Rechtschreibtraining

Ich unterrichte Deutsch an einer 7. Realklasse. Die Schüler*innen haben grosse Mühe mit der Rechtschreibung, weshalb ich sie neben anderen Themen regelmässig Rechtschreibtraining machen lasse. Meine Idee war es, sie jeweils ein Onlinediktat lösen zu lassen, welches sie anhand eines von mir erstellten Rasters selbstständig korrigieren müssen. Das Raster soll ihnen dabei helfen, ihre individuellen Stärken und Schwächen in verschiedenen Rechtschreibthemen zu erkennen. Auf dieser Basis wählen sie selbst, welches Thema sie vertiefen möchten. Anschliessend üben sie mit entsprechenden Aufgaben aus dem Rechtschreibtraining des Lehrmittels (Sprachstarken) so lange, bis sie sich sicher fühlen. Danach lösen sie einen Minitest zur Überprüfung. Die Minitests korrigiere ich, gebe ihnen eine Rückmeldung und 1-2 Lernaufgaben dazu. Sie entscheiden selbst, ob sie zum nächsten Thema wechseln oder ob sie nochmals üben möchten.

Nun bin ich unsicher, ob ich mit diesem Vorgehen zu viel Selbstständigkeit verlange und ob es sinnvoller wäre, die Themen nacheinander gemeinsam durchzugehen.

Was denkt ihr?
Wie gestaltet ihr Rechtschreibunterricht mit einer lernschwachen Klasse?

Danke im Voraus für Rückmeldungen:)

Hallo simonev

Wenn deine Klasse lernschwach ist und grosse Mühe mit der Rechtschreibung hat, könnte (!) dein Vorgehen den Kindern zu viel Selbstständigkeit abverlangen. Denn Selbstständigkeit bzw. Selbstregulation stellt den Endpunkt eines langen Prozesses dar.

Ich habe beste Erfahrungen mit der FRESCH-Methode (Freiburger Rechtschreibschule) gemacht, die Kindern die Rechtschreibung mithilfe von ca. vier Strategien zugänglich(er) macht. Die einzelnen Strategien können nacheinander eingeführt sowie geübt werden und eignen sich auch für die Förderung von Kindern mit einer Lese-Rechtschreibstörung.

Zur FRESCH-Methode gibt es zahlreiche Handreichungen bzw. Materialien.

Beste Grüsse
Philipp

Liebe(r) simonev

Herzlichen Dank für deine spannenden Frage. Hier ein paar Gedanken und allenfalls die eine oder andere Anregung zu deinen Überlegungen:

Grundsätzlich ist der Ansatz des Individualisierens sinnvoll und unbedingt beizubehalten, da sich Fehlertypen der Schülerinnen und Schüler stark unterscheiden.

Die Standortbestimmung mit dem Diktat würde ich ersetzen durch die Fehlersuche in eigenen Texten, damit nebst der Rechtschreibung gleich auch noch an den Schreibkompetenzen geübt werden kann. Zur Standortbestimmung kann auch das Arbeitsblatt 80 der Sprachstarken «Über Rechtschreibung nachdenken» eingesetzt werden. Damit kann aufgezeigt werden, welche Regeln bereits beherrscht werden und bei welchen noch geübt werden muss. Wahrscheinlich deckt sich diese Standortbestimmung mit deinem eigenen Raster.

Zum Üben des Überarbeitens eigener Texte sind kooperative Vorgehensweisen sehr wertvoll. Auf den Karteikarten der Sprachstarken ab 5.4 werden Strategien für die Überarbeitung (Korrekturprogramm, Korrekturstrategien, UPS-Strategie: Unterstreichen – Proben anwenden – Scheinwerfer einschalten) aufgezeigt.

Der motivationale Aspekt, sich auf die Rechtschreibung einzulassen, ist ein wesentlicher Faktor fürs Vorankommen in diesem Kompetenzbereich. Kooperatives Überarbeiten, Suchen von korrekt geschriebenen Wörtern zu einer Regel, Fortschritte dokumentieren lassen etc. fördern die Motivation.

Für eine nächste Textproduktion setzen sich die SuS anschliessend neben den inhaltlichen Kriterien selbst Ziele für die Rechtschreibung oder sie werden von der Lehrperson vorgegeben. So zeigen sich Fortschritte bei der Rechtschreibung in den eigenen Texten und du kannst auf die Minitests verzichten.

Liebe Grüsse

Novodu

PS: Ab April sind die neuen Kursangebote fürs neue Schuljahr aufgeschaltet: Weiterbildungssuche | PHBern. Du wirst dort einen Kurs zum lernwirksamen Rechtschreibunterricht im Zyklus 3 finden.

Für die fachliche Begleitung bei der Weiterentwicklung deiner Ideen hättest du ausserdem die Möglichkeit, ein Unterrichtscoaching zu buchen: Unterrichtscoaching Deutsch | PHBern