Ich unterrichte mehrheitlich an Sekundarklassen, jedoch auch eine Doppelstunde NMM an einer 7.Realklasse. In dieser Klasse sind nun einige Schüler, die ständig kurze Zwischengeräusche von sich geben, es ist höchst selten, dass im Zimmer wirklich einmal absolute Ruhe ist. Manchmal artet die Situation aus und alle sprechen wild durcheinander. Das Verfolgen der Geräusche ist anstrengend und ich habe das Gefühl, dass Strafaufgaben diese Geräusche nicht zu stoppen vermögen. Zumal habe ich auch nicht Lust, mich nur noch mit dem Verteilen von Strafen zu beschäftigen und mich dabei zu verzetteln. Ich habe bereits versucht, die Geräusche zu ignorieren, doch wird es dann nur noch unruhiger in der Klasse. Beim Klassenlehrer sind die Schüler jeweils enorm still, als Fachlehrerin habe ich wohl einfach einen schweren Stand. Die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern scheint mir aber nicht schlecht oder verfahren zu sein. Dennoch bin ich nach dieser Doppelstunde oft ratlos, wie ich Ruhe in die Klasse bringen könnte.
Liebe Tina
Anhand deiner Beschreibung ist es nicht ganz einfach, die Situation klar zu analysieren, weil nicht offensichtlich ist, welche Bedeutung und Funktion die Zwischengeräusche der Schüler haben: Geht es um Kontaktaufnahmen mit dir? Wollen sie schauen, wie du reagierst? Sind sie über- oder unterfordert? Wollen sie den Mädchen imponieren? Sind sie mit dir in Konkurrenz um die Leitung der Gruppe?.. Vielleicht ist dir das auch noch nicht so klar.
Als Dozent für schwierige Schulsituationen und auch als Lehrperson erachte ich es als wichtig, möglichst viele Informationen von den direkt Beteiligten zu erhalten, um passende Massnahmen einleiten zu können. Mit dieser Arbeit hast du ja schon begonnen, denn du weisst, dass die Schüler beim Klassenlehrer ruhiger sind. Wie leitet er die Klasse anders, dass die Schüler dort ruhiger sind? Kannst du allenfalls von dieser Information profitieren? Du sagst, dass trotz eurer Schwierigkeiten die Beziehung zu Schülerinnen und Schülern gut sind. Für mich bedeutet dies, dass auch sie eine wichtige Informationsquelle sein könnten. Wie sehen es die Mitschülerinnen und Mitschüler? Welche Bedeutung geben sie den störenden Verhaltensweisen? Fühlen sie sich selber im Lernen beeinträchtigt? Was sagen die „Störer“ selber dazu? Wenn du alleine deine Situation in dieser Klasse näher analysieren möchtest, könnte auch die Frage nach Ausnahmen sinnvoll sein: Was unterscheidet Momente, wo es besser läuft und weniger Zwischengeräusche da sind von problematischeren Situationen. Wie unterscheidet sich die Situation, was machen die anderen Schülerinnen und Schüler dann wie anders, was machst du dann anders?
Ich an deiner Stelle würde - je nach Involviertheit der Klasse - allen oder nur den Störern deine Betroffenheit und deine Gefühle schildern und ausdrücken, wie belastend die Situation für dich ist.
Wie du selber sagst, ist deine Arbeitspräsenz mit 2 Lektionen in dieser Klasse sehr beschränkt. Dies macht sowohl den Beziehungsaufbau zu den Schülerinnen und Schülern wie auch das wirkungsvolle Intervenieren nicht ganz einfach. Ich würde dir deshalb auch empfehlen, das Gespräch und die Zusammenarbeit mit der Klassenlehrperson zu suchen. Die Situation wird sicherlich einfacher, wenn die Schüler merken, dass ihr zusammen an einem Strick zieht und die Informationen zwischen euch fliessen. Allenfalls musst du dich an sein Konzept andocken, wenn eure Ideen nicht zu weit auseinander liegen. Welche Regeln hat er in der Klasse installiert und welche Folgen haben Übertretungen dieser Regeln?
Prüfe für dich selber auch die Situation, ob du in Zukunft ein so kleines Pensum an einer Klasse übernehmen willst.
Ich hoffe, dass dir meine Anregungen und Fragen ein Stück weiterbringen. Alles Gute und viel Erfolg wünscht dir
Sputnik