Unterrichtsstörungen im Musikunterricht

Ich unterrichte Musik und Technisches Gestalten an mehreren Klassen auf der Mittelstufe.

In einigen Klassen habe ich vorallem immer wieder in der Musik grosse Probleme den Unterricht störungsfrei durchzuführen. Einige Schüler nutzen diesen Unterricht zur Selbstdarstellung oder testen einfach Grenzen aus.

Nun mein Problem = wie kann ich diese Störungen schnell abbrechen / umgehen / …, sodass nicht die gesamte Klasse unruhig wird.
Ich habe schon Vieles ausprobiert, bin aber noch nicht zur geeigneten Saktion / Reaktion / etc, gekommen.

Beispiel: Wenn ich den Schüler / die Schülerin rausschicke, geht das gut, bis ich einen zweiten rausschicken muss = die machen dann Lärm draussen. D.h. ich muss rausgehen und klare Anweisungen geben, was sie machen müssen. In dieser Zeit steigt im Musikzimmer der Lärmpegel und bis ich wieder zurück bin, muss ich oft auch drinnen wieder für Ruhe sorgen. Ich bin oft so müde nach solch einer Lektion und nach 5 min Pause kommt die nächste Klasse…

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
Befindet sich auch jemand in dieser Situation = Fachlehrer auf der Mittelstufe?
Habt ihr Ideen, wie ich den Unterricht optimieren kann?

herzlichen Dank für eure Beiträge
ruebli

Die Anfrage ist in Bearbeitung. Wir danken für die Geduld.

Guten Tag
Sie schildern eine Situation, die wohl immer wieder im Fach Musik vorkommen kann. Die Schülerinnen und Schüler sind oft nicht in der gewohnten Klassenzimmerumgebung und es gelten etwas andere Regeln und Gewohnheiten. Schriftliches Arbeiten, das die Gemüter oft etwas beruhigen kann, macht wenig Sinn. Wie in anderen Fächern auch, ist es schwierig alle zu begeistern.

Als eine Ihrer Massnahmen stellen Sie Einzelne vor die Türe. Das kann durchaus ab und zu Sinn machen, sollte jedoch eine absolute Ausnahme sein. Mir scheint jedoch wichtig, dass es für die Betroffenen zusätzliche Folgen hat. Zum Beispiel erhalten sie unmittelbar einen schriftlichen Auftrag mit Unterlagen, den es zu lösen gilt. Die Zeit vor der Türe reicht dazu nicht aus, d.h. es muss zusätzlich zu Hause nachgearbeitet werden, eventuell verbunden mit einem zu leistenden Auftritt, Referat etc.

Ich schlage Ihnen also vor, dass Sie sich auf schwierige Situationen zusätzlich vorbereiten und sich eventuell mit der jeweiligen Klassenlehrperson absprechen.

Als eine erste Massnahme würde ich jedoch (erneut?) das Gespräch (mit Gesprächsregeln!) mit der Klasse suchen, den Jugendlichen aufzeigen, dass das Unterrichten so wenig Freude bereitet, dass die „braven“ der Klasse dies alles über sich ergehen lassen müssen etc… Fordern Sie die Schülerinnen und Schüler auf, Vorschläge zu machen und diese zu diskutieren.
Ich bin überzeugt, dass Musik alle Jugendlichen beschäftigt und die Auseinandersetzung mit und über Musik spannend sein kann.
Ich gehe davon aus, dass Lehrpersonen, die auf gleicher Stufe unterrichten, Ihnen noch weitere Vorschläge machen werden.

Freundliche Grüsse
Heco

Guten Tag

Die von Ihnen dargestellte Situation kennen wohl viele. Die besonder Situation im Musikunterricht: die Schüler sollen sich ja z.B. beim gemeinsamen Singen / Musizieren „laut“ beteiligen. Stillarbeiten kommen nur selten vor. Eine gewisse Grundlautstärke und mit andern Fächern verglichen eine grössere Aktivität der Schüler ist wohl normal (aber für die Lehrperson anstrengend).
Bei ganz schwierigen Phasen, ist es vielleicht sinnvoll für eine gewisse Zeit (ein paar Wochen) die Phasen des praktischen Musizierens stark zu reduzieren (z.B. Thema: Instrumente, Vorträge über Musiker/Bands, einen Musikstil genauer untersuchen). Allerdings darf das nicht zum Normalzustand werden.

Ich schlage Ihnen vor, mit den/der betreffenden Klasse den von Daniel Mark Eberhard entwickelten Diagnosebogen zu verwenden (siehe Link). Er ist speziell auf die Situation im Musikunterricht zugeschnitten. Herr Dr. Eberhard hat diese Störungen im Musikunterrricht untersucht. Seine gesamte Dissertation kann unter folgendem Link herunter geladen werden (da die Datei zu gross ist, konnte ich sie nicht direkt anhängen):

Der eigentliche Bogen ist ab S. 253 zu finden.
Für die Auswertung sind ab S. 257 Hilfen zu finden.
Eines seiner Hauptaugenmerke gilt dem Grund für die Störungen. Nach meiner Erfahrung ist es zentral herauszufinden, was diese verursacht. Z.B. behandelter Stoff, allgemeine Stellung des Fachs, Überforderung/Unterforderung, Desinteresse, etc.

Oft treten Störungen auch bei Organisationswechsel auf. Vielleicht lohnt es sich einmal darauf besonders zu achten. Interessant wäre auch zu wissen, bei welchen Teilen einer Musikstunde die Störungen vorwiegend auftreten: Singen, Arbeit mit Instrumenten, Musik hören, Schriftilche Beschäftigung …

Ein Patentrezept gibt es meiner Meinung nach nicht. Wie Heco schon gesagt hat, ist es sicher wichtig, einen Auftrag bereit zu halten, um bei einem Unterrichtsausschluss reagieren zu können.

Mit freundlichen Grüssen
Troubadix