In den Startveranstaltungen zum Lehrplan 21 wurde die Wichtigkeit von Reflexion im Unterricht erwähnt. Das hat mir eingeleuchtet, deshalb habe ich mich ein wenig umgehört und im Internet recherchiert. Ich könnte mir gut vorstellen, ein Portfolio mit meiner Klasse (5./6. Schuljahr) zu führen. Ich möchte mit dem Portfolio (vielleicht ein Jahresportfolio) das Lernen möglichst gut dokumentieren, aber ich habe etwas Angst davor, dass mir das im Unterricht zu viel Zeit braucht. Ich bin auch etwas verunsichert, ob meine Kinder gute Reflexionen schreiben können, bis jetzt bekomme ich bei Rückmeldungen zum Wochenplan oft nur nichtssagende Kurzaussagen. Kurz gesagt: lohnt sich Aufwand und Zeit? Was muss ich beachten, wenn ich mit Portfolio beginne?
Das Portfolio ist ein Begleitinstrument, das Lernen und den Lernprozess sichtbar machen kann. Reflektierte Lernprozesse haben Auswirkungen auf weitere ähnliche Aufgabenstellungen oder Projekte. Wenn Schülerinnen und Schüler gelingende Strategien oder sinnvolle Aufgabenbearbeitungen erkennen und benennen können, stärken sie diese Erkenntnisse und sie können später im Sinne von Ressourcen darauf zurückgreifen. Ebenso können erkannte Schwierigkeiten bei einer nächsten Aufgabe in den Fokus gerückt werden und als individuelle Ziele formuliert werden. So wird das Lernen zur eigenen Sache.
Wenn Schülerinnen und Schüler Reflexionen und Rückmeldungen schreiben, sind wir Lehrpersonen oft enttäuscht. Ich kann deine Bedenken zu Aufwand und Zeit verstehen. Fundiertes Reflektieren lernt man nur „by doing“ und es braucht eine Anleitung, was gute Reflexionstexte (eine Textsorte) sind. Oft gebe ich meinen Schülerinnen und Schülern zu Beginn der Reflexionspraxis Mustersätze beziehungsweise Formulierungshilfen, die ihnen beim Schreiben helfen. Auch gezieltes Nachfragen zu ihren Aussagen sensibilisiert sie für „gute Reflexionen“.
Nun zu deiner Frage bezüglich Zeitaufwand: Tatsächlich braucht es eine gewisse Zeit, bis Portfolioarbeit sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrpersonen zur Routine wird. Oft will man als Lehrperson zu viel, man möchte möglichst umfassend dokumentieren. Es lohnt sich wirklich, sich auf einzelne Projekte oder Arbeiten zu fokussieren, die portfoliomässig begleitet und reflektiert werden. Portfolioarbeiten /-einträge kannst du als „Stationen des Lernens“ sehen: Vielleicht sind das in einem Jahresportfolio einzelne besondere Aufträge, die reflektiert werden, vielleicht wird einmal pro Semester ein Thema mit einem Projektportfolio begleitet.
Es lohnt sich, vorgängig die Funktion und das Ziel der Portfolioarbeit zu klären und allenfalls ein Konzept zu schreiben. Es wäre schade für dieses Instrument, wenn man es überlastet und zu viel will. Sinnvoll wäre natürlich, wenn sich die ganze Schule ein Portfoliokonzept erarbeiten würde.
Das IWM bietet zum Thema „Lernen begleiten mit Portfolio“ sowohl h-Kurse für Kollegien oder Teilkollegien als auch Kurse für Einzellehrpersonen an. > Mehr
Ich wünsche dir bei der Portfolioarbeit an deiner Klasse viel Spass, Reflexionserfolg und spannende Erkenntnisse.
Sehr aufschlussreich!