Schüler riecht übel

Ich unterrichte eine 9. Klasse und habe seit diesem Schuljahr einen Schüler, der halb zuhause, halb in einer Institution lebt. Vor einiger Zeit habe ich bemerkt, dass seine Mitschüler seltsam auf ihn reagieren und dann ist mir mehrmals selber aufgefallen, dass er einen üblen Geruch hat. Es war sogar schon so, dass man zwei Reihen hinter ihm und mit offenem Fenster seinen Geruch wahrnehmen konnte. Mir war das erst sehr unangenehm zu thematisieren, da sich aber die Schüler so gestört fühlten, habe ich mit ihm das Gespräch gesucht. Er war einsichtig und wollte es ändern.

Beim Elterngespräch kam das auch wieder zutage und die Mutter „entschuldigte“ ihn, dass in der Familie halt „Schweissfüsse“ vererbt werden würden. Auch bei der Institution habe ich es schon angebracht und sie wollten auch darauf achten, dass der Schüler besser auf die Hygiene achtet. Die Mitschüler reagieren sehr stark und können fast nicht mehr ans Arbeiten denken, weil sie der Geruch so sehr stört.

Was kann/soll ich noch tun? Die Mitschüler machen teils sehr respektlose Aussagen, die er sicher auch hört und das stört mich extrem.

Liebe Lawinia

Das sind meine Tipps:

  • Versucht nicht über den Schüler mit Hygieneproblemen zu sprechen, sondern mit ihm. Frage ihn auch, ob er vielleicht Unterstützung braucht. Vielleicht hat er kein Duschgel, kein sauberes Handtuch, keine sauberen Kleider zum Wechseln etc. Das klingt trivial, aber ich habe schon so einiges erlebt.
  • Bleibe mit den Eltern in Kontakt und melde ihnen den Hygienestatus regelmässig zurück. Schliesslich sind sie die Eltern und haben ihrer Fürsorgepflicht gegenüber dem Bueb nachzukommen.
  • Am meisten verspreche ich mir von der erwähnten Institution. Die Hygiene kann zum Gegenstand eines Verstärkerplans werden. Hake am besten mal nach.
  • Ultima Ratio 1: Der Schüler muss in der Schule duschen.
  • Ultima Ratio 2: Der Schüler wird zum Duschen nachhause geschickt.
  • Ultima Ratio 3: Überlege dir, ob das Hygieneproblem ein Symptom einer unvorteilhaften häuslichen Situation ist. Beobachte den Sachverhalt, besprich dich mit Kolleg:innen und kontaktiere gegebenenfalls das Jugendamt.

Beste Grüsse
Philipp

Liebe Lawinia

Danke für deine Frage, den Einblick in die Situation und was du schon unternommen hast.

Gerne ergänze ich die Hinweise von Philipp.

Themen zur Körperhygiene der Schülerinnen und Schüler sind wirklich auf zwei Ebenen unangenehm:

Zum einen in unserer Nase, und zum anderen wollen wir ja die SuS auf keinen Fall beschämen, weil für uns selbst eine Rückmeldung in dieser Art peinlich und beschämend wäre.

Dennoch hast du dies bereits gemacht und mutig den Schüler im Beisein der Eltern darauf angesprochen und auch mit der Institution Kontakt aufgenommen.

Nun haben deine Bemühungen noch nicht zur gewünschten Veränderung geführt.

Und das ist ja in der Schule häufig der Fall: Selten kann eine Veränderung des Verhaltens oder der Gewohnheiten einer Schülerin oder eines Schülers nach einer oder zwei Interventionen herbeigeführt werden.

Wie Phlipp würde ich empfehlen, mit dem Schüler regelmässig im Gespräch zu bleiben.

In Coachinggesprächen sind i.R. Lerninhalte- und Fortschritte das Thema, bei diesem Schüler ist es zudem das Thema der Körperhygiene und mit welchen Strategien und Massnahmen er hier seine Gewohnheiten ändern kann. Wenn er noch keine Ideen hat, können die Hinweise von Philipp hier einfliessen.

In diesen Gesprächen könntest du zudem noch deine Anliegen als KL einbringen:

Dir ist vielleicht wichtig, dass

  • deine SuS konstruktiv miteinander umgehen

  • alle mit allen zusammenarbeiten können

  • niemand ausgeschlossen wird

Du thematisierst diese Gerüche, weil du beobachtet hast, dass sie ungute Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Position des Schülers in der Klasse haben.

Ich denke, da kannst du sehr direkt und «fadegrad» sagen, was Sache ist.

Ich wünsche Dir gutes Dranbleiben und fruchtbare Gespräche

Freundliche Grüsse

Niesen