Schuleintrittstest

Guten Tag

In meinem Unterricht versuche ich möglichst individuell zu fördern. Da ich aber an einer grossen Kindergartenklasse (25 Kinder) unterrichte, ist das nicht immer so einfach. Nun habe ich ein Kind, bei dem ich nicht weiss, in welchem Bereich dieses Kind am meisten Unterstützun braucht. Ich habe eine Heilpädagogin für 2 Lektionen, als ich mit ihr abmachte, sie solle mit diesem Kind einmal arbeiten und schauen, in welchem Bereich es Hilfe benötigt um im Sommer die Schule positiv starten zu können. Leider bekam ich keine Ergebnisse. Sie machte einfach Spiele mit dem Kind und beobachtete es. Diese Beobachtungen helfen mir aber nicht weiter.
Hat jemand von euch einen Test, welcher verschiedenen Bereiche berücksichtigt und mir einen Anhaltspunkt geben könnte, wo ich mit diesem Kind am besten arbeite.
An eine Abklärung habe ich auch schon gedacht, möchte vorher aber selber noch Erfahrungen sammeln.

Danke für die Rückmeldungen!

Liebe Grüsse und einen schönen Winter =)

Barbara

Liebe Barbara,
vielen Dank für Deine Frage, die sicher für mehrere Personen von Interesse ist. Ich bin bemüht, Deine Frage so rasch wie möglich einer Person zuzuweisen, die über viel Erfahrung in dem von Dir angesprochenen Bereich verfügt. Darf ich Dich noch um etwas Geduld bitten? Vielen herzlichen Dank für Dein Verständnis.

Vielleicht findet sich aber auch im Forum eine Kundige, ein Kundiger, die oder der Dir kompetent weiterhelfen kann. Ich bin gespannt.

Ich verbleibe also mit lieben Grüssen und werde mich weiter Deines Anliegens annehmen.
Adhei

Vielen lieben Dank für deine Bemühungen!

Winterliche Grüsse

Barbara

Liebe Barbara
Ich finde es sehr toll, dass du in deinem Unterricht so auf die einzelnen Kinder eingehst. Dass du bereits mit der Heilpädagogin Kontakt aufgenommen hast, finde ich einen sinnvollen Schritt.
Gerne wüsste ich jedoch noch etwas genauer, was dir bei diesem Kind aufgefallen ist, was dich an eine Abklärung denken lässt. So könnte ich dir je nachdem auch ganz gezielte Hinweise zu Erfassungsverfahren geben. Hat das Kind besondere Stärken und/oder Schwierigkeiten, die du bereits beobachtet hast und weiter erfassen möchtest?
Für die Frage der Einschulung gibt es Tests oder Abklärungsverfahren. Beispielsweise könntest du dir die diagnostischen Einschätzskalen von Barth einmal anschauen. Dieses Verfahren gibt dir einen Überblick zu verschiedenen Entwicklungsbereichen wie Motorik, Wahrnehmung, Sprache usw. Das hilft dir vielleicht, deine Beobachtungen etwas zu systematisieren.
Wenn es um konkretere Beobachtungen zu den Vorerfahrungen in den Bereichen Mathematik und Schriftsprache geht, wäre es möglich, das Goldstückspiel aus dem heilpädagogischen Kommentar zum Zahlenbuch 1 für die Mathematik und ein Verfahren zur Erfassung der phonologischen Bewusstheit (z.B. Olli der Ohrendetektiv) durch zu führen. So könntest du erkennen, ob das Kind bereits Interesse an diesen Themen hat und gewisse Vorkenntnisse mitbringt.
Ich würde dir aber auch empfehlen, noch einmal an die Heilpädagogin zu gelangen und sie zu fragen, welche Spiele sie gemacht hat und was sie dabei beobachten wollte. In der Heilpädagogik ist es üblich, in Alltags- und Spielsituationen erste Beobachtungen zu machen, bevor ein Testverfahren eingesetzt wird. Vielleicht kann sie dir das noch genauer erklären und dir auch eine Einschätzung zu ihren Beobachtungen abgeben. Je nachdem könnt ihr auch ein weiteres Beobachtungsvorgehen abmachen. Du könntest sie zudem fragen, welche Beobachtungs- resp. Testverfahren sie zur Einschulungsfrage kennt oder einsetzt. So könnte sie dir vielleicht die Materialien auch zeigen und zur Verfügung stellen.

Hier noch die genauen Angaben zu den Verfahren, welche ich oben erwähnt habe:
Barth, Karlheinz: Die diagnostischen Einschätzskalen (DES) zur Beurteilung des Entwicklungsstandes und der Schulfähigkeit. München Ernst Reinhardt 5. Auflage.
Moser Opitz, Elisabeth; Schmassmann, Margret: Heilpädagogischer Kommentar zum Zahlenbuch 1. Klett und Balmer 2002.
Hartmann, Erich/Dolenc, Ruth: Olli der Ohrendetektiv. Auer Verlag 2005.

Liebe Grüsse inad

Liebe Inad

Danke für deine Ideen und Anmerkungen.

Das Heft von Barth habe ich gekauft und es durchstudiert. Ich finde es sehr gut und gibt mir Anhaltspunkte, wo ich mit diesem Kind arbeiten könnte.
Nur das Problem, ich weiss nicht wann. Ich habe wie gesagt 25 Kinder und kaum Zeit, mit einzelnen Kinder zu arbeiten.

Meine Heilpädagogin ist nicht begeistert von diesem Test - bzw. von diesen Tests in den verschiedenen Entwicklungsbreichen. Sie ist nicht bereit einen solchen Test (oder auch nur Teilübungen daraus) zu machen. Sie findet, das ist Aufgabe der EB und wäre „doppelt gemoppelt“.

Sie möchte lieber nochmals das Kind beim Spielen beobachten und dann eine Förderung in Betracht ziehen. Grundsätzlich finde ich das ja gut, doch hat sie bereits 6 Doppellektionen entweder das Kind im Spiel beobachtet oder mit dem Kind selbst Spiele gemacht.

Die Spiele/Aufgaben, welche sie mit dem Kind gemeinsam gemacht hat sind folgende:

  • Ein Memory mit 40 Paaren!?!
  • Ein Mandala ausmalen!?!
    Sie wollte damit die Konzentration beobachten. Als Antwort bekam ich, dass das Mädchen nach 30min müde wurde… Das ist mir auch klar.

Sorry, ich bin gerade ziemlich genervt… Aus meiner Sicht ist das einfach nicht profesionell. Ich habe der Heilpädagogin mitgeteilt, dass mir das Kind besonders in der Gruppe (in der geführten Kreissequenz) auffällt. Ich vermute, dass das Kind im auditiven Bereich noch Schwierigkeiten hat. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht und ihr mehrmals Material (Kasimir und Flora - Sprachföderungsprogramm von SCHUBI; Lezus) zur Verfügung gestellt. Trotzdem arbeitet sie nicht damit - und auch nicht mit anderen Materialien, welche den auditiven Bereich beobachten würde.

Beobachtungs- resp. Testverfahren zu Einschulungsfragen kennt die Heilpädagogin keine. Sie sieht ihre Aufgabe in der Förderung. Aus meiner Sicht braucht es zuerst aber eine „Abklärung“ wo genau das Kind die Förderung braucht. Ist das nicht auch Aufgabe der Heilpädagogin?
Ich finde kein Zeitgefäss, wo ich mit diesem Kind Aufgaben machen könnte, wo ich genau feststellen kann, wo das Kind die Schwächen noch hat.

Meine SL, die Heilpädagogin, ihre SL und ich werden zusammensitzen und die „Rollen“ miteinander versuchen zu klären. Es wäre für mich aber noch interessant, wie das eine aussenstehende Person sieht. Was sind Aufgaben von der Lehrperson, was sind Aufgaben von der Heilpädagogin?

Danke für die „offenen“ Ohren oder Augen!

Einen guten Tag,

Bergdohle (Benutzername geändert - da lieber anonym)

Liebe Bergdohle
Schön, dass du dich wieder meldest und dass dir meine Anregungen weiter geholfen haben. Deinen Ausführungen entnehme ich, dass du aufgrund der verschiedenen Entwicklungsbereiche, welche in den DES beschrieben sind, deine Beobachtungen noch klarer lokalisieren konntest. Habe ich richtig verstanden, dass du bei dem Mädchen vor allem in Kreissituationen Verhaltensweisen beobachtest, die du auffällig findest? Wirkt es abwesend? Hast du den Eindruck, dass es sich nicht beteiligt? Oder hast du den Eindruck, dass das Mädchen sprachlich nicht versteht, worüber ge¬sprochen wird? Versteht es Anweisungen nicht? Sind das die wesentlichsten Beobachtungen oder fällt es auch in anderen Bereichen, im Freispiel usw. auf? Diese und noch viele weitere Fragen könnten aufgrund deiner ersten Beobachtungen gestellt und beobachtet werden. Aufgrund der Antworten würde ich als Heilpädagogin dann entscheiden, was ich noch genauer abklären möchte oder ob ich bereits eine Förder¬mög¬lichkeit sehe. Ev. gibt es auch einfache Möglichkeiten, das Kind im Rahmen des Kreises und des Freispiels zu unterstützen, die keinen grossen Aufwand von deiner Seite verlangen?

Wichtig scheint mir aber, dass ihr (du und die Heilpädagogin) bald klären könnt, wie ihr das machen möchtet und wer von euch welche Möglichkeiten hat. Den Schritt einer Rollen- und Aufgabenklärung mit Hilfe der Schulleitung finde ich sinnvoll. Offenbar seid ihr unterschiedlicher Ansicht, wie ihr bei der Begleitung und Förderung der Kinder vorgehen möchtet. Zur Klärung dieser Fragen wäre es auch wichtig zu wissen, ob ihr ein Konzept für die integrative Förderung habt, in dem die Aufgaben und Pflichten der Regellehrpersonen und der Schulischen Heilpädagoginnen geregelt sind. Falls nicht, wäre es ev. mittel¬fristig sinnvoll, diese Klärungen schriftlich fest zu halten.

Die gesetzlichen Grundlagen diesbezüglich sind klar. In der Verordnung zu den besonderen Massnahmen steht in Artikel 6, welches die Aufgaben des Spezial¬unterrichts sind. Dies ist unter anderem die Durchführung von Kurzinterventionen, welche Sequenzen zur Beobachtung und Erfassung als Grundlage für eine erste Förderung beinhalten. Geht es um umfassendere Abklärungen z.B. für eine Ein¬schulung in eine besondere Klasse, braucht es eine Abklärung auf der EB und die Schulleitung kann aufgrund dieser Empfehlungen verfügen.
Im Leitfaden IBEM (S. 45) gibt es das Vier-Stufen-Modell. Dort wird ebenfalls klar beschrieben, dass eine Kurzintervention durchgeführt wird, bevor das Kind auf der Erziehungsberatungsstelle angemeldet wird.
Die Umsetzung dieser Massnahmen hängt aber auch davon ab, welches Angebot eine Schule zur Verfügung hat. Gibt es z.B. keine Einschulungsklasse, müssen andere Möglichkeiten mit Unterstützung z.B. durch die IF Lehrperson gefunden werden.

Was genau eine Kurzintervention beinhaltet, ist jedoch unterschiedlich. Meines Erachtens umfasst die Beobachtung eines Kindes im Kindergarten durch eine Heil¬pädagogin verschiedene Entwicklungsbereiche und vor allem auch verschiedene Unterrichtssituationen, also auch den Kreis. Aufgrund dieser offenen, ersten Beo¬bachtungen, welche in 1-2 Lektionen gemacht werden können, kann entschieden werden, ob ein bestimmter Bereich z.B. mit gezielten Beobachtungen in Spiel¬situationen oder mit einem Erfassungsinstrument detaillierter erfasst werden sollte. Beobachtungen von Lehrpersonen müssen hier unbedingt als Grundlage für die Planung der weiteren Schritte ein¬bezogen werden. Auf dieser Basis kann die Heil¬pädagogin dann eine erste Förderung mit dem Kind durchführen. Sollten Heilpädagogin und Lehrperson nach dieser Kurzintervention zum Schluss kommen, dass es eine mittel- oder langfristige Begleitung braucht, sollte das Kind bei der EB angemeldet werden.

So, nun hoffe ich, dir mit meinen Gedanken ein paar Anregungen gegeben zu haben. Für die weitere Zusammenarbeit wünsche ich euch alles Gute
inad