihm eine mail geschrieben und gefragt, ob es etwa sein könnte, dass ich mir den Termin falsch aufgeschrieben habe.

Seine Antwort: Die virtuellen Daten sind verloren gegangen. Ein Systemfehler. Und darin ist mein Termin untergegangen.

Als ich dies im Kollegium erwähnte, das von Anfang an erstaunt war, dass ich überhaupt einen Termin bekommen habe, war erdrückend: Sie grinsten. „Das kennen wir alle von ihm…“ , „Das kommt öfter und immer wieder vor“.
Das hat mich nachdenklich gestimmt.

Mein Schulleiter hat mir in seinem Entschuldigungsmail versprochen mit mir einen neuen Termin zu vereinbaren, und zwar heute Nachmittag, nach der Konferenz der Integrationsgruppe.
Ich liess es darauf abkommen und habe die Initiative nicht ergriffen, die Terminvereinbarung nicht angesprochen.
Er hat sich zwar für den verpassten Termin entschuldigt, mir aber weder vor noch während oder nach der 3-stündigen Sitzung einen neuen Termin angeboten.

Meine liebe Olive, ich weiss sehr genau, dass der Schulleiter total überfordert ist.
Ich bin ja als IF an dieser Schule auch absolut am Anschlag.
Ich kann die Situation mehr als nur gut verstehen.

Ich sehe nun, dass der Alltag so viele Anforderungen an ihn und mich stellt, dass wir beiden einfach froh sein können, wenn wir über die Runden kommen.
Ich nehme es ihm überhaupt nicht übel, dass er mich ausgeblendet hat!
Ich kann ihn sehr gut verstehen!

Ausserdem hatten wir heute Nachmittag eine ausführliche Integrationssitzung, in der wir mit einem aussenstehenden Berater der PH das Szenario der Integration mit den Teilschritten genau besprochen haben.
Es liegt also nun ganz klar auf dem Tisch, was Sache ist.
Ich brauche dem nichts weiter beizufügen.

Im Moment ist es eher so, dass ich mir überlegen muss, wie ich in der ausserordentlichen Situation mit den Anliegen, die geradezu auf mich einprasseln zurecht komme.

So viel zu den Pädagogischen Konferenzen.
Die Schule und ihr Alltag ist derart überfrachtet, dass für diese Frage schlicht keine Zeit bleibt.

Meine ich.
Oder hast du noch eine Idee, oder einen Vorschlag, den ich nicht bedacht habe?

Mit lieben Grüssen,
Malena