Schuljahr wiederholen

Guten Tag

Wann macht es Sinn, dass eine Schülerin oder ein Schüler ein Schuljahr wiederholt?

In der Praxis sehe ich, dass dies nach wie vor stattfindet. Ich hatte gehofft, mit der Einführung des geltenden Lehrplans und der Kompetenzorientierung würde dies weniger vorkommen.
Der Lehrplan 21 ist in drei Zyklen unterteilt, die formulierten Kompetenzen gelten jeweils für einen Zyklus. Die definierten Grundansprüche sind teilweise innerhalb eines Zyklus angesetzt, können jedoch auch am Übergang eines Zyklus sein. Die Orientierungspunkte helfen, wenn sich Schülerinnen und Schüler ganz woanders bewegen. Mit einem kompetenzorientierten Lehrplan könnten sie also ihre Kompetenzen individuell erreichen.

Kann man also noch von «nicht erreichten Lernzielen am Ende der ersten Klasse» sprechen und deshalb eine Wiederholung eines Schuljahres empfehlen?
Das irritiert mich, gerade auch weil man weiss, dass eine Repetition für Kinder eine einschneidend negative Schulerfahrung bedeuten kann.

Danke für entsprechende Hinweise.

Guten Tag

Besten Dank für die Frage.

Die Ausführungen sind schlüssig. Die Kompetenzorientierung soll Lehrpersonen helfen, die Lernenden auf ihrem unterschiedlichen Entwicklungsweg (auch individuell) zu begleiten und zu unterstützen. Je nach Fachbereich und Aspekt erreichen in der Regel die Schülerinnen und Schüler die Grundansprüche mehr oder weniger nicht integral, sondern sind eben in unterschiedlichen Kompetenzen unterschiedlich unterwegs.

Der Schullaufbahnentscheid am Ende des ersten Zyklus orientiert sich deshalb auch nicht am Grad der Erreichung von (im Rahmen des Unterrichts) gesetzten Lernzielen.

Wiederholungen sind in der Regel kein gutes Mittel um langsamere Kompetenzentwicklungen zu beschleunigen. Sinn machen Wiederholungen in speziellen Situationen, immer zum Wohl des Kindes.

Ausserdem können mit individuellen Schullaufbahnentscheiden jederzeit besonderen Situationen Rechnung getragen werden (Klasse wechseln, überspringen, wiederholen).

Um auf die Frage und den Kommentar am Anfang zurückzukommen. Ja, es sollten mit der Kompetenzorientierung und mit dem damit verbundenen Fokus auf den individuellen Entwicklungsweg nur noch wenig Wiederholungen verordnet werden.

Herzlich

Apsostroph

Guten Tag
Deine Irritation ist berechtigt. Der LP 21 äussert sich nicht zum Thema Klassenwiederholungen. Höchstens indirekt:
„Promotions- und Übertrittsverfahren werden kantonal geregelt und sind nicht Teil des Lehrplans 21“.

Das selektive Schulsystem besteht somit weiterhin. Den Umgang mit dem Dilemma „kompetenzorientierte Selektion“ überlässt man den Lehrpersonen. Was zu einem gespaltenen beruflichen Selbstverständnis führen kann.

Herzlich

Jomali