Überfüllung HPS

Liebe alle

Wir sind ein Stufenteam an einer Heilpädagogischen Schule. Unsere Schule führt Klassen von 5-8 Lernenden, jede Klasse wird durch eine Lehrperson geleitet und von einer Assistenzperson und einer Praktikantin/Praktikant/Zivildienstleistenden unterstützt. Nun haben wir in allen Klassen unter uns 4 Klassen pro Stufen und wir sind die einzige Stufe (Abschlussstufe), die drei Klassen führt. Wir haben im Schulhaus keinen Platz für eine Klasse mehr, es ist schon so sehr eng.
Darum wurde entschieden, dass wir im nächsten Schuljahr alle Klassen unserer Stufe auf 8 Lernende auffüllen. Unser Schulleiter sieht keine andere, zufriedenstellende Möglichkeit.

Wir haben in allen Klassen Lernende mit diversen Beeinträchtigungen. Einige davon sind eher schwer, diese Lernenden brauchen teilweise 1 zu 1 Betreuung, um sich selbst oder andere nicht zu gefährden, andere kommen nur durch 1 zu 1 Betreuung in Aktion und machen sonst nichts. Zusätzlich finden unsere „stärkeren“ Jugendlichen schneller eine Anschlusslösung und die Jugendlichen, die viel Betreuungsaufwand brauchen, bleiben bei uns. Ich will mich nicht darum beklagen, die brauchen eine gute Schule bis sie eine Anschlusslösung haben und sollen die bekommen.

Nur wenn wir das nächste Schuljahr anschauen wird uns bewusst: Wir können so in keiner der Klassen Unterricht bieten. Wenn alle Erwachsenen da sind und fit sind, können wir die Betreuung einigermassen gewährleisten. Unser Auftrag ist aber ein Bildungsauftrag und der ist in diesen Zusammenstellungen nicht möglich zu erfüllen - bei jeglicher! eingesetzten Didaktik. Das demotiviert uns. Zusätzlich, wenn eine Lehrperson ausfällt, können wir auch die Betreuung nicht gewährleisten. Das macht uns Angst.

Konkreter: Es werden Jungendliche über mehrere Lektionen da sitzen und nichts machen; Es werden Jugendliche überfordert durch die Geräuschepegel in den Räumen; Es werden Jugendliche, die noch schreiben lernen könnten nicht schreiben lernen; Ausflüge, Schwimmunterricht und Lager werden nicht möglich sein; es werden Jugendliche beschäftigt, wenn sie etwas lernen sollten; Es werden PraktikantInnen in ein Arbeitsumfeld eingeführt, das ihnen nicht sinnvoll erscheinen wird; Wir werden keine Zeit haben für unsere „stärkeren“ Lernenden, auch wenn die gerade eine Krise haben und Hilfe bräuchten; Wir Lehrpersonen werden müde sein.

Unsere Räume sind eng. Durch die grossen Klassen entstehen so Verhaltensauffälligkeiten, die in kleineren Klassen nicht vorkommen würden. Also 11 Leute in unseren Räumen sind zu viele. Es ist für alle Beteiligten unangenehm. Gerade Lernende mit Autismus reagieren oft sensibel auf viele Geräusche in der Umgebung. Und unsere Lernenden machen diese Geräusche und werfen auch mal etwas um oder es passiert anderes Unvorhergesehenes… Lernende, die Mühe haben mit der Konzentration können bereits jetzt bei uns nicht gut lernen. Und eigentlich sollten wir ja das Kompetenzzentrum dafür sein. Manchmal frage ich mich, wie ich das den Eltern der Jugendlichen erklären soll…

Unsere Schule ist verpflichtet, eine gewisse Anzahl Lernende pro Schuljahr aufzunehmen. Das scheint unumgänglich zu sein.

Das Wohl und die Förderung unserer Lernenden liegt uns am Herzen. Dazu meine Frage: Was können wir als Lehrpersonen in dieser Situation tun? Welche (Fach-)Stelle könnte uns weiterhelfen? Hat vielleicht die Schulleitung Handlungsmöglichkeiten, die bisher nicht erkannt wurden?

Danke für eure Hilfe!
Sarah

Liebe/r besenbiest

Besten Dank für deine Frage. Wir haben sie intern der zuständigen Expertin/dem zuständigen Experten weitergeleitet. Eine Antwort folgt so bald als möglich.
Herzliche Grüsse
Kashgar

Liebe Sarah

Zunächst möchte ich mich herzlich für Deine detaillierten Schilderungen der aktuellen Situation bei Euch in der Heilpädagogischen Schule bedanken.
Die Situation ist sehr komplex und kombiniert mit vielen Herausforderungen. Gleichzeitig spürt man dein persönliches Engagement. Dein Einsatz ist unübersehbar und verdient höchste Anerkennung. Leider gib es in solchen Situationen oft keine Rezepte und Lösungen sind nicht immer einfach so vorhanden.

Ein erster Schritt kann sein, dass du auf der Webseite der PHBern recherchierst. Die PHBern unterstützt Lehrpersonen in der Ausübung ihrer anspruchsvollen Aufgabe, bietet Fachberatungen in heilpädagogischen Themen an und unterstützt Schulleitungen in der Ausübung ihrer Tätigkeit. Es gibt auch Angebote für Schulentwicklungsprozesse, um Veränderungen anzustossen und neue Handlungsmöglichkeiten kennenzulernen.
Wer weiss, vielleicht könnte man eure Schule mit einer komplementären Beratung weiterhelfen?
Ich wünsche dir und euch, dass du unter unseren verschiedenen Angeboten etwas findest.

Dir, deiner Schule, allen Kindern und Lehrkräften wünsche ich das Beste, viel Kraft und hoffe, dass bald eine positive Perspektive in Sicht kommt.
Mit besten Wünschen und herzlichen Grüssen
Segler