Störender Schüler

Guten Tag
Problemsituation „Schüler, der ständig redet“
Ich habe in meiner regulären 1. Klasse einen EK-Schüler, der ständig redet: Er kommentiert mich, seine MitschülerInnen, einfach alles, was passiert, und wenn er etwas nicht versteht, macht er seltsame Geräusche.
Selber weiss er, dass er stört, er merkt es auch, wenn andere dreinreden. Manchmal habe ich das Gefühl „es tut ihm einfach“. Viele SchülerInnen der Klasse regen sich mittlerweile über ihn auf, es entsteht durch sein Verhalten viel Unruhe im Unterricht. Ich selber merke, dass ich mich auch schon sehr über den Schüler genervt habe. Wie könnte ich da nun vorgehen?

Guten Tag

Für viele SchülerInnen im ersten Schuljahr ist das stille Zuhören und ruhige Arbeiten eine richtige Lernaufgabe. Sie beschreiben, dass der Schüler merkt, dass er stört und auch merkt, wenn die anderen unaufgefordert dreinreden. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um mit ihm das Thema zu besprechen und gemeinsam daraus ein Lernziel zu generieren, an dem er nun in den kommenden Wochen arbeiten muss. Andererseits ist es auch möglich auf eine Art präventiv für die ganze Klasse zur Thematik „Stille/ Ruhe/ sich sammeln“ etwas zu tun. Stille ist ein Thema, dass in unserer reizüberfluteten Gesellschaft in der Schule sehr wohl seinen Platz haben sollte. Stillezeiten und Ruherituale (leise Musik hören/ ohne Reden alle Geräusche im Raum erhören, Klänge- Raten etc.) können ganz bewusst in den Unterricht eingebaut werden.

Ein Lernziel für Ihren Schüler wäre zum Beispiel, dass er flüstern lernen muss. Weiter hilft es vielen Kindern, wenn Sie beim Zuhören eine bestimmte Sitzhaltung einnehmen müssen, z.B. die Arme verschränken und zur Lehrperson schauen. Das könnte gleich eine Regel für die Klasse sein. Für stilles Arbeiten könnten Sie den Gehörschutz (in der Landi erhältlich) ausprobieren. Viele Klassen haben inzwischen mehrere solche Gehörschütze (oder sogar einen Klassensatz), die sich die SchülerInnen nehmen dürfen, wenn Sie merken, dass sie so besser für sich arbeiten können. Kindern, die motorisch sehr aktiv sind, kann es helfen, beim Zuhören etwas mit den Händen machen zu dürfen, z.B. einen kleinen Softball zu kneten. Falls Sie genügend Platz haben, können Sie auch einen Arbeitsplatz in der Klasse bestimmen, der nur für das ruhige Arbeiten vorgesehen ist, also eine Art „Stille Insel“ schaffen. Manchmal ist dies gleichzeitig die Leseecke oder ein „Lesezelt“ etwas abgeschirmt vom restlichen Raum.
Wichtig für die Arbeit an persönlichen Lernzielen ist die regelmässige Rückmeldung, das Lob von Ihrer Seite her. Dies könnte zum Beispiel durch eine Belohnung geschehen. Vielleicht haben Sie ja bereits ein Belohnungssystem für einige SchülerInnen oder die ganze Klasse? Am Anfang ist es wohl für diesen Schüler notwendig, nach jeder Stunde zu schauen, wie ihm das ruhige Arbeiten/ stille Zuhören/ Flüstern gelungen ist. Später kann diese Rückschau nach 2 Lektionen folgen, dann nach einem halben Schultag.

Freundliche Grüsse

Meine erste Klasse war auch eine 1. Klasse mit einigen ziemlich unruhigen Kindern und zwei Störefrieden. Auf Empfehlung meines damaligen Junglehrerberaters habe ich den Unterricht vormittags immer gleich aufgebaut (Struktur): Morgenkreis, Posten zeigen, Lernen an Stationen in fixen Zweiergruppen (Knabe/Mädchen). Dort war dann alles eingepackt: rechnen, Sprache, Lernspiele, Mündlichunterricht mit mir an strategisch schlauem Ort, wo ich gleichzeitig alle im Auge behalten konnte. Nach den Herbstferien kam dann langsam, langsam eine sehr arbeitsame Atmosphäre auf und die Klasse entwickelte sich gut (ich hatte sie dann bis Ende 4. und der Unterricht wurde sehr offen). Ziel war es, Ruhe zu organisieren; nach dem Morgenkreis gab es im Prinzip nur noch Gespräche zu zweit; Kind-Kind oder Kind-Lehrer.