Team-Arbeit an einer Klasse

Ich habe wenig Erfahrung in Team-Arbeit an einer Klasse. Bevor ich die 60%-Stelle erhalten haben, habe ich einen 70%-Teilzeitkindergarten geführt, bis dieser geschlossen wurde. Mit dem Lehrerkollegium hatte ich keine Probleme. Meine jetzige Kollegin und ich haben sehr unterschiedliche Auffassungen von Zusammenarbeit. Sie möchte im Kindergarten nichts verändern, ich hingegen gebe gerne Zeit und Energie um die Kinder zu überraschen, Neues auszuprobieren. Sie fühlt sich von meinen Wünschen und Ideen überrumpelt, in ihren Augen ist alles ok wie es ist. „Möglichst einfach“ ist ihre Devise. Meine eigentlich auch, bis ich gemerkt habe, dass für sie „möglichst einfach für die LP“ ist, und ich „möglichst einfach für die Kinder“ bevorzuge. Wir haben ständig Missverständnisse zu klären, da wir eine völlig andere Sprache sprechen. Ich bin sehr selbstkritisch und suche zuerst den Fehler bei mir, für sie ist immer alles klar, ich bin oft völlig unsicher was ich tun darf oder soll, obwohl ich Klassenlehrperson bin.
Einerseits betont sie, dass sie immerhin 40% arbeite (und auch Mitspracherecht hat) andererseits möchte sie nichts zu tun haben neben den zwei Unterrichtstagen. Ich möchte sie mit einbeziehen, sie lehnt viel ab. Und wenn ich mit Vorschlägen komme, heisst es, ich sei dominant und wolle alles kontrollieren und beherrschen. Sie sagt, sie nimmt sich zurück, weil ich so dominant sei, für mich sieht es wie Desinteresse oder Gleichgültigkeit aus (was sie von mir als Frechheit ansieht). Obwohl fast 50 Jahre alt, bin ich sehr motiviert, engagiert und interessiert am Kindergartenunterricht. Dass meine Begeisterungsfähigkeit als Dominanz interpretiert wird, kann ich mir ja irgendwie vorstellen… aber wie kommen wir aus dieser Missverständnisspirale heraus? Eine Mediation? Ein Coach? Vor den Sommerferien haben wir noch gemeinsam mit der SL ein Evaluationsgespräch, auf meinen Wunsch. Und auch das wird von meiner Partnerin als Frechheit angeschaut.

Liebe Nita63

Sie schildern eine schwierige Teamsituation. Sie haben im Team unterschiedliche Auffassungen von Zusammenarbeit. Es scheinen sich an diesem Thema auch sehr unterschiedliche Haltungen und Vorstellungen in Bezug auf die Arbeit im Kindergarten zu zeigen.
Ich finde es sehr gut und wichtig, dass Sie in Ihrer Rolle und Funktion als Klassenlehrperson die Zusammenarbeit thematisieren. Der Einbezug der Schulleitung ist ein wichtiger nächster Schritt, nachdem Sie den Eindruck haben, in eine Missverständnisspirale geraten zu sein. An diesem Gespräch ist es wichtig, dass Sie Ihr Unbehagen und Ihre zunehmende Verunsicherung darlegen, aber auch Ihre Begeisterung für die Arbeit einbringen und Ihren Wunsch, im Kindergarten Neues auszuprobieren.
Auch die Frage nach der Mitsprache und der Mitverantwortung ist sinnvoll mit der Schulleitung anzuschauen. Vielleicht gibt es in Ihrer Schule Angaben wie Rechte und Pflichten der KL bzw. TP geregelt sind.
Sie fragen, ob eine Coaching oder eine Mediation hilfreich sein könnte.
Idealerweise wollen in einem Coaching oder einer Mediation alle Beteiligten eine Veränderung oder Verbesserung der Situation. Sie schreiben, dass Ihre Kollegin Ihre Ideen und Vorschläge als dominant empfindet und sich überrumpelt fühlt. Wenn Sie als Beteiligte in diesem Gespräch ein Coaching vorschlagen, könnten Sie erneut in diese Rolle geraten.
Ich denke es macht Sinn, offen in das Gespräch zu gehen und mitzuteilen, wie es Ihnen geht, zu verstehen versuchen, was Ihre Partnerin für Vorstellungen hat und dann gemeinsam mit der Schulleitung nächste Schritte abzumachen.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Gespräch.
Niesen