Ich unterrichte im dritten Jahr mille feuilles und zwar mit grosser Begeisterung. Nun ist mein erster Jahrgang in die Sek I gekommen und dort auf eine hervorragende ambitionierte Lehrerin der älteren Generation getroffen, die sich offen dazu bekennt, dem neuen Lehrmittel sehr skeptisch gegenüberzustehen. (Leider verwendet sie nicht ausschliesslich mf sondern parallel zum neuen Lehrmittel alte cahier d’exercises von Bonne chance)
Die Schüler sind nun allesamt eine Note schlechter geworden als letztes Jahr in der Primarschule.
Nun haben sie als erste reguläre Evaluation die tâche geschrieben und die Benotung war ganz extrem streng.
Ich möchte nun anfragen, wer aus dem Forum ebenfalls auf dieser Stufe unterrichtet und evtl eine Zweitbeurteilung vornehmen möchte - dies im Hinblick auf meine eigene Benotung.
Einerseits ist das Phänomen, dass die Noten nach dem Übertritt in die Sek I sinken, auch von anderen Fächern (Mathematik u.a.) bekannt, und oft sind die erste(n) Evaluation(en) auf der neuen Stufe eher streng, „damit die Lernenden merken, dass es nun ernst gilt“.
Andererseits kannst du auf den Unterricht sowie die Evaluation deiner „Nachfolgerin“ kaum Einfluss nehmen - ebenso wenig wie auf ihre Skepsis gegenüber dem neuen Lehrmittel. Allenfalls könnte es auch sein, dass sie, die nun das neue Lehrmittel zum ersten Mal in ihrem Unterricht umsetzt, auch noch Erfahrung sammeln muss und mit der Zeit Bonne Chance ganz auf die Seite legen kann.
Wenn du nun aufgrund dieser Erfahrung in Bezug auf deine eigene Benotung unsicher bist, könnten es hingegen hilfreich sein, auf Gemeindeebene koordinierte Arbeiten zu machen - aber auch die Orientierungsarbeiten können in diesem Zusammenhang wertvoll sein.
Allenfalls könnte dir auch ein Beratungsgespräch mit einer Dozentin/einem Dozentin, der auf deiner Stufe mit dem Lehrmittel unterrichtet und beurteilt, den Rücken stärken?
Ich hoffe, dass du dich nicht beirren lässt ob diesen ersten Rückmeldungen aus der Sekundarschule und wünsche dir weiterhin viel Freude am Unterrichten mit Mille feuilles.
Coccinnelle
p.s. War der Französischunterricht mit Bonne Chance so viel besser? Dazu ein erfrischend humorvoller Beitrag von Hanna Jordi in ihrer Kolumne im Bund vom 18.11.15, „Turlututu, je suis touriste“!
Es ist schwierig, sich nicht beirren lassen, wenn du zwar begeistert unterrichtest, jedoch das Gefühl hast, deine Schüler auf die neue Situation nicht vorbereiten zu können (resp. ihnen das „falsche“ lehrst, um auf der Oberstufe bestehen zu können), denn wie gesagt, ich unterrichte kompromisslos mf, die neue Lehrkraft ist kompromissfreudiger.
Der Austausch unter uns Primarlehrerinnen ist optimal, da nützt mir ein Dozent wenig. Ich werde aber mal anfragen, ob ich zusammen mit meiner Kollegin Tests korrigieren kann. Das ist eine gute Idee.
Zum Abschluss ein klares Bekenntnis zu meinem Credo:
Französisch soll den Kinder viel Freude bereiten, denn so, und nur so lernen sie gerne und möglicherweise bleibt die Freude an der Sprache und am Lernen über die Schule hinaus erhalten - und DAS sollte das Ziel der Schule sein.
Aber, die Erfahrung zeigt gerade jetzt, dass sich Frust und Enttäuschung bei diesen Kindern breit machen. Mein Aufbau ist also im Eimer.
Liebe Esther
Wenn du deine Schüler 3 Jahre lang begeistert nach deinem Credo unterrichtet hast, dann trägt sie diese positive Grundhaltung hoffentlich auch durch die Phase eventuellen Frusts und Enttäuschung zu Beginn der Sek durch. Ich würde deshalb nicht deinen sicher durchdachten und nach 3 Jahren Erfahrung auch gefestigten Aufbau grundsätzlich in Frage stellen!
Aber was kannst du konkret tun gegen deinen Frust?
Wenn der Austausch unter euch Primarlehrerinnen optimal ist, dann ist das doch eine sehr gute Voraussetzung dafür, gemeinsame Absprachen zu treffen in Bezug auf Beurteilungsgrundlagen und –durchführungen und – das hast du dir ja schon vorgenommen – gegebenenfalls gemeinsame Korrekturen bei Tests. Nach meinen eigenen Erfahrungen (aus dem Mille feuilles-Unterricht 3.-6. Klasse) bietet so eine Absprache über die 4 Schuljahre hinweg nicht nur für einen selbst die Möglichkeit, sich darüber klar und sicher zu werden, wie mit dem neuen Lehrmittel kompetenzorientiert, förderorientiert, transparent und mit einem realistischen Zeit- und Organisationsaufwand beurteilt werden kann. Auch „nach aussen“ hin ist es gut, wenn alle am gleichen Strang ziehen.
In deine aktuelle Unterrichtsplanung und –organisation, deine didaktischen Entscheidungen (Schwerpunktsetzungen) und auch bei der Anlage und Umsetzung von Evaluationen fliessen sicherlich viele deiner Erfahrungen aus den 3 Jahren Unterricht mit Mille feuilles ein. Mir hat in diesem Entwicklungsprozess sehr geholfen, einen Überblick über die Lehrmittel der 3. bis zur 7. Klasse zu haben und mit KollegInnen aus den entsprechenden Schuljahren im Austausch zu sein. Könntet ihr nicht den Austausch unter euch Primarlehrerinnen öffnen und erweitern für die Sek-LehrerInnen, die eure Schüler übernehmen? Die Frage nach dem „Vorher“ und „Nachher“ sind ja für euch alle gleichermassen interessant und hilfreich.
Was wird in welchem Schuljahr wie und wie intensiv bearbeitet? Was wird immer wieder aufgegriffen und intensiviert, auf was wird aufgebaut? Wo sollte ich Schwerpunkte setzen, was üben und automatisieren, damit in späteren Schuljahren daran angeknüpft werden kann? Was muss ich aber auch noch nicht bis ins Detail bearbeiten, eben weil die entsprechenden Strukturen später wieder aufgegriffen und vertieft bearbeitet werden? Was kann ich als bekannt voraussetzen, was können die Schüler aber noch nicht sicher können, zumindest nicht produktiv? Wie wird auf der Primarstufe beurteilt; wie kann in der Sek I daran angeknüpft werden? Hilfreich für einen solchen Überblick sind (neben den Lehrmitteln selbst) auch die Übersichtsplakate des Schulverlags im Ordner des Fil rouge und die Revues.
Das alles macht zu Beginn mehr Arbeit, erleichtert sie aber langfristig und macht sicherer bei Entscheidungen. Es würde zudem auch dir das Gefühl geben, dass du deine Schüler so auf die Oberstufe vorbereiten kannst, dass sie dort bestehen können. Und es würde hoffentlich den Sek-KollegInnen die Unsicherheit nehmen, nicht zu wissen, was die Schüler aus der Primarstufe mitbringen – und evtl. vermeiden helfen, dass sie aus einer gewissen Unsicherheit heraus auf „bewährtes“ Bonne-Chance-Material zurückgreifen , was mit seinen Anforderungen nicht unbedingt kompatibel ist mit denen von Mille feuilles und deshalb auch zu Beurteilungsunterschieden führt.
Ich hoffe wie Coccinelle, dass du dich nicht demotivieren lässt und weiterhin so engagiert und begeistert mit Mille feuilles unterrichtest!
Yara
Mille mercis für deinen ausführlichen Beitrag.
Unter Primarschullehrerinnen arbeiten wir sehr gut zusammen - wir haben jeweils in den Sommerferien zusammen „gepräpet“. Diesbezüglich sehe ich eigentlich kein Problem.
Einmal zusammen korrigieren steht bei der nächsten Evaluation an - das hatten wir bisher noch nicht gemacht.
ABER deine Idee dieser Übersicht finde ich genial und werde sie zusammenstellen. Wir haben in einer Woche einen Austausche mit den Seklehrkräften und dazu wird das ganz sicherlich hilfreich sein. Wer weiss, vielleicht wird dann auch auf dieser Stufe die Notwendigkeit Blätter von BC zu verwenden wegfallen…